Leipzig Alle Neune in vier Wochen: Frühjahrs-Marathon für RB Leipzig
Der anstehende Frühjahrs-Marathon mit bis zu neun Spielen in vier Wochen ließ Domenico Tedesco völlig unbeeindruckt. "Wegen uns kann man auch weiterspielen. Wir sind gut drauf, das hat man gesehen. Auch wenn wir nicht gewonnen haben", sagte der Trainer von RB Leipzig nach dem fahrlässigen 0:0 gegen die harmlose Frankfurter Eintracht. Dabei könnte man denken, dass dem Coach des Vizemeisters der Fußball-Bundesliga die Verschnaufpause gerade gut ins Programm passen würde.
Schließlich erwartet Leipzig im April ein knochenhartes Programm, bei dem man sich mit Blick auf die Saisonziele eigentlich keinen Ausrutscher leisten darf. In der Bundesliga trifft man auf die Top-Teams Dortmund, Hoffenheim und Leverkusen, dazu kommen unangenehme Gegner wie Union Berlin und Borussia Mönchengladbach. Gegen Union geht es dann auch noch im Halbfinale des DFB-Pokals. Und nicht zuletzt sind da noch die zwei Viertelfinals der Europa League gegen Bergamo, zu denen sich noch das Halbfinal-Hinspiel gegen Braga oder die Glasgow Rangers gesellen könnte.
Im Schnitt spielt Leipzig alle drei Tage. Die Belastung wird sich im Vergleich zum März dadurch verdoppeln. Da hatte RB durch den Wegfall der Spiele gegen Spartak Moskau und der gerade angelaufenen Länderspielpause lediglich vier Partien bestritten. Im April kann Tedesco fortbildendes Training im Prinzip vergessen. Und auch bis zum Ende des Monats wird es damit schwierig.
Nach Tedescos Angaben bleiben nur fünf Profis in Leipzig. Der Rest verabschiedete sich zu den Nationalmannschaften. "Es gibt sonst nie die Möglichkeiten, in kleinen Gruppen zu trainieren", sagte Tedesco. Er fände das ganz gut und wird seine Rumpftruppe mit Spielern aus der U19 auffüllen.
Der Tapetenwechsel für den Großteil des Kaders kommt vielleicht ganz gelegen. So haben die Profis kaum Gelegenheit, sich über die teilweise grotesk vergebenen Chancen gegen Frankfurt Gedanken zu machen. 14-mal schoss Leipzig gegen die vom Europapokal müde Eintracht aufs Tor, gewann über 60 Prozent der Zweikämpfe, hatte laut Domenico Tedesco "sieben richtig klare Chancen". Doch am Ende sahen die 43.058 Fans eben keine Tore.
Es erinnerte ein wenig an das Luxusproblem unter Tedescos Vor-Vorgänger Julian Nagelsmann. Schöner und offensiver Fußball, der bisweilen die Effizienz vermissen ließ. Doch den Chancenwucher will der Coach nicht zu hoch hängen. "Das ist bei uns kein Thema", sagte der 36-Jährige und legte die Begründung gleich hinterher: "Wir haben in Berlin sechs Tore geschossen, haben in Fürth sechs Tore geschossen." Da darf man sich schon mal eine Nullnummer genehmigen.
So sahen es teilweise auch die Spieler. "Bisher war unsere Chancenverwertung in der Rückrunde sehr gut. Mit dem Punkt sind wir weiter in einer guten Position", sagte Kapitän Peter Gulacsi. Seinen leichten Ärger darüber, dass es nicht zwei Zähler mehr geworden sind, verbarg der ungarische Nationalspieler trotzdem nicht. Mit denen hätte man als Vierter zwei Punkte vor Verfolger Freiburg gelegen. Ein kleiner, aber womöglich wichtiger Vorsprung beim Start in den Frühjahrs-Marathon.