1. FC Köln FC widmet Spieltag den Menschenrechten – und kämpft für inhaftierte Kölnerin
Der 1. FC Köln setzt sich im Rahmen eines Aktionsspieltags für die Achtung der Menschenrechte ein. Im Fokus steht der Fall einer im Iran inhaftierten Kölnerin.
Wenn der 1. FC Köln am Sonntagabend den FSV Mainz 05 empfängt, geht es um weitaus mehr als "nur" um drei Punkte im Bundesliga-Abstiegskampf. Die Geißböcke nutzen ihr letztes Heimspiel des Jahres für einen Aktionsspieltag und wollen gemeinsam mit Amnesty International darauf aufmerksam machen, "dass Menschenrechte weltweit geachtet und geschützt werden müssen".
"#ZesammeFürMenschen" lautet das Motto einer Saisonpartnerschaft zwischen der Nichtregierungsorganisation und dem Fußballverein, die am Sonntag – am internationalen Tag der Menschenrechte – vor allem das Schicksal von Nahid Taghavi in den Mittelpunkt stellen möchte. Die Deutsch-Iranerin lebt seit mehr als 40 Jahren in Köln, wurde allerdings 2020 bei einem Besuch im Iran inhaftiert.
Kölnerin Nahid Taghavi im berüchtigten Evin-Gefängnis
Zehn Jahre Gefängnis lautete das unrechtmäßige Urteil gegen die Frauenrechtlerin. "Mit Nahid Taghavi sitzt eine Kölnerin im berüchtigten Evin-Gefängnis, wo die iranische Regierung Menschen foltern und umbringen lässt", sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, über den Fall. "Nahid hat sich keines Verbrechens schuldig gemacht, sondern sich zusammen mit vielen anderen für internationale Menschenrechte eingesetzt", betont Beeko.
Von der Aktion des 1. FC Köln wisse Taghavi nichts, wie ihre Tochter Mariam Claren dem "Kölner Stadt-Anzeiger" sagte. Telefonate werden abgehört, ein offenes Gespräch mit ihrer Mutter "könnte negative Konsequenzen für sie haben", erklärte die Tochter, die am Sonntag aus gutem Grund nicht im Stadion dabei sein wird. Denn Claren gehört zu einer kleinen Delegation, die in Oslo parallel den Friedensnobelpreis für die iranische Menschenrechtlerin Narges Mohammadi in Empfang nehmen darf. Diese sitzt im Evin-Gefängnis in derselben Zelle wie ihre Mutter. "Mit dem Herzen werde ich während der Preisverleihung am Sonntag auch in Köln sein", ergänzte Claren.
Beim Heimspiel der FC-Profis von Trainer Steffen Baumgart sind genau wie am Vortag, bei der Partie der Bundesliga-Frauen gegen den VfL Wolfsburg, verschiedene Programmpunkte geplant. Am Sonntag in Müngersdorf wird beispielsweise Stephan Brings vor Anpfiff das Lied "Liebe gewinnt" spielen "und alle im Stadion einladen, gemeinsam mit ihm, dem FC und Amnesty ein Zeichen zu setzen, indem alle Anwesenden ihre Handytaschenlampe einschalten und ein Licht in dunklen Zeiten leuchten lassen", wie der Klub erklärt.
Werner Wolf: "Wir müssen laut sein"
Zudem laufen die Spielerinnen und Spieler der Geißböcke am Samstag und Sonntag in Sondertrikots auf, die jeweiligen Sponsoren stellen hierfür ihre Werbeflächen zur Verfügung. Man wolle "zeigen, wie wichtig es ist, Menschenrechte zu schützen und dass wir es sind, die laut sein müssen, wenn sie an anderer Stelle verletzt werden", sagt FC-Präsident Werner Wolf über die in der Bundesliga einmalige Aktion.
Amnesty-Generalsekretär Beeko, selbst gebürtiger Kölner, betont: "Hier im Kölner Stadion, auf den Straßen von Teheran oder egal wo auf der Welt – Menschenrechte hat jeder und jede und sie gelten immer und überall. Dies gilt es immer wieder einzufordern – am Tag der Menschenrechte, wie auch sonst, Tag für Tag. Gut, dass sich Fans, der FC und viele in Köln dafür starkmachen." Am Sonntag könnte die Bühne im mit 50.000 Fans ausverkauften Stadion kaum größer sein.
- Geissblog
- ksta.de: "1. FC Köln fordert Freilassung Inhaftierter im Iran"