"Unhaltbare Situation" Tierklinik schränkt Notdienst stark ein
Nachts und am Wochenende kann die Kleintierklinik der Uni Leipzig keinen Notdienst mehr leisten. Dahinter steht ein fataler Dominoeffekt, der die ganze Region betrifft.
Die Kleintierklinik der Universität Leipzig schränkt ihren Notdienst ab dem 1. Februar deutlich ein. Eine Notaufnahme wird nur noch von Montag bis Freitag zwischen 7.30 Uhr und 15 Uhr angeboten, so steht es in roten Lettern auf der Website einer der letzten Kliniken mit Maximalversorgung in der Region.
Außerhalb dieser Zeiten sei man auch telefonisch nicht erreichbar, verkündet die Klinik. Halterinnen und Halter von Haustieren in höchster Not müssen sich dann an den tierärztlichen Notdienst oder die Tierklinik im 30 Kilometer entfernten Panitzsch wenden.
Tierklinik in Not: Fataler Dominoeffekt in der ganzen Region
Hintergrund der Einschränkungen in der Leipziger Kleintier-Uniklinik sind offenbar Personalmangel und fehlende Mittel – und ein fataler Dominoeffekt, der infolge eines sich verschärfenden Mangels an Notfallversorgung in der ganzen Region entsteht.
"Die Klinik für Kleintiere in Leipzig ist von diesem Problem besonders stark betroffen, da in der Region zahlreiche Tierkliniken, die sich bislang an der Notfallversorgung beteiligt haben, ihren Klinikstatus aufgegeben und sich aus der Notfallversorgung weitestgehend zurückgezogen haben", erklärte Uni-Rektorin Eva Inés Obergfell am Dienstag in einer Mitteilung der Universität.
"Das stark gestiegene Patientenaufkommen ist aktuell mit dem vorhandenen Personal und den Regelungen zum Bereitschaftsdienst nicht zu bewältigen", hieß es dort weiter.
Das Rektorat, die Uni-Tierärzte und die sächsische Regierung würden allerdings an einer Lösung arbeiten. "Wir setzen alles daran, die so dringend benötigte Notfallversorgung in der Klinik für Kleintiere schnellstmöglich wieder in Gang zu bringen“, schrieb Uni-Rektorin Obergfell.
Mangel an Notversorgung: Das Problem ist nicht neu
Schon im Oktober des vergangenen Jahres warnte die Leipziger Kleintierklinik vor dem drohenden Zusammenbruch: "Die Arbeitsbelastung in tierärztlichen Praxen und Tierkliniken hat dramatisch zugenommen – ganz besonders im Notdienst. Gleichzeitig gibt es immer weniger Tierkliniken, die einen Notdienst während der Nacht oder am Wochenende anbieten können. Dies hat dazu geführt, dass auch unsere Universitäts-Tierklinik, als eine Klinik der Maximalversorgung, an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit kommt."
Nun hat man offenbar die Reißleine gezogen. Das Problem dahinter scheint groß zu sein. So beklagte die sächsische Linken-Chefin Susanne Schaper am Montag in Dresden eine "zunehmend unhaltbare Situation" im Tiernotdienst in Sachsen und dem ganzen südlichen Ostdeutschland. Grund hierfür sei vor allem ein Mangel an Tierärztinnen und Tierärzten, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa.
In Sachsen-Anhalt gebe es bereits gar keine Tierklinik mit 24-Stunden-Notdienst mehr, berichtete der Vizepräsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt, Falk Salchert. Menschen mit schwer verletzten Tieren seien darum nach Leipzig, Braunschweig oder Hannover gefahren, wo die tierärztlichen Ausbildungsstätten seien.
Die Politikerin Schaper wies darauf hin, dass es auch in Thüringen Probleme bei der Notversorgung gebe. Der Wegfall der 24-Stunden-Versorgung in der Uni-Tierklinik in Leipzig ist darum besonders bitter, weil diese für viele Bürger eine der letzten Anlaufstellen überhaupt gewesen ist. In Notfällen nahmen sie auch weite Wege nach Leipzig auf sich. Doch bald stehen sie auch dort vor verschlossenen Türen.
Nach Angaben von Schaper bieten in Sachsen jetzt nur noch die Tierkliniken in Panitzsch (Landkreis Leipzig) und Crimmitschau (Landkreis Zwickau) eine 24-Stunden-Notversorgung. Diese beiden Kliniken könnten aber anders als die Kleintierklinik der Universität Leipzig kein Maximalversorger auch für Thüringen und Sachsen-Anhalt sein.
- Kleintierklinik der Uni Leipzig: Einschränkungen im Notdienst ab 1.2.23
- Universität Leipzig: Mitteilung vom 24. Januar 2023
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa