Mainz Bald zehn Prozent geimpft: Geschäfte müssen wieder schließen
Der Einzelhandel in Rheinland-Pfalz muss wegen der steigenden Corona-Neuinfektionen Anfang nächster Woche in vielen Kommunen aller Voraussicht nach wieder schließen und zum sogenannten Termin-Shopping zurückkehren. Bis Ende kommender Woche sollen zugleich fast zehn Prozent der rund 4,1 Millionen Bürger gegen das Coronavirus geimpft sein - zumindest mit der ersten Dosis. Beim Weg aus der Pandemie soll auch ein inzwischen flächendeckendes Netz von kostenlosen Schnelltests für alle Bürger helfen.
Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner lag am Freitag mit 53,8 zum zweiten Mal hintereinander über dem entscheidenden Schwellenwert von 50 - Tendenz steigend (Donnerstag: 50,7). Im Geiste der Bund-Länder- Beschlüsse gelte: "Liegt die Sieben-Tages-Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 50, greifen Sicherheitsmechanismen", erläuterte Impfkoordinator und Gesundheitsstaatssekretär Alexander Wilhelm (SPD) am Freitag in Mainz.
Die Einschränkungen oder Rückschritte der Öffnungen gelten dann für die Kommunen und Kreise, die eine Inzidenz zwischen 50 und 100 haben. Für den Einzelhandel heißt das Termin-Shopping. Dabei gilt: ein Kunde auf 40 Quadratmetern mit Terminvereinbarung und Kontaktverfolgung. Möglich seien zudem wieder Einschränkungen in Wirtschaft, Kultur und Sport, die Kommunen entschieden das nach Musterverordnungen vor Ort. Wieder voll geöffnet werden kann erst, wenn die Inzidenz "stabil" - also mehrere Tage - wieder unter 50 sinkt. Bei einer Inzidenz von über 100 ist auch kein Termin-Shopping möglich.
Mit den Impfungen in den Arztpraxen werde Mitte April begonnen, und die Impfzentren würden parallel weiter betrieben, sagte Wilhelm. Vorher gebe es noch nicht genügend Impfstoff, um sowohl in den 32 Zentren als auch in den Praxen Spritzen zu setzen. Von April an solle Rheinland-Pfalz jede Woche rund 110 000 Impfstoffdosen erhalten, bisher seien es seit Beginn der Lieferungen gut 620 000.
Rheinland-Pfalz steht mit seinen Impfungen weiterhin in der Spitzengruppe der Bundesländer und liegt mit den Quoten für Erst- und auch für Zweitimpfungen über dem Bundesschnitt. Neben Biontech und Moderna werde auch weiterhin mit Astrazeneca geimpft - in Übereinstimmung mit den aktuellen Einschätzungen und Aussagen der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Bundesgesundheitsministeriums.
Die Landesregierung hat sich vertraglich rund 14,5 Millionen Schnelltests gesichert und 450 Teststationen landesweit aufgebaut. "Damit hat Rheinland-Pfalz nun ein flächendeckendes Angebot an Teststellen für die Bürgerinnen und Bürger geschaffen", sagte Detlef Placzek, Koordinator des Projektes "Testen für Alle". "Vereinzelt haben Teststellen sogar mobile Teams geschaffen, welche Testungen vornehmen." Weitere Stationen könnten sich im Übersichtsportal registrieren. Ein Engpass sei nicht erkennbar, zumal Arztpraxen und Apotheken selbstständig Schnelltests beschafften. Für die Tests seien rund 3700 Helfer - freiwillige und professionelle - geschult worden.
Das gesonderte Programm für die Testung der Mitarbeiter von Schulen und Kitas laufe parallel weiter - bis Ende März. Lehrer und Erzieher können sich so oft pro Woche testen lassen, wie sie es wollen. Derzeit entwickle die Landesregierung zudem - wie im Beschluss der Ministerpräsidenten und der Kanzlerin festgelegt - ein weiteres Konzept, in dem die Schüler ab April getestet werden können. Sie können sich aber bereits jetzt in den 450 Stationen wie andere Bürger auch testen lassen.
Die Rheinland-Pfälzer, die einen Selbsttest im Handel ergattert haben, müssen bei einem positiven Ergebnis von Sonntag an verpflichtend einen Antigentest von geschultem Personal vornehmen lassen. Dafür stünden die vom Land eingerichteten Teststellen zur Verfügung, teilte das Gesundheitsministerium mit. "Ist dieses Ergebnis ebenfalls positiv, hat sich diese Person in Quarantäne zu begeben."