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Klimawandel in Stuttgart: So schwül wird es im Jahr 2100


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Klimawandel in Zahlen
So heiß wird es in Stuttgart – die Werte für das Jahr 2100


Aktualisiert am 27.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Impressionen aus dem Möhringer Freibad (Archivbild): Die Zahl der heißen Tage wird deutlich zunehmen.Vergrößern des Bildes
Impressionen aus dem Möhringer Freibad (Archivbild): Die Zahl der heißen Tage wird deutlich zunehmen. (Quelle: 7aktuell/imago-images-bilder)

Werden Kinder in Stuttgart noch Schneemänner bauen können? Wie lang werden Hitzewellen? Forscher geben einen Ausblick auf das Jahr 2100.

Ach, was waren das für Zeiten: 1977 berichtete die "Stuttgarter Zeitung" über "Überhitzung" in der Stadt. Gemessen wurden damals gerade einmal 28 Grad. Keine 50 Jahre später sind solche Temperaturen normal: Von Juni bis September 2023 wurden in jedem einzelnen Monat mehr als sechs Tage registriert, an denen es 30 Grad und heißer war.

Der Klimawandel ist real. Und die steigenden Temperaturen sind nur eine der Veränderungen, mit denen die Bürger umzugehen lernen müssen. Hinzu kommen Extremwetterereignisse: Starkregen, Überschwemmungen, Stürme, folgenschwere Hagelschauer und ausgedehnte Dürreperioden. Die dadurch angerichteten wirtschaftlichen Schäden sind immens, die Bundesregierung bezifferte sie 2022 auf mehr als 80 Milliarden Euro.

Aber wie schlimm wird es wirklich? Die Autoren der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 sehen Stuttgart an der Grenze zwischen einer der trockensten und einer der wärmsten Regionen Deutschlands. Ihre Prognose für die Zukunft lautet, dass Hitze hier im Vergleich zum Rest der Republik ein überdurchschnittlich wachsendes Problem wird.

Klimaprojektion auf Landkreisebene: Das erwartet Stuttgart

Einen detaillierten Blick in die Zukunft Stuttgarts erlauben die Daten der Helmholtz-Experten des Climate Service Center Germany (GERICS). Die Forscher haben für alle deutschen Landkreise Zukunftsszenarien mit 85 verschiedenen regionalen Klimamodellsimulationen berechnet. Dadurch lässt sich für Stuttgart und Umgebung abschätzen, was wohl auf die Einwohner zukommt: In welchem Korridor wird künftig die Durchschnittstemperatur liegen, wie lang werden die Hitzeperioden sein, wie viele tropische Nächte sind zu erwarten, an wie vielen Wintertagen fällt die Temperatur überhaupt noch unter 0 Grad, wie viele Starkregentage sind zu erwarten und wie wird die Dürresituation?

Abhängig davon, wie sich der CO2-Ausstoß in der Zukunft entwickelt, ergeben sich für jede Simulation andere Werte. Unterschieden werden Szenarien für hohe Emissionen (RCP8.5), mittlere Emissionen (RCP4.5) und niedrige Emissionen (RCP2.6).

Stuttgart schwitzt

Für Stuttgart heißt das konkret: Sollte der CO2-Ausstoß in Zukunft nicht sinken, erwarten die mittleren Klimamodellsimulationen einen Temperaturanstieg bis Mitte des Jahrhunderts um 1,9 Grad und bis Ende des Jahrhunderts sogar um 3,5 Grad. Statt wie im Durchschnitt der Jahre 1971 bis 2000 gäbe es im Worst-Case-Szenario Ende des Jahrhunderts nicht mehr 5,4 Hitzetage mit mehr als 30 Grad im Jahr, sondern 20,8.

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Tropennächte, in denen die Menschen nur schlecht Erholung finden, weil die Temperatur nie unter 20 Grad fällt, gab es im vergangenen Jahrhundert in der gesamten Bundesrepublik noch kaum. Ende des 21. Jahrhunderts müsste man in Stuttgart mit 9,6 solcher Nächte jedes Jahr rechnen. Das wäre deutlich mehr, als Hannoveraner (4,7), Münchner (6,0) oder Berliner (8,7) erleiden müssten. Auch Frankfurt bliebe mit 9,2 Tropennächten hinter Stuttgart zurück. Nur Köln träfe es mit 10,7 solcher Nächte noch härter.

Auch bei den schwülen Tagen gäbe es einen steilen Anstieg. Normal waren Ende des vergangenen Jahrhunderts 4,2 solcher warmen Tage mit hoher Luftfeuchtigkeit. 100 Jahre später werden Stuttgarter der Worst-Case-Projektion zufolge jedes Jahr 33,3 schwüle Tage erleben. Das ist eine enorme Belastung für den Körper. Denn bei hoher Luftfeuchtigkeit ist die natürliche Temperaturregulation gestört: Der Schweiß kann nicht verdunsten, es entsteht keine Verdunstungskühle auf der Haut. Ein Hitzschlag droht.

Dürre im Sommer, kaum mehr Schnee im Winter

Die Zahl der Trockentage pro Jahr ändert sich im RCP8.5-Szenario zwar kaum, und die Summe des jährlichen Niederschlags stiege in Stuttgart sogar an. Aber während im Winter ein deutliches Niederschlagsplus steht (17,8 Prozent mehr im Vergleich zum Ende des 20. Jahrhunderts), geht der Sommerniederschlag um fast fünf Prozent zurück.

Diana Rechid, die beim Climate Service Center Germany die Abteilung für regionalen und lokalen Klimawandel leitet, gibt zudem zu bedenken, dass die Bodentrockenheit nicht nur durch Niederschlag, sondern auch durch Verdunstung bedingt ist. Dürre wird in Stuttgart also vor allem ein Problem des Sommers sein, wenn die Hitze die Verdunstung antreibt.

Und im Winter wird der Niederschlag häufig in anderer Form fallen als heute. Aus Schnee wird zunehmend Regen. Von 1971 bis ins Jahr 2000 waren noch 85 jährliche Frosttage in Stuttgart normal. Nicht einmal die Hälfte davon wird übrig bleiben. Die Zahl der sogenannten Eistage, an denen die Temperatur dauerhaft unter dem Gefrierpunkt bleibt, sinkt im Worst-Case-Szenario sogar gen null.

Allerdings muss es ja nicht so enden: Für den Fall, dass der Klimaschutz ab jetzt ernst genommen würde und dem auch Taten und umfangreiche Maßnahmen zur CO2-Vermeidung folgten, stiege die Temperatur in Stuttgart bis Ende des Jahrhunderts nur um 1,2 Grad an und es gäbe nur 2,8 Hitzetage pro Jahr mehr. Die Zahl der Frosttage nähme im optimistischen RCP2.6-Szenario aber immer noch in erheblicher Größenordnung ab – nämlich um 19,9 Tage pro Jahr.

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