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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hitze im Osten Wie Hähnchengriller dem Wetter trotzen: "Ich hab gleich 50 Grad!"
Nicht jeder kann den heißesten Tag des Jahres im klimatisierten Büro verbringen. Wir haben uns bei Menschen mit besonders schweißtreibenden Jobs umgehört.
Es ist 10 Uhr früh in Leipzig an der Alte Messe: Schon jetzt steigt das Thermometer über die 30-Grad-Marke. Vor dem "Hit", einem großen Supermarkt, stehen zwei Straßenarbeiter neben dampfendem Asphalt. Die Männer bauen hier eine Rampe für Rollstuhlfahrer, damit diese es zum Eingang des Marktes schaffen.
Der verlegte Asphalt ist mehrere hundert Grad heiß und dampft vor sich hin. Selbst bei kühlerem Wetter ist eine schweißtreibende Arbeit für die Männer. Die beiden halten sich mit Trinken und guter Stimmung über Wasser, erzählen sie tatsächlich gut gelaunt. Schwitzen tun sie dennoch. "Man gewöhnt sich daran." Schließlich seien Asphaltarbeiter Profis, wenn es darum geht, dass es am Arbeitsplatz mal etwas heißer wird.
Seniorin in Leipzig: "Wir gehen jetzt nach Hause, wir wollen ja nicht umfallen"
Vor dem Markt sieht man viele Menschen mit Kisten voller Wasserflaschen und Erfrischungen in den Einkaufskörben. "Wir waren eben im Getränkemarkt noch Wasser kaufen. Ansonsten bleiben wir heute drinnen", erzählt Margrit Göhring aus Dessau, während sie mit einem Einkaufswagen vorbeifährt. "Wir haben alles verdunkelt. Wir wollen ja nicht umfallen", sagt die Seniorin noch und lacht.
Die Sorge vor gesundheitlicher Beeinträchtigung sei da, erzählt sie. Man versuche aber, das Beste daraus zu machen. Ein anderer Passant erzählt, er ziehe sich mit seiner Frau lieber in den Garten zurück. "In einer Großstadt wie Leipzig ist ein Garten Gold wert. Wir verbringen die ganze Woche dort", sagt der rüstige Rentner.
Die sogenannte Hitzekarte der Stadt Leipzig gibt ihm recht. Parks und Gartenanlagen sind die klimatisch kühlsten Orte der Messestadt.
Der Hähnchengriller: "Ich hab hier jetzt bestimmt 50 Grad drin!"
Das Thermometer zeigt jetzt 34 Grad. Seit dem frühen Morgen ist Ingo Lippar mit seinem mobilen Hähnchengrill auf dem Parkplatz bei Kaufland in der Torgauer Straße im Leipziger Norden. Die Goldbroiler drehen sich in aller Ruhe am Ofen.
Doch für den Verkäufer ist das alles andere als entspannend – mit Handtuch um den Hals steht er im Grillwagen. "Ich habe schon nicht alle Öfen an – im Moment hab ich hier drin bestimmt 40 bis 50 Grad."
Das Erstaunlichste ist wohl, dass die Kunden trotz Wärme an den Wagen kommen und sich zum Mittag ein gegrilltes Hähnchen holen. "Die Geschäftsleitung gibt jedem Fahrer einen Wasserkasten mit. Da kommen bei der Temperatur gut und gern vier Liter zusammen, die ich trinke", sagt der Verkäufer. "Es ist schon anstrengend und ich wäre sicher gern im Freibad", meint er. Aber: "Es muss ja auch was verkauft werden."
Der Abschlepper: "Also, eine LKW-Bergung muss ich heute nicht unbedingt haben"
Es geht weiter, aus der Stadt heraus: An der Bundestraße 6 in Machern steht Jörg Strassberger. Er arbeitet für einen Abschleppdienst aus Hohenmölsen bei Zeitz. Strassberger ist gerade dabei, einen Mercedes Sprinter auf seinen Abschlepper zu laden.
Nach Machern ist er geschickt worden, weil der Transporter eines Zustelldienstes einen Schaden hat und ausgetauscht werden muss. Bei 34 Grad macht sich Strassberger an die Arbeit.
Die Firma hat ihm Wasserflaschen mit auf die Tour gegeben. "Wenn man wie wir nur unterwegs ist, hat man kaum Pause, und da ist es schon gut, wenn dafür gesorgt wird", meint Strassberger.
Eigentlich würde man bei der Witterung ein größeres Pannen- und Unfallgeschehen auf den Straßen erwarten, doch der Abschlepper ist relativ entspannt. "Es ist verdammt ruhig, das hätte ich anders erwartet. Bei der Hitze ist man ja nur am Schwitzen."
Was wäre denn das Schlimmste an so einem heißen Tag? "Eine LKW-Bergung. Das wäre sehr kräftezehrend und das bräuchte ich jetzt nicht." Nach wenigen Minuten hat er den kaputten Transporter aufgeladen und fährt weiter.
Die Mähdrescherfahrer: Angenehmes Klima in der Kabine
In der brütenden Hitze geht es zurück in die Stadt. Es ist schon beeindruckend, mit welchem Durchhaltewillen die Menschen der Hitze trotzen. Dennoch werden alle kräftig durchatmen, wenn die Temperaturen zum Ende der Woche auf ein erträgliches Maß sinken.
Kurz vor Leipzig, in der Nähe von Beucha, tauchen Mähdrescher am Straßenrand auf. Hier wird ein Feld abgeerntet. Der Weizen ist reif und die Sorge vor Feldbränden sehr groß. Bei 37 Grad ziehen die Mähdrescher ihre Bahnen. Die Fahrer haben nicht viel Zeit für ein Gespräch, sie sind jedoch froh, dass ihre Maschine klimatisiert ist. Einer ruft: "So lässt es sich aushalten!"
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