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Rassismusvorwurf: Zoo Leipzig muss Afrika-Shows einstellen


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"Hakuna Matata" und "El Dorado"
Rassismusvorwurf: Zoo Leipzig soll Afrika-Show einstellen

Antonia Weber

20.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Promo-Bild des Zoo Leipzig zur "Hakuna Matata"-Show: Diese und ähnliche Veranstaltungen im Zoo würden Rassismus verbreiten und sollen überarbeitet werden, beschloss der Stadtrat.Vergrößern des Bildes
Promo-Bild des Zoo Leipzig zur "Hakuna Matata"-Show: Diese und ähnliche Veranstaltungen im Zoo würden Rassismus verbreiten und sollen überarbeitet werden, beschloss der Stadtrat. (Quelle: Zoo Leipzig)
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"Hakuna Matata" oder "El Dorado" heißen exotische Shows im Zoo Leipzig. Nun beschloss der Stadtrat, dass die Shows eingestellt werden müssen – wegen Rassismus. Während der Debatte wurde es laut im Rathaus.

In der Mai-Sitzung des Leipziger Stadtrates wurde ein Antrag des Migrantenbeirats mit besonderer Spannung erwartet. Darin ging es um einige "exotische" Shows, die im Zoo Leipzig regelmäßig stattfinden – und denen schon lange vorgeworfen wird eine kolonialistische Haltung einzunehmen und rassistische Stereotype zu reproduzieren.

Die viele Jahre andauernde Debatte um den Leipziger Zoo, seine koloniale Vergangenheit und die kritisierten Veranstaltungen fand am Mittwoch ein emotionales Ende. Shows wie "Hakuna Matata", den "El Dorado"-Abend oder die "Copacabana Sambashow" soll es in der bisherigen Form nicht mehr geben, beschloss der Stadtrat.

Stadtrat Leipzig: Emotionale Debatten zum Thema Rassismus

"Ich weiß, dass dies ein emotional aufgeladenes Thema ist und zu emotional aufgeladenen Debatten geführt hat", so eröffnete Mohamed Okasha, Co-Vorsitzender des Migrantenbeirats, seine Rede vor dem Rat.

Nachdem im November 2020 die Linksfraktion für die Aufnahme der "Leipziger Kolonialgeschichte" in die Erinnerungskultur der Stadt sorgte, wies der Migrantenbeirat auf die Bedeutung und Verantwortung des Zoo Leipzig bei diesem Thema hin.

Der Beirat kritisierte, dass durch Veranstaltungen wie den "Hakuna Matata"-Abend oder das Afrika-Dinner rassistische Stereotype reproduziert würden. Die Diversität Afrikas, ein Kontinent mit 54 Ländern, modernen Metropolen und verschiedensten Menschen, würde auf einige wenige Klischeebilder reduziert.

"Und während wir die letzten Monate und Jahre darüber debattiert haben, wurde eine neue Veranstaltung namens "El Dorado" im Zoo eingeführt, die wiederum Südamerika stereotypisiert", sagte Okasha.

Zoo Leipzig: Formate müssen bis Ende des Jahres ersetzt werden

Die Gespräche zwischen Zoo, Migrantenbeirat und Stadt scheinen also nicht zielführend gewesen zu sein. Das zeigte auch die mittlerweile dritte Fassung des Antrags unter Okasha und den restlichen Mitgliedern des Beirates.

Deshalb forderte man nun direkt den Oberbürgermeister Burkhard Jung als Gesellschaftervertreter der Zoo Leipzig GmbH auf, die genannten Veranstaltungsformate bis Ende 2022 zu ersetzen. Außerdem solle OB Jung dafür sorgen, dass die koloniale Vergangenheit des Zoos weiter aufgearbeitet und auf dem Zoo-Areal sowie in Publikationen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werde.

Vor allem die sogenannten "Völkerschauen", die zwischen 1876 und 1931 im Leipziger Zoo stattfanden, müssten dringend aufgearbeitet werden. Bei diesen "Menschenzoos" wurden nicht-weiße Menschen im Leipziger Zoo in ihren umzäunten Gehegen zur Schau gestellt.

CDU-Stadträtin Niermann: "Ich kann keinen Rassismus feststellen"

Auf Okasha folgten einige Gegenredner. So zum Beispiel CDU-Stadträtin Andrea Niermann, die sich verärgert darüber zeigte, dass der Migrantenbeirat dem Zoo Rassismus unterstellen würde. Sie selbst habe die Veranstaltungen im Zoo besucht und "keinen Rassismus feststellen können".

Wenig überraschend meldete sich auch die AfD-Fraktion zu Wort. Roland Ulbrich warf stellvertretend für diese die Frage auf, ob diejenigen denn nicht die wahren Rassisten seien, die diese Veranstaltungen "verbieten" wollen.

FDP-Rat Morlok: "Afrika nicht auf Bilder von Trommeln und Lehmhütten reduzieren"

Als FDP-Stadtrat Sven Morlok (Freibeuter) nach vorne tritt und verkündet, dass seine Fraktion mehrheitlich für den Antrag des Migrantenbeirats stimmen werden, wird es laut im Saal. Die Verwunderung nimmt auch nicht ab, als er bemängelt, dass Afrika bei den Veranstaltungen nicht auf die vermittelten Bilder reduziert werden dürfe.

Er selbst sei kürzlich in Kenia gewesen: Afrika sei ein großer Kontinent, der auch aus technologischem Fortschritt und der "Rohstoff-Ausbeutung für den Wohlstand in Europa" bestehe. Nichts davon werde im Zoo vermittelt – nur Trommeln, traditionelle Gewänder und Lehmhütten.

Außerdem forderte Morlok die Gegenredner noch einmal auf, sich den Antrag genau durchzulesen: Keinem im Zoo, weder den Mitarbeitern noch Zoodirektor Jörg Junhold selbst, werde Rassismus vorgeworfen. Es würden lediglich die Veranstaltungen mit rassistischen Stereotypen kritisiert.

Stadtrat Leipzig: Deutliche Mehrheit stimmt für den Antrag

Der Antrag des Migrantenbeirates erhielt letztlich mit 36 Stimmen eine deutliche Mehrheit. Oberbürgermeister und Zoo-Gesellschaftsvertreter Burkhard Jung enthielt sich seiner Stimme. Dies wurde aufmerksam registriert, denn Jung stellte sich in der Vergangenheit eher hinter den Zoo. Nun müssen neue Veranstaltungsformate mit neuen Namen entwickelt werden.

Zoo Leipzig: "Distanzieren uns von jeder Form von Rassismus"

In einer Stellungnahme äußert sich der Zoo Leipzig zu der Debatte: "Der Zoo Leipzig distanziert sich entschieden von jeder Form von Rassismus und Ausgrenzung und verwahrt sich als Unternehmen mit all seinen Mitarbeitern und Partnern, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe, entschieden gegen Vorwürfe, die ihm rassistisches Verhalten und die Fortsetzung kolonialistischen Handelns sowie die Reproduktion von rassistischen Stereotypen vorwerfen."

Verwendete Quellen
  • Besuch der Sitzung im Stadtrat Leipzig am 18. Mai 2022
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