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Corona in Leipzig: 3G in Bus und Bahn – kaum Kontrollen, Betriebe "heillos überfordert"


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Neue Corona-Maßnahme
3G in Bus und Bahn: "Was für ein Chaos"

Von Titus Blome, Leipzig

Aktualisiert am 26.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ungeplanter Stop: Wer keinen Nachweis dabei hatte, musste die Bahn verlassen – zumindest vorübergehend. (Quelle: t-online)

Seit Mittwoch gilt in Bussen und Bahnen bundesweit die 3G-Regel. Ungeimpfte dürfen ohne negativen Test nicht mitfahren. Wie wird das kontrolliert? t-online hat sich in Leipzig umgesehen.

Wer vor ein paar Tagen im ICE von Berlin nach Leipzig fuhr, hörte beim Überqueren der sächsischen Landesgrenze die Ansage: "Leider gilt in Sachsen die Pflicht zum Tragen einer FFP2- Maske." Alle, die bis dahin eine andere Mund-Nasen-Bedeckung trugen, mussten jene austauschen. Mitten auf der Fahrt.

Sachsen ist derzeit das Bundesland mit der höchsten Inzidenz in Deutschland. Nun also die 3G-Regel im Nah- und Fernverkehr hinzu.

DB Regio will die Regeln erst in zwei Wochen umsetzen

Zur praktischen Umsetzung verpflichtet die Regierung die jeweiligen Verkehrsbetriebe – und die scheinen in Teilen der Republik heillos überfordert. Während in München Berichten zufolge schon fleißig kontrolliert wird, schleift es andernorts erheblich.

"Natürlich wurde heute schon kontrolliert", versichert am Hauptbahnhof Leipzig zwar eine Zugbegleiterin der Deutschen Bahn und fügt dann noch hinzu: "Jetzt gleich sicher nochmal", bevor sich die Türen ihres Regionalzugs nach Dresden schließen.

Allerdings: Der Bundeskonzern Deutsche Bahn äußerte sich intern vorab ganz anders. t-online liegt ein Dokument der DB Regio AG vor, welches den Beginn der Kontrollen klar für den 8. Dezember 2021 festsetzt – ganze zwei Wochen nach Inkrafttreten der 3G-Regelung.

Die Zeit bis dahin solle zur "Sensibilisierung der Reisenden" durch "Pflichtansagen" in den Zügen genutzt werden, heißt es in dem Dokument. Dies steht in klarem Kontrast zu dem, was die Mitarbeiterin von DB Regio selbst erzählt.

Leipzig: Widersprüchliche Angaben von LVB und Ordnungsamt

Linke Hand, rechte Hand – und ein Kopf, der beides offenbar nicht so recht koordiniert kriegt. Das ist auch in Leipzig ein Problem: Zunächst solle es einige Tage geben, in denen Fahrgäste lediglich "informiert und sensibilisiert" würden, hieß es von den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) vorab.

Marc Backhaus, Sprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe, sagte zu t-online, später sollten Überprüfungen stichprobenartig im Team mit dem Ordnungsamt durchgeführt werden. "Wir kontrollieren die Tickets, die prüfen Masken und 3G." Ab wann die Eingewöhnungsphase beendet wäre, wisse er selbst nicht. Das und die Höhe der Strafen sei Sache des Ordnungsamts.

Das Ordnungsamt wiederum gab auf eine Presseanfrage am Mittwochabend an, es habe bereits 3G-Kontrollen durchgeführt. Genaue Zahlen könne man allerdings nicht nennen, da noch immer Teams unterwegs seien. Die sogenannten Corona-Schutz-Kontrollen des Ordnungsamts im Tandem mit den Leipziger Verkehrsbetrieben gebe es, bis auf eine Pause zwischen Juni und Oktober, seit Oktober 2020.

Aber: Wer Mittwoch in Leipzig unterwegs war, konnte stundenlang Tram und Bus fahren, ohne einmal kontrolliert zu werden. Am Hauptbahnhof vorbei, um den Ring herum, nichts. Einmal kamen Kontrolleure in Sicht. Sie standen am gegenüberliegenden Gleis – und hatten niemanden vom Ordnungsamt vorbei.

Leipzig informiert wenig über 3G

Unklar bleibt auch, wie genau die angekündigte 3G-"Sensibilisierung" vonstatten gehen soll.

In den Bahnen gibt es am Mittwoch keine Schilder, keine Sticker, keine Durchsagen dazu. Besonders aufmerksame Fahrgäste bemerken die kleinen Laufschriften auf den Anzeigetafeln größerer Stationen: "Ab sofort gilt die 3G-Regelung", leuchtet da klein.

Aber bekommen das die Fahrgäste auch mit? "Ich habe noch nichts davon mitbekommen", lacht Paul Stiefel, während er auf seine Tram wartet. "Aber wie würden die das auch checken wollen? Bei der Ticketkontrolle? Das machen die ja auch nie." Er selbst ist doppelt geimpft, sagt er.

"Was für ein Chaos"

Seit zwei Wochen muss man in Sachsen in Bus und Bahn eine FFP2-Maske tragen. Dennoch sieht man noch immer viele Menschen, die weiter die sogenannten OP-Masken tragen. Niemand scheint eine Kontrolle zu fürchten. Zum Teil ragen Nasen munter über beide Arten von Masken hinaus.

Die Leipzigerin Hega Farooq sitzt ohne Maske in der Straßenbahn. Darauf angesprochen, zückt sie reflexartig ihr Attest hervor. "Ich bin Asthmatikerin und habe Long-Covid", sagt sie. "Mit Maske kriege ich gar keine Luft." Auch ohne Maske wirkt ihre Stimme angeschlagen. 3G in Bus und Bahn findet sie allerdings "absolut richtig".

"Die Verweigerer gefährden Menschen", meint sie. Farooq ist Risikopatientin. Eine neuerliche Infektion mit Corona könne fatal für sie sein. Sie hat auch Sorge um ihre Enkelin. Die 3G-Regelung würde ein wenig mehr Sicherheit bedeuten. Die Umsetzung gibt ihr offenbar aber wenig Hoffnung. "Was für ein Chaos", meint sie enttäuscht zur neuen 3G-Regelung.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen in Leipzig
  • Pressestatement der Leipziger Verkehrsbetriebe
  • Pressestatement des Leipziger Ordnungsamtes
  • Interne Dienstanweisung der DB Regio AG
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