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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hart, aber herzlich So macht Baumgart Feuer bei den FC-Köln-Profis
Dass Steffen Baumgart den 1. FC Köln umgekrempelt hat, hat die Bundesliga längst verstanden. Nun wurde noch einmal deutlich, wie der FC-Trainer seine Spieler anpackt und für sich einnimmt.
Noch nie gab es so tiefe Einblicke, so viele Kabinenansprachen zu sehen: vor den Spielen, in den Halbzeiten, nach den Partien. Baumgart, der Motivator. Baumgart, der Taktiker. Aber auch Baumgart, der Menschliche. In der neuen Folge der Vereinsdoku "24/7 FC" bekommen die Zuschauer einen Eindruck, wie sich die FC-Spieler unter Steffen Baumgart fühlen.
Gegen Leipzig, nach dem furiosen 1:1 gegen RB am 5. Spieltag, hörte man Baumgart in der Kabine zu seinen Spielern sagen: "Es gibt Momente, da kannst du dich als Trainer nur bedanken. Das ist so ein Moment. Danke für die Leistung. Danke an alle. Das war ein richtig geiles Spiel. Hut ab, danke, dass ich dabei sein durfte." Ein demütiger, glücklicher Trainer vor seiner Mannschaft, die ihm über 90 Minuten komplett gefolgt war.
FC Köln: Die Gegner sind egal
Seit Spieltag eins gibt es diese Verbindung bereits zwischen Team und Coach, zwischen einer jahrelang verunsicherten Mannschaft und einem neuen Trainer, der mit einer ganz anderen Art den Klub und die Spieler wach geküsst hat. Und der seinen Spielern schon vor dem Spiel gegen Leipzig, wie man nun erfuhr, Feuer gemacht hatte: "Es traut euch noch keiner das zu, was wir uns zutrauen", rief er seinen Spielern zu. "Man glaubt immer noch nicht daran, dass ihr so geil seid und so stark spielt, wie ihr es bisher macht."
Dieser Glaube an die eigene Stärke hat den FC intern längst erfasst. Und selbst wenn man es von außen betrachtet noch immer kaum glauben mag nach all den Jahren des Kölner Leids auf dem Fußballrasen, so trichtert Baumgart es seinen Spielern immer wieder ein: Der neue 1. FC Köln denkt anders, spielt anders und erzielt andere Ergebnisse.
So auch gegen Greuther Fürth am Freitagabend, das zumindest ist die Hoffnung der Verantwortlichen. Gegen den Tabellenletzten ist Köln der Favorit. Kein Problem für den Baumgart’schen FC, schließlich ist es ein Heimspiel, und da, so der FC-Trainer, "ist der Gegner egal". Es gibt nur einen Weg, und der ist nach vorne gerichtet, offensiv und auf drei Punkte aus. Sechs Spiele ist die Saison alt, bislang gab es nur eine Niederlage – beim FC Bayern, und die auch nur äußerst unglücklich.
Czichos: Höhere Qualität im Training als in den letzten Jahren
"Wir müssen uns weiterhin entwickeln und dabei bei unserem Fußball bleiben“, forderte Baumgart mit Blick auf das Duell gegen Fürth. "Wir sind weiter dabei, unser erstes Ziel zu erreichen, und das ist nicht, in der Tabelle weiter nach oben zu kommen, sondern der Klassenerhalt, und Fürth ist einer unserer Konkurrenten."
Verfrühte Träume von Europa spielen am Geißbockheim im Herbst 2021 keine Rolle. Baumgart will sowieso den größtmöglichen Erfolg. Doch wer ihn kennt, weiß auch, dass ohne harte Arbeit nichts funktioniert. Und diese harte Arbeit muss erst einmal geleistet werden, um sich den Sorgen der letzten Jahre zu entledigen: den Abstiegssorgen.
Das Ergebnis dieser harten Arbeit ist eine ebenso harte Spielweise: gegen den Ball, gegen den Gegner und gegen sich selbst. "Wir haben eine deutlich höhere Qualität im Training als in den Jahren zuvor", sagte Vize-Kapitän Rafael Czichos in der Vereinsdoku. Die Spieler müssen im Training hart gegen sich arbeiten, um im Spiel hart gegen den Gegner sein zu können. "Das gehört im Fußball dazu", sagte Baumgart. "Die Aggressivität kommt mit der Geschwindigkeit, mit der Intensität." Und diese lebt der FC-Coach bekanntlich in jeder Sekunde vor.
Mit neun Punkten aus sechs Spielen hat sich der FC bereits belohnt, die Zähler zehn bis zwölf sollen gegen Fürth hinzukommen. Nach drei Unentschieden in Folge soll es endlich wieder einen Sieg geben. Baumgart stellte daher auch die Richtungsfrage: "Kommen wir jetzt über den Berg und holen mehr Punkte oder bleiben wir "Kommen wir jetzt über den Berg oder bleiben wir auf der Stelle?"auf der Stelle?" Die Leistung habe gegen Freiburg, Leipzig und Frankfurt gestimmt, trotzdem waren es nur drei Punkte.
Am Anfang der Saison hätte sich der FC über diese drei Zähler gefreut. "Jetzt, nach den gezeigten Leistungen, muss man sagen, wäre es schön gewesen, den einen oder anderen Punkt mehr zu haben." Das ist das neue Anspruchsdenken in Köln. Doch es basiert nicht auf Wünsch-dir-was, sondern auf harter Arbeit.
- Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG