Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.1. FC Köln Sportlich auf Kurs: Wenn die Hinterzimmer-Politik nicht wäre
Sportlich geht der 1. FC Köln einen Schritt nach vorn. Politisch macht der Club aber einen Rückschritt, indem er zum Vertrag von Christian Keller schweigt.
Die 2. Bundesliga bleibt die engste 2. Liga aller Zeiten. Der 1. FC Köln liegt als Tabellensiebter einen Punkt hinter Platz zwei. Doch nach 14 Spieltagen liegt selbst der Tabellenzwölfte nur drei weitere Punkte dahinter. Vier Zähler zwischen Platz zwei und Platz zwölf – und der FC mittendrin.
Genau das war das erhoffte Szenario für die FC-Verantwortlichen vor der Saison. Sportlich bis Weihnachten oben dran sein, in Schlagdistanz, um dann im Winter mit den ersten Transfers seit einem Jahr voll angreifen zu können. Ersteres war der Auftrag von Sport-Geschäftsführer Christian Keller an Trainer Gerhard Struber. Zweiteres ist der Auftrag des Vorstands an Keller.
Niemand will klar Stellung beziehen
Doch während der FC sportlich enorme Schritte nach vorne gemacht hat und sich auch gegen Hannover 96 (2:2) nur bedingt aus dem Konzept bringen ließ, hängt über Sportchef Keller gerade ein großes Fragezeichen. Der Grund: dessen Vertrag. Es gilt als sicher, dass der Vertrag des 46-Jährigen am 28. Februar 2025 ausläuft und noch nicht verlängert ist. Das Problem: Niemand will eine klare Stellung beziehen.
Keller erklärte am Samstag zwar kryptisch, er sei ein Freund von Handschlag-Deals und er habe vor, noch lange beim FC zu bleiben. Doch der Vorgang ist bemerkenswert. Immerhin ist der FC nicht irgendein Club, sondern zu 100 Prozent mitgliederzentriert. Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des Clubs. Der Vorstand ist den Mitgliedern daher eigentlich Rechenschaft schuldig. Doch das sieht dieser anders.
Hinterzimmer-Deals statt Transparenz
Statt Transparenz hat man sich für Hinterzimmer-Deals entschieden, denn nichts anderes sind Handschlag-Deals, von denen niemand etwas wissen darf. Während andere Clubs den Vertrag mit dem Sport-Geschäftsführer als so wichtig ansehen, dass sie bei einer Verlängerung gar eine Pressekonferenz einberufen, wurde Kellers letzte Verlängerung im Frühjahr 2023 nicht einmal kommuniziert oder später bestätigt.
Der FC agiert also ausgerechnet bei der wichtigsten Personalie im Club, dem Sportchef, aus einem Elfenbeinturm heraus und im Geheimen – und glaubt dabei nicht nur, im Recht zu sein, sondern besonders professionell und vertrauensvoll zu agieren. Der Fehler in dieser Gleichung: Genau dieses Vertrauen haben die Verantwortlichen nicht mehr. Der Vorstand nicht, seit die Mitglieder dessen Entlastung verweigerten. Keller nicht, seit er den FC in nur zwei Jahren aus Europa hinab in die 2. Liga geführt hat.
Keller braucht ein klares Mandat
Nach dem Abstieg hatten die Führungskräfte des FC noch versucht, sich dieses Vertrauen zurückzuholen. Vorstand und Geschäftsführung kommunizierten plötzlich offen, sprachen über ihre Fehler, wollten alles besser machen. Kein halbes Jahr später haben sie sich wieder hinter die Mauern des Schweigens zurückgezogen. Dabei bräuchte Keller jetzt eigentlich ein klares Mandat. Für die Wintertransfers und darüber hinaus. Um glaubwürdig zu verkaufen, dass alle zusammenstehen. Und um den sportlichen Aufwärtstrend mit internem Zusammenhalt zu unterfüttern.
- Eigene Meinung des Autors