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Protest bei Porsche in Stuttgart: Aktivistin zieht blank und klebt sich fest


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Aktivisten blockieren Zufahrt
Nackter Protest bei Porsche-Versammlung


Aktualisiert am 29.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Protest in der Stuttgarter Porsche Arena: Eine Aktivistin hat sich mit entblößter Brust an einen Porsche geklebt. Zuvor beschmierte sie das ausgestellte Fahrzeug.Vergrößern des Bildes
Protest in der Stuttgarter Porsche Arena: Eine Aktivistin hat sich bei entblößten Brüsten an einen Porsche geklebt. Zuvor beschmierte sie das ausgestellte Fahrzeug. (Quelle: Projekthaus Amsel44 )

Protest bei der Porsche-Hauptversammlung: Aktivisten der "Letzten Generation" blockieren die Zufahrt zur Porsche Arena. Auf der Veranstaltung selbst zieht eine Aktivistin blank.

Wirbel um die Hauptversammlung von Porsche in Stuttgart: Aktivisten der "Letzten Generation" blockieren aktuell die Zufahrt zur Veranstaltung in der Porsche Arena. Mit einem Nackt-Protest wird auch die Veranstaltung gestört. Zudem verteilen Demonstranten Flyer und blutige Geldscheine. Auf Plakaten wird die Vergangenheit von Unternehmensgründer Ferdinand Porsche angeprangert. Es kam laut Polizei zwischenzeitlich zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und Staus.

Wie Protestierende vom Wolfsburger "Projekthaus Amsel44" mitteilten, hat sich unter anderem eine Frau Zutritt zur Hauptversammlung verschafft und dort an einen Porsche geklebt. Zuvor beschmierte sie ihn den Angaben zufolge mit einer blutähnlichen Farbe, entblößte ihren Oberkörper und demonstrierte mit nackter Brust. Während die Sicherheitskräfte versuchten, sie von dem Fahrzeug zu lösen, schrie sie den Aktionären und Porsche-Mitarbeitern Botschaften entgegen.

Auf ihren entblößten Brüsten sei zudem eine Botschaft geschrieben gewesen, die die Nazi-Vergangenheit des Konzerns thematisierte, wie ein Teilnehmer der Veranstaltung und Augenzeuge t-online sagte. Nach wenigen Minuten sei sie schon wieder vom Fahrzeug entfernt worden. Das sei jedoch sehr unsanft geschehen. Porsche war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

"Amsel44": Aktivisten aus Wolfsburg protestieren in Stuttgart

Wie eine Reporterin und das "Projekthaus Amsel44" berichten, protestieren verschiedene Gruppierungen vor Ort. Welche genau das sind, ließe sich jedoch schwer sagen. Viele seien nicht organisiert. Neben der "Letzten Generation" demonstriert mindestens eine weitere Stuttgarter Gruppe vor dem Eingang in der Mercedesstraße. Eine Handvoll Menschen sei auch aus Wolfsburg angereist, bestätigte das "Projekthaus Amsel44" auf Nachfrage von t-online.

"Amsel44" sei ein Aktions-Kampagnenhaus, von dem seit einem Jahr eine Kampagne gegen den Volkswagen-Konzern ausgehe, so der Sprecher. Die Gruppe fordert demnach einen sozial-ökologischen Umbau von Volkswagen. Dieser solle einen "Komplettausstieg von VW aus der Automobilproduktion, den Stopp ausbeuterischer Verhältnisse und einen Umbau der Industrie" umfassen. Stattdessen solle auf die Produktion von Fortbewegungsmitteln für die Verkehrswende umgestiegen werden.

Zudem kritisierten die Aktivisten die fehlende öffentliche Auseinandersetzung mit der Rolle von Firmengründer Ferdinand Porsche im Nationalsozialismus.

"Letzte Generation" blockiert Zufahrtswege zur Porsche Arena

Insgesamt sechs Klimaaktivisten der "Letzten Generation" haben sich laut eigenen Angaben südlich sowie nördlich der Arena festgeklebt und blockierten sowohl die Talstraße als auch die Benzstraße. Die Polizei bestätigte das auf Nachfrage von t-online.

Mit Pappschildern wollen die Protestierenden nach eigenen Angaben "auf den fatalen Zusammenhang von Reichtum und Klimazerstörung" hinweisen: "Euer Luxus, unsere Dürre", sowie "Nach euch die Sintflut?" steht dort geschrieben.

Gegen 11.15 Uhr war die Blockade an beiden Standorten gelöst und die Fahrbahnen wieder frei, wie die Polizei mitteilte. Polizeibeamte setzten die Klimaaktivisten nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen nach eigenen Angaben wieder auf freien Fuß.

Stuttgart: Aktivisten kritisieren NS-Vergangenheit von Ferdinand Porsche

Die Aktivisten der "Letzten Generation" kritisieren in einer Pressemitteilung von Mittwochmorgen die aus ihrer Sicht bestehende Ungerechtigkeit im Klimaschutz. "Während Unternehmen wie Porsche über Herrn Lindner direkten Einfluss auf die Regierungspolitik nehmen und sich so ihre fossilen Profite sichern, treffen Klimaschutzmaßnahmen wie die CO2-Bepreisung Menschen mit niedrigem Einkommen besonders hart", wird ein Aktivist zitiert.

Zeitgleich hat sich vor dem Eingang der Schleyer-Halle und der Porsche-Arena eine weitere Protestgruppe postiert. Sie protestieren vor allem gegen die NS-Vergangenheit von Ferdinand Porsche, dem Firmengründer.

Auf dem Willi-Daume-Steg, der die Veranstaltungshallen mit dem Cannstatter Wasen verbindet, haben sie sich mit Plakaten postiert. Diese bezeichnen Porsche als "KZ-Betreiber" und "Kriegsverbrecher". Auch auf der Hauptversammlung selbst protestierten Aktivisten mit Transparenten, Klebeaktionen, Konfetti, blutverschmierten Geldscheinen und Farbbomben gegen den Konzern.

Porsche-Sprecher reagiert auf Kritik

Ein Porsche-Sprecher verwies angesichts der Vorwürfe auf die Rede von Vorstandschef Blume. Dieser sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Für uns ist völlig klar: Unseren Nachfahren eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, ist die wohl größte Herausforderung unserer Generation. Daran arbeiten wir mit voller Kraft." Die Debatte sei wichtig und richtig – sofern alle Beteiligten bereit seien, die Regeln der demokratischen Kultur zu achten.

Die Geschichte des Konstruktionsbüros von Ferdinand Porsche ist auch nach Angaben des Unternehmens eng mit dem Nazi-Regime verbunden. Im Zweiten Weltkrieg entstanden bei Porsche Militärfahrzeuge. In dieser Zeit wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Telefonat mit der Pressestelle der Polizei Stuttgart
  • Telefonat mit dem "Projekthaus Amsel44" aus Wolfsburg
  • Reporter vor Ort
  • Pressemitteilung der "Letzten Generation" vom 28. Juni 2023 (per E-Mail)
  • Pressemitteilung des "Projekthaus Amsel44" vom 28. Juni 2023 (per E-Mail)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • presseportal.de: Mitteilung des Polizeipräsidiums Stuttgart vom 28. Juni 2023
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