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Mainz: Paar entwirft Merchandise für den guten Zweck


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"Schorlidarität" mit Gastronomen
Mainzer Paar entwirft Modelinie für den guten Zweck


29.06.2021Lesedauer: 4 Min.
Die Mainzer Kneipe "Zur Andau" wurde während der Pandemie zum Corona-Testzentrum (Symbolbild): Ein Mainzer Paar wollte unter anderem diesen Betrieb vor der Schließung bewahren.Vergrößern des Bildes
Die Mainzer Kneipe "Zur Andau" wurde während der Pandemie zum Corona-Testzentrum (Symbolbild): Ein Mainzer Paar wollte unter anderem diesen Betrieb vor der Schließung bewahren. (Quelle: Hoffmann/imago-images-bilder)
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Aus einer Weinlaune heraus hat ein Mainzer Paar dem Kultgetränk der Stadt eine eigene Modekollektion gewidmet. Die Hälfte des Gewinns aus dem Projekt "Schorlidarität" kommt krisengebeutelten Bars und Clubs zugute.

Seit der Corona-Pandemie ist die Gastronomie stark reguliert: Die meisten Restaurants, Clubs und Bars mussten monatelang geschlossen bleiben und konnten sich höchstens durch die Einrichtung einer Corona-Teststelle oder Mitnahmeoptionen über Wasser halten – viele starben nach und nach. Doch ein Paar aus Mainz wollte sich damit nicht zufrieden geben:

Für Sarah Künnecke und Florian Hoffmann sind die Bars und Restaurants in Mainz ein zweites Wohnzimmer. Auf eine Lieblingskneipe wollen sie sich nicht festlegen – Hauptsache, nah an der Theke mit direktem Draht zum Wirt. "Da finden die ehrlichsten Gespräche statt", meint Sarah Künnecke.

Als durchsickerte, dass die Altstadtkneipe "Andau" in finanzielle Schieflage geraten ist und aus dem Stadtbild verschwinden könnte, saßen der gebürtige Mainzer und seine Freundin auf dem heimischen Sofa. Die "Andau" – seit Jahrzehnten eine feste Größe der Kneipenszene – einfach weg? "In dem Moment war uns klar: Wir wollen nicht auf dem Sofa sitzen und tatenlos zusehen, wie unsere geliebte Gastroszene verschwindet. Wir wollen mithelfen, die Vielfalt zu erhalten", sagt Florian Hoffmann.

"Schorlidarität": Aus dem Schlagwort wird eine Modekollektion

Der solidarische Gedanke, eine Aktion auf die Beine zu stellen, war dabei alles andere als ein Selbstläufer. Der erste Pandemie-Herbst kündigte sich an: Die Inzidenzen stiegen unaufhaltsam, die Barbetreiber und Kneipiers mussten ihre Außenbereiche wieder schließen. Auch als feststand, dass es für die "Andau" weitergeht, wurden die Sorgenfalten der Mainzer Gastronomen nicht weniger – ein Ende der Pandemie war noch nicht absehbar.

Künnecke und Hoffmann zückten ein Notizbuch und überlegten, wie sie auf kreative Weise die Gastrokultur unterstützen könnten. Am Ende ihres Brainstormings stand ein Schlagwort: "Schorlidarität" – eine Wortneuschöpfung aus dem Mainzer Nationalgetränk (Wein-)Schorle und Solidarität. Den Begriff hat sich Künnecke später markenrechtlich schützen lassen.

Mit einem Claim allein ist der lokalen Kneipen- und Kulturszene aber noch nicht geholfen. Und so überlegten sich die beiden, der Schorle mit einer kleinen Modekollektion zu huldigen und sie als Merchandise über einen eigenen Onlineshop zu vertreiben. T-Shirts, Kapuzenpullover, Stoffbeutel, Tassen und Gläser werden von Motiven geziert, die Hoffmann zuvor auf seinen Block zeichnete. Zwei Schorlegläser, die sich zuprosten, oder zwei Hände, die kumpelhaft einschlagen. Sarah digitalisierte die Bleistiftzeichnungen anschließend.

An wen spenden, wenn alle in der Krise stecken?

Fast ein halbes Jahr lag zwischen der ersten Idee und der online aufrufbaren Kollektion. Seit Ostern ist die Schorle-Merchandise-Auswahl auf der eigens eingerichteten Website zu finden. Bis spätabends hat sich das junge Paar Online-Tutorials darüber angeschaut, wie man eine eigene Domain aufzieht, Bildergalerien einfügt und Social-Media-Kanäle einbettet. 500 Follower hat das Projekt mittlerweile auf Instagram.

Die Resonanz ist überwiegend positiv. Vereinzelt im Netz und anonym in Kommentarspalten wird dem Paar allerdings unterstellt, sich mit einer solidarischen Marketingaktion ein zweites finanzielles Standbein aufbauen zu wollen. "Aber das ist Quatsch. Finanziell profitieren wir beide überhaupt nicht von dem Onlineshop", sagt Hoffmann. Die eine Hälfte der Einnahmen komme ausgewählten Gastronomen zugute, die andere Hälfte werde direkt in neue Ideen und Kollektionen investiert.

Stellt sich noch die Frage: Wen unterstützen in der Krise? Bei weit über 100 Kneipen, Bars, Restaurants und Clubs in der Stadt keine leichte Entscheidung. Bekommt jeder eine kleine Summe als Unterstützung oder einer alles, und wenn ja: wer? "Darüber haben wir sehr lange diskutiert. Wir haben uns am Ende dazu entschieden, Schecks in Höhe von 500 Euro zu überreichen", erklärt Künnecke.

Im Vorfeld telefonierte sie mit vielen Bar- und Clubbesitzern und war überrascht, wie solidarisch sich die Mainzer Gastrobetreiber in der Krise zeigten. "Alle haben sich über unsere Aktion gefreut, aber viele auch die finanzielle Unterstützung abgelehnt. Oft mit dem Argument, das Geld lieber Kollegen in der Gastroszene zu überlassen, die von der Pandemie noch mehr getroffen sind", berichtet sie weiter.

Erster "Schorlidaritätszuschlag" geht an Rock-Club "Caveau"

Mitte Juni konnte dann der erste "Schorlidaritätszuschlag" überreicht werden: Im "Caveau" am Schillerplatz, wo sonst von 50er-Rock'n'Roll bis Hardrock gefeiert wird, präsentierten Sarah Künnecke und Florian Hoffmann die erste Spende via Livestream. Gerade Clubs, die nicht auf To-go-Angebote oder Betrieb der Außengastronomie bauen konnten, treffe die Pandemie besonders hart. Entsprechend zufrieden sind die beiden, mit dem "Caveau" eine jahrzehntelange Institution des Mainzer Nachtlebens unterstützen zu können.

Ist der Onlineshop offline, sobald sich die Mainzer wieder auf der Tanzfläche dicht zusammendrängen und in den Armen liegen? "Nein, wir wollen langfristig dort unterstützen, wo Hilfe gebraucht wird", meint Sarah Künnecke. Clubsterben – das Wort hatte in Mainz auch schon vor dem Coronavirus Konjunktur. Immer wieder verschwanden einzelne Locations von der Bildfläche. Das Paar habe schon neue Gedankenspiele, wie beide ihren Onlineshop erweitern können:

Passend zum Wein, der in Kooperation mit einem rheinhessischen Winzer und eigenem Etikett vertrieben wird, sollen bald Schoppegläser folgen. Wohin die nächste Spende geht, ist noch offen. "Wir stehen mit verschiedenen Gastronomen in Kontakt und werden uns da noch abstimmen", sagt Florian.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Gründerpaar Sarah Künnecke und Florian Hoffmann
  • Instagram-Account "Schorlidarität"
  • Eigene Recherchen
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