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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tigges trifft, Modeste nicht So lässt der FC die Vergangenheit hinter sich
Vor dem Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund stand Rückkehrer Anthony Modeste im Fokus – am Ende überzeugte aber ausgerechnet sein Nachfolger.
Das Kollektiv des 1. FC Köln hat die Einzelspieler von Borussia Dortmund in einem mitreißenden Fußballfest mit 3:2 (0:1) geschlagen. Vor dem Spiel waren alle Augen auf den Ex-Kölner Anthony Modeste gerichtet. Doch das entscheidende Tor macht der Ex-Dortmunder Steffen Tigges – der Modeste-Nachfolger in Köln.
Steffen Baumgart war nach dem 3:2-Sieg seines 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund euphorisiert. "Es war ein Fußballfest. Zwei Mannschaften, die mit offenem Visier spielen. 20 und 21 Torschüsse – das sieht man nicht oft. Wenn wir so ein Spiel nicht als Fußballfest feiern, dann können wir aufhören. Ich fand es einfach geil. Beide Mannschaften haben alles rausgehauen. Das liebe ich."
Der Trainer der Geißböcke hatte allen Grund zur Freude. Seine Mannschaft hatte sich dem BVB nach einer schwierigen ersten Halbzeit mutig entgegengestellt. Der FC trotzte dem nominell stärker besetzten Gegner und bewies: Funktioniert ein Kollektiv, ist es häufig stärker als die besseren Einzelspieler des Gegners. So auch am Samstag in Müngersdorf.
Modeste verlässt das Kollektiv, das ihn stark gemacht hat
Während der BVB nach der Niederlage mit mangelndem Willen haderte, feierte der FC die Teamleistung. Doch hinter jedem Kollektiv stecken immer auch viele kleine individuelle Geschichten und Wahrheiten – Anthony Modeste weiß davon eine Geschichte zu erzählen.
Der Neu-Dortmunder funktionierte in der Vergangenheit immer nur dann, wenn das Kollektiv funktionierte. Das war unter Peter Stöger so, das war unter Steffen Baumgart so. Wenn die Mannschaft nicht funktionierte, funktionierte auch der Franzose nicht.
So wie am Samstag in Schwarz-Gelb, so wie in weiten Teilen dieser Saison in Dortmund: Modeste braucht eine Wohlfühl-Oase. Diese hatte er in Köln in diesem Sommer zum zweiten Mal nach 2017 aus freien Stücken verlassen. Und er scheint sich zum zweiten Mal zu wundern, warum er bei seinem neuen Klub ein Fremdkörper ist.
Nun droht ihm beim BVB die Bank. Das war ihm unter Stöger und Baumgart beim FC in drei erfolgreichen Spielzeiten nur ein einziges Mal passiert – im Dezember 2015 gegen Borussia Dortmund. Damals erzielte Modeste jedoch als Joker den 2:1-Siegtreffer für die Geißböcke.
"Uns fehlt Tonys Qualität": Was Baumgart damit meint
Sieben Jahre später war einem anderen Spieler der Treffer zum 2:1 für Köln vorbehalten: Steffen Tigges – ausgerechnet Tigges. Nicht der Ex-Kölner Modeste traf gegen seinen alten Klub, sondern der Ex-Dortmunder Tigges gegen dessen alten Klub
Im Sommer war der Angreifer vom BVB zum FC gewechselt, hatte bis dato noch kein Bundesliga-Tor für die Geißböcke erzielt. Dann brachte Florian Kainz (Torschütze zum 1:1) einen Eckball in den Strafraum. Modeste wurde von Ondrej Duda geblockt. Tigges lief perfekt ein, sodass er seinen Kopfball zum 2:1 in die Maschen befördern konnte.
Tigges statt Modeste – die Fans auf den Rängen feierten ihren Torschützen. Für Modeste hingegen hatten sie nur noch Pfiffe übrig. So schnell geht es im Fußball. Auch wenn Baumgart hinterher klarstellte: "Ich bin mir relativ sicher, dass uns eine Qualität wie die von Tony fehlt", sagte der FC-Trainer offen. Was er meinte? "Der ein oder andere Ball wäre (mit Anthony Modeste im Kölner Angriff) besser verarbeitet worden und besser Richtung Tor gekommen. Die Jungs tun alles, die Jungs arbeiten – aber es gibt noch Qualitätsunterschiede, die wir versuchen aufzuholen."
Modeste ist Geschichte beim FC, Tigges und der später eingewechselte Florian Dietz sind die Zukunft. Am Samstag siegte die Zukunft über die Vergangenheit. Auch wenn Tigges und Dietz noch nicht Modestes Qualität haben, haben sie einen Vorteil: das Kollektiv. Modeste hatte sich entschieden dieses zu verlassen. Am Samstag bekam er zu spüren, was das bedeuten kann.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG