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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln "Quälix" Baumgart: Harter Trainingsauftakt für FC-Profis
Steffen Baumgart lässt seine Spieler beim 1. FC Köln gleich an Tag zwei der Vorbereitung leiden. Doch das war nur der Startschuss für die kommenden Wochen.
Diese Trainingseinheit ist längst gefürchtet bei den Spielern des 1. FC Köln. Zu lauten Klängen aus Musikboxen müssen die FC-Spieler ihre Runden drehen, 1.000 Meter zu vorgegebenen Zeiten, Tempoläufe über einen Kilometer. Während Roland Kaiser oder AC/DC erschallen, beißen die Profis auf die Zähne.
Am Dienstag noch mehr als in den letzten zwei Jahren: Steffen Baumgart hatte auch bei weit über 40 Grad in der gnadenlosen Sonne kein Erbarmen. War früher Felix Magath in der ganzen Bundesliga gefürchtet für seine Medizinbälle und Hügelläufe, ist "Quälix" Baumgart beim FC für diese Einheit sicherlich deutlich weniger beliebt bei seinen Spielern als sonst.
Keine Mannschaft ist lauffreudiger
"Kein Spieler freut sich auf das Trainingslager", hatte der FC-Trainer noch am Montag gut gelaunt verkündet. Doch da hatten seine Schützlinge bereits gewusst, dass die Quälerei nicht erst am Donnerstag in Österreich beginnen würde, sondern bereits vor der Abfahrt. Nach einer Einheit am Vormittag mit Ball waren am Nachmittag die Laufschuhe gefragt. Und sie qualmten am Ende in der sengenden Hitze des Grüngürtels.
All das aber ist freilich für einen guten Zweck, auch wenn die Spieler dies zunächst mit viel Schweiß werden bezahlen müssen. Denn der 1. FC Köln hatte in den letzten zwei Jahren auch deswegen nichts mit dem Abstiegskampf zu tun, weil keine Mannschaft fitter und lauffreudiger war als die Geißböcke. In den Vorjahren war dies noch die große Schwäche des FC gewesen. Es hatten die Intensität, die Laufbereitschaft, die Leidensfähigkeit gefehlt.
Das hat Baumgart geändert. In der vergangenen Spielzeit lief keine Mannschaft mehr als der FC. Nur Union Berlin schaffte es, mit den Geißböcken mitzuhalten, einzig diese beiden Teams liefen in den 34 Bundesliga-Spielen insgesamt über 4.000 Kilometer. Kein anderer Club knackte diese Marke. Und nur dem FC gelang es, in einem Spiel über 130 Kilometer zu laufen. In der Regel gilt bereits eine Laufleistung von über 120 Kilometer als Top-Wert.
"Ich mochte die Vorbereitung als Spieler auch nicht"
Der Oberläufer der vergangenen Saison, Ellyes Skhiri (meiste Kilometer in der ganzen Liga), wechselte in diesem Sommer nach Frankfurt. Doch mit Eric Martel steht dessen Nachfolger bereits in den Startlöchern. Doch für einen Wert von über 4.000 Kilometer muss die gesamte Mannschaft topfit sein, und dafür will Baumgart auch bei tropischen Temperaturen sorgen. Ausreden zählen nicht, dafür ist eine Bundesliga-Saison zu lang und zu fordernd.
"Ich habe die Vorbereitung als Spieler auch nie gemocht", sagte Baumgart. "Aber ich wusste immer, wofür sie gut ist." Der Zweck heiligt also die Mittel, in den letzten zwei Jahren zahlte es sich aus. Insbesondere, weil die Geißböcke stets zum Ende eines Spiels nachlegen konnten und auch im Saisonendspurt noch zu den fittesten Mannschaften gezählt hatten. Darauf setzt der FC auch jetzt wieder – und lässt die Spieler leiden.
- Geissblog