Mainz Malteser: "Zustände auf Lesbos nicht akzeptabel"
Nach einer Reise zu den Flüchtlingslagern auf der griechischen Insel Lesbos hat sich der Leiter der Malteser-Flüchtlingshilfe in Rheinland-Pfalz und Hessen, Behrouz Asadi, erschüttert über die Situation der dort gestrandeten Menschen gezeigt. "Die Zustände sind nicht akzeptabel", sagte Asadi der Deutschen Presse-Agentur. Neun Monate nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria zeichne sich ab, dass die provisorische Unterbringung der rund 6500 dort lebenden Flüchtlinge zum Dauerzustand werde.
Die Menschen, mit denen er gesprochen habe, litten sehr unter ihrer als ausweglos empfundenen Lage, sagte Asadi. Die anhaltende Ungewissheit sei eine große Belastung. "Ich bin seelisch kaputt", habe ihm ein syrischer Akademiker gesagt. Dringend nötig sei eine bessere medizinische und soziale Versorgung. "Es darf nicht sein, dass die Menschen dort nur als Zahlen betrachtet werden", sagte Asadi.
Der Flüchtlingshelfer des kirchlichen Hilfswerks kritisierte, dass es weder ein Angebot zu Corona-Schutzimpfungen noch Informationen dazu gebe. Nötig sei die Untersuchung des erforderlichen Bedarfs durch eine unabhängige Fachkommission.
Stattdessen habe er auf Lesbos wahrgenommen, dass es vor allem um Kontrolle und Eindämmung gehe, nicht aber um Projekte, die das Leben der Menschen verbessern könnten. Daher bemühten sich viele Flüchtlinge, in Eigeninitiative ihre Situation etwas zu verbessern, etwa mit der Anlage von Solarflächen auf den Zeltdächern, um eine eigene Stromversorgung zu ermöglichen.
Asadi brachte Geräte für die Kinderstation und den Kreißsaal der Klinik auf Lesbos mit sowie 40 000 Corona-Schutzmasken. Im Anschluss an seine Reise wolle er die Wohlfahrtsverbände in Deutschland, die EU und den Vatikan zum Handeln auffordern, um den auf Lesbos gestrandeten Menschen so weit wie möglich ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
In Athen besuchte Asadi das Flüchtlingslager Eleonas. Dort lebten etwa 2500 Menschen in Containern, Baracken oder Zelten unter teilweise katastrophalen Bedingungen, sagte er. Unter ihnen seien sowohl Menschen, deren Asylantrag abgelehnt worden sei, als auch andere, die eine Anerkennung erhalten hätten. Wer als Flüchtling anerkannt worden sei, erhalte keine finanzielle Unterstützung, keine Wohnung. Daher bleibe ihnen keine andere Wahl als die Behelfsunterkunft im Lager. Europa dürfe diese Situation nicht weiter tatenlos hinnehmen, sagte Asadi. "Es ist Zeit zu handeln, bevor sich die Situation verschlechtert und nicht mehr zu kontrollieren ist."