Leipzig Sieg gegen BVB für Marsch "Pflicht"
Nach dem zweiten starken Auftritt gegen das Starensemble von Paris Saint-Germain schraubt Jesse Marsch die eigenen Ansprüche deutlich nach oben. Ungeachtet der bisher zähen Saison stufte der Trainer von RB Leipzig einen Sieg gegen Borussia Dortmund im Top-Spiel der Fußball-Bundesliga am Samstag als "fast schon Pflicht" ein. "Es ist Zeit für uns, noch eine super Leistung zu zeigen und einen Sieg gegen einen Top-Gegner zu schaffen", sagte der 47-Jährige. Im Alltagsgeschäft steht vor dem elften Spieltag nur Platz acht zu Buche.
Und die Bilanz gegen Gegner aus dem obersten Regal ist bisher - neben den ganzen anderen Wehwehchen dieser Spielzeit - schlicht mau. "Wir haben zweimal gegen Paris, gegen ManCity gegen Bayern gespielt und nur einen Punkt geholt. Die Leistung gegen Top-Gegner war aber immer ein bisschen besser", betonte Marsch und meinte zum kommenden Gegner: "Dortmund ist in dieser Klasse, auch ohne Erling Haaland. Wir haben gelernt, haben Selbstvertrauen und jetzt ist die Zeit, unsere beste Saisonleistung zu zeigen."
Die muss allerdings ohne Abwehrchef Willi Orban her. Zwar hatte der Innenverteidiger Glück und erlitt statt des befürchteten Muskelfaserrisses nur eine kleine Zerrung im Oberschenkel. Gegen den BVB ist der 29-Jährige allerdings wie Nationalspieler Lukas Klostermann nur Zuschauer. Beide Verteidiger kehren erst nach der Länderspielpause zurück. Marsch wird somit nichts anderes übrig bleiben, als seine Dreierkette aus Josko Gvardiol, Mohamed Simakan und Nordi Mukiele zu bilden. Durchschnittsalter: 21,3 Jahre.
Da ist es fast schon ein Segen, dass sich die Juniorkette nicht mit Erling Haaland auseinandersetzen muss, der mit Hüftschaden fehlt. "Erling ist eine Wild Card, er macht aus dem Nichts ein Tor. Sie haben trotzdem viel Qualität vorn mit Marco Reus, Thorgan Hazard und Donyell Malen. Julian Brandt spielt für mich eine super Saison. Das wird eine große Aufgabe für unsere Abwehrspieler", sagte Marsch. Der US-Amerikaner muss es wissen, hat schließlich Haaland in Salzburg trainiert.
Dort war auch Marco Rose vor ihm beschäftigt. Die beiden Trainer verbindet eine Freundschaft, aber nicht zwingend die identische Idee vom Fußball. "Wir sind beide Red-Bull-Trainer. Jeder Trainer hat eine andere Meinung, diese Philosophie einzusetzen", sagte Marsch. Da gehe es um Feinheiten: wie intensiv man gegen den Ball spielt, wie hoch das Pressing ist, welche Grundordnung die beste ist.
Hinzu kommt sicherlich auch, wie gefestigt die eigene Mannschaft ist. In diesem Punkt sieht Marsch - wie so oft - weitere Fortschritte. "Das Gefühl innerhalb der Kabine ist sehr stark. Die Jungs sind sehr offen miteinander", sagte der Coach. Und natürlich wird es Zeit, das auf dem Platz zu zeigen - auch für das Schicksal von Marsch. Denn mit Spielen gegen den BVB, in Hoffenheim und Brügge sowie gegen Leverkusen kann der November ein ganz entscheidender Monat werden.