Drei Demos von Linken verboten Brennende Autos, Stein- und Flaschenwürfe in Leipzig
Linke hatten drei Demos angemeldet, die von der Stadt verboten wurden. In der Nacht kam es zu Ausschreitungen. An verschiedenen Stellen brannten Autos, anderswo wurden Polizisten und eine Bank attackiert.
2.000 Polizisten aus neun Bundesländern und der Bundespolizei haben Leipzig am Wochenende zu einer Festung gemacht, wie Beobachter berichten. In der Nacht zu Sonntag knallte es.
In der Gutenbergstraße im Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg wurden der Polizei zufolge gegen 22.20 Uhr zwei Autos und um 23.30 Uhr in der Fleischergasse in der Innenstadt ein weiteres Auto angezündet. Nur wenig später brannten dann insgesamt fünf weitere teure Fahrzeuge vor der Mercedes-Benz Niederlassung in der Richard-Lehmann-Straße im Leipziger Zentrum-Südost. Die Polizei stellte vier Tatverdächtige im Alter von 18 bis 24 Jahren.
Auf der Bornaischen Straße/ Ecke Stockartstraße zündeten Unbekannte eine Mülltonne an und bewarfen anrückende Polizisten mit Steinen und Flaschen. Im Süden der Stadt stellten Beamte gegen 2.15 Uhr zwei 23-jährige Frauen, die eine Bankfiliale mit Steinen beworfen und mit Teer beschmiert haben sollen.
Nach Verbot: Anreisekontrollen
Linke hatten für Samstag drei Demonstrationszüge angemeldet, die sich unter dem Motto "Alle zusammen – autonom, widerständig, unversöhnlich!" zu einer Demo vereinigen sollten. Als Grund nannte die Stadt die Gefahrenprognose der Polizei Leipzig sowie Lageeinschätzungen des Landesamts für Verfassungsschutz und Recherchen der Versammlungsbehörde, die Gewalt von der Linksextremisten befürchteten.
In sozialen Netzen im Internet kursierten dennoch Berichte von Menschen, die offenbar zu den Demos anreisten. In "einigen Gruppen" würden Erfahrungsberichte geteilt, dass bewaffnete Polizisten an den Autobahnabfahrten der A9 stünden, hieß es zum Beispiel in einem Tweet. Autos müssten im Schritttempo an den Polizisten vorbeifahren, damit diese ins Innere sehen könnten.
"70 Fahrzeuge und 130 Personen wurden kontrolliert", sagte Polizeisprecher Olaf Hoppe. "In einzelnen Fällen haben wir Aufenthaltsverbote ausgesprochen."
Friedliche Demos am Tag
Trotz der Verbote wurde am Samstag vereinzelt in Leipzig demonstriert. Am Nachmittag fanden drei Versammlungen in der Leipziger Südvorstadt und im Stadtzentrum statt, die laut Polizei weitgehend störungsfrei verliefen. An der Demo unter dem Motto "Niemand wird vergessen – für ein aktives Gedenken" nahmen laut Polizei rund 180 Menschen teil. Zu einer Versammlung "Gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf unserem Rücken" kamen etwa 60 Menschen, an einer Demo "Freiheit für Hayrigul Niyaz!" beteiligten sich 75 Personen.
In einer ersten Bilanz am Abend zeigte sich die Polizei noch zufrieden: "Die Leipziger Polizei schaut auf einen Tag mit nur wenigen Vorkommnissen zurück. Das Verbot hat seine Demobilisierungswirkung gegenüber der beabsichtigen Anreise von gewaltgeneigten Personen entfaltet", hieß es in einer Einschätzung von Polizeipräsident René Demmler.
Vermummte griffen Bank mit Steinen an
Schon am Samstagmorgen hatten allerdings 30 bis 40 Vermummte im Leipziger Nordosten Steine und Farbbeutel auf eine Bankfiliale geworfen. Dabei seien Scheiben beschädigt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Zudem sei Pyrotechnik gezündet worden. Zeugen alarmierten die Polizei, die allerdings keine Tatverdächtigen mehr antraf.
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Ein Fotograf vor Ort berichtete bei Twitter, dass auch ein Vonovia-Mieterservicebüro attackiert worden sei. Die Vermummten hätten Parolen gerufen und seien durch die Gorkistraße gezogen. Die schwarz gekleideten Angreifer hätten sich offenbar dem in Leipzig verhängten Demoverbot widersetzt.
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"Innenstadt gleicht einer Polizeifestung"
Der Leipziger Grünen-Politiker Jürgen Kasek schrieb bei Twitter, die Innenstadt gleiche einer Polizeifestung. Anlasslose Kontrollen seien der Regelfall.
Es seien Polizeibeamtinnen und -beamte in einer vierstelligen Zahl vor Ort, dazu würden Hubschrauber kreisen. "Das ist im Ergebnis vor allen Dingen unverhältnismäßig."
- Reporter vor Ort
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur dpa