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Leipzig: "Kurvenlage sportlich" – Probefahrt mit dem ersten selbstfahrenden Bus der Stadt


Zehn Millionen Euro teuer
"Kurvenlage sportlich": Probefahrt mit dem ersten selbstfahrenden Bus in Leipzig

Von t-online, cg

12.10.2022Lesedauer: 2 Min.
Autonomer Fahrdienst in Leipzig: Ganz ohne Fahrer geht es dann doch nicht.Vergrößern des BildesAutonomer Fahrdienst in Leipzig: Ganz ohne Fahrer geht es dann doch nicht. (Quelle: NEWS5/Grube)

In Leipzig startet ein Pilotprojekt in die heiße Phase: Werktätige sollen per autonomem Bus zur Arbeit gebracht werden. t-online ist mitgefahren.

Er ist eigentlich unscheinbar und doch ist er heute der große Star: ein zum Omnibus umgebauter vollelektrischer VW Crafter. Weiße Farbe, einige Werbeaufkleber, im Dach eine Anzeigentafel und vier Sitzplätze. Der Crafter soll ganz alleine fahren können, gesteuert von einem Computer – den Fahrer kann man sich sparen.

Aber nur fast: Deutschland ist zwar weltweit das erste Land, in dem autonomes Fahren rechtlich erlaubt ist. Ein Mensch muss jedoch jederzeit eingreifen können. Einer dieser Fahrer im Testbetrieb heißt Kay Schmiedel. Der 42-jährige Leipziger ist einer von vier speziell geschulten Fahrzeugführern, welche die vierwöchige Phase betreuen.

Autonomer Fahrdienst, der rund um die Uhr gerufen werden kann

Der Bus ist das Ergebnis eines mit zehn Millionen Euro geförderten Innovationsprojekts. Geldgeber ist das Bundeswirtschaftsministerium. Nach der Entwicklung startet jetzt die Testphase. Das Ziel ist ein autonomer Fahrdienst, der rund um die Uhr per App gerufen werden kann und den Fahrgästen zur Verfügung steht.

Dazu wurde in Zusammenarbeit mit dem BMW-Werk in Leipzig eine Teststrecke eingerichtet: Vom Werk geht es zum S-Bahnhof am nahegelegenen Messegelände. Für Werkleiterin Petra Peterhänsel ist das eine tolle Sache: "Mitarbeiter, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen, können dann den Bus rufen und sich zur S-Bahn fahren lassen."

In der vierwöchigen Testphase dürfen fünfzig Mitarbeiter von BMW das Fahrzeug auf Herz und Nieren testen: die Bestellung per App, den Fahrkomfort und die Anzeige von Fahrstrecke sowie Kohlendioxid-Ersparnis. "Der Bus hat einen einprogrammierten Weg. Wenn ein Hindernis vor dem Fahrzeug erscheint, bremst es ab und ich muss dann eingreifen", sagt Robo-Busfahrer Schmiedel.

Autonomes Fahren: An der Ampel erkennt der Bus das grüne Licht nicht

Dass das Gefährt frisch aus der Entwicklung kommt, beweist die Testfahrt für die eingeladene Presse. Auch wenn der Bus auf der knapp sieben Kilometer langen Strecke nur Tempo 50 fahren darf, gestaltet sich die Fahrt etwas holprig. An Ampeln und vor Hindernissen bremst er sehr abrupt. Die Kurvenlage ist sportlich. Am Straßenrand mäht ein Mitarbeiter des Bauhofs Gras, der Bus erkennt ihn als Hindernis und bremst.

Kay Schmiedel muss eine Taste drücken und die Kontrolle übernehmen. Er lenkt kurz und der Bus ist wieder auf der Strecke. An einer Ampel erkennt das Fahrzeug das grüne Licht nicht. Auch hier muss der Fahrer manuell losfahren. Ob er sich Sorgen macht, dass der Beruf des Busfahrers obsolet wird? "Es bleibt spannend, was die Zukunft bringt", antwortet Schmiedel diplomatisch.

LVB-Chef: "In zehn Jahren 50 bis 60 autonome Busse in Leipzig"

Ulf Middelberg, Geschäftsführer der Leipziger Verkehrsbetriebe, kennt die Sorgen der Mitarbeiter. "Wir haben hier engen Kontakt mit den Beschäftigten und wollen ihnen die Sorge nehmen. Der ÖPNV muss in der Klimakrise wachsen und das autonome Fahren ist auch nur ein Mosaikstein dessen." Wie soll die Zukunft aussehen? "In zehn Jahren, kann ich mir vorstellen, fahren 50 bis 60 Busse dieser Art durch Leipzig."

Aktuell stehe man noch am Anfang. Auch wenn die Entwicklung weit fortgeschritten sei, steht und fällt das Projekt mit dem Ausbau der digitalen Infrastruktur. Probleme wie fehlende Netzabdeckung sind allgegenwärtig – auch am Tag der Vorstellung verbindet sich das Fahrzeug erstmal nicht mit dem Mobilfunk.

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen vor Ort
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