Mainz Keine Impfpriorisierung mehr: Ansturm hält sich in Grenzen
Der Ansturm auf die Anmeldung für eine Corona-Schutzimpfung nach Aufhebung der Priorisierung hat sich am Montag in Rheinland-Pfalz in Grenzen gehalten. Mehr als 47 000 Menschen hätten sich bis zum späten Mittag beim Terminpool für die Impfzentren angemeldet, teilte das Gesundheitsministerium in Mainz mit. Das Online-Portal des Landes sei dabei stabil gelaufen, technische Probleme habe es nicht gegeben.
"Die bisherige Anzahl der Registrierungen ist ein guter Indikator dafür, dass wir zum einen in Rheinland-Pfalz mit den Impfungen schon gut vorangekommen sind, zum anderen auch dafür, dass die Menschen auch den Weg über die niedergelassenen Ärzte und ab heute auch über die Betriebsärzte nutzen", sagte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD).
"Die Anfragen sind zahlreich, aber händelbar - kein Vergleich zum Impfstart im April oder zur Aufhebung der Priorisierung für Astrazeneca über Nacht", sagte die Vorsitzende des Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz, Barbara Römer. Von den rund 1,5 Millionen erwarteten Impfdosen im Juni gehen etwa zwei Drittel an die niedergelassenen Mediziner und die Betriebsärzte und etwa ein Drittel an die 32 Impfzentren im Land.
Römer lobte die Internetaffinität der "eher jüngeren Anfragenden": Diese entlasteten die Telefone in den Praxen, "so dass Akuterkrankte die Chance haben, mit uns telefonisch Kontakt aufzunehmen". Dies sei zu Beginn der Impfkampagne in den Praxen mit Anfragen von Menschen über 70 und 80 Jahren verständlicherweise noch anders gewesen.
Auch Betriebsärzte können jetzt impfen. Allerdings ist der Impfstoff nach wie vor knapp. Mit Boehringer Ingelheim kündigte einer der ganz großen Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz an, am Mittwoch mit den Betriebsimpfungen zu beginnen. Seit Montag können sich Beschäftigte des Pharmakonzerns in der Produktion, der Forschung und der Entwicklung dafür registrieren lassen, die ausschließlich auf den Werksgelände arbeiten können. Diese Priorisierung berücksichtige das erhöhte Risiko dieser Menschen, teilte das Unternehmen mit. In einer zweiten Phase werde das Impfangebot auf alle Mitarbeitenden ausgeweitet, die von zu Hause aus arbeiten.
Mit der angekündigten Impfstoffmenge könnten voraussichtlich an den Standorten Ingelheim und Biberach (Baden-Württemberg) täglich jeweils bis zu 280 Menschen ihren Piks bekommen. Am Standort Dortmund beginnt das Unternehmen am 14. Juni mit den Spritzen. In Deutschland beschäftigt Boehringer Ingelheim insgesamt rund 16 300 Menschen.
Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren können sich auch piksen lassen, allerdings nur bei ihren Ärzten und nicht in den Impfzentren. Dies gelte, solange es noch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für diese Altersgruppe gebe, heißt es im Ministerium.
In den Impfzentren hat bei den Neuanmeldungen nur noch Priorität, wer über 70 Jahre alt ist. Die bisherigen Anmeldungen aus den Prioritätsgruppen 1 bis 3 werden aber zuerst abgearbeitet, bevor die anderen an der Reihe sind.
In der Prio-Gruppe 1 sind nur noch rund 50 Menschen im Wartepool, etwa 3700 haben zumindest einen Termin, wie Hoch mitteilte. In der Prio-Gruppe 2 warteten noch rund 200 Menschen auf einen Termin, etwa 60 000 hätten bereits einen. In der Prio-Gruppe 3 warteten noch etwa 230 000 Rheinland-Pfälzer, weitere 143 000 hätten bereits einen Termin für die erste Spritze.
Vorreiter bei den Impfungen durch Betriebsärzte ist der Chemieriese BASF in Ludwigshafen. Seit Inbetriebnahme des Impfzentrums am 14. April hätten bis Ende vergangener Woche rund 14 500 BASF-Mitarbeitende eine Erstimpfung erhalten, teilte ein Konzernsprecher mit. Dies sei strikt nach der durch das Land Rheinland-Pfalz vorgegebenen Impfreihenfolge - Prio-Gruppen zwei und drei - erfolgt.
Alle Mitarbeitenden der BASF am Standort Ludwigshafen können sich dem Sprecher zufolge von diesem Montag an für einen Impftermin registrieren. Da die Verfügbarkeit von Impfstoff aber nach wie vor begrenzt sei, würden freie Termine zunächst Registrierten der Impfgruppe drei angeboten, die bisher keine Impfung erhalten hätten.
Bis einschließlich Sonntag sind laut Robert Koch-Institut in Rheinland-Pfalz 44,0 Prozent der Menschen einmal geimpft worden - etwas weniger als im Bundesdurchschnitt von 45,7. Bei den Zweitimpfungen sind es mit 21,8 etwas mehr als im Bundesdurchschnitt von 21,3.