Kiel Umfrage: CDU und Günther vier Monate vor der Wahl klar vorn
Hat sich der Wind in kurzer Zeit so gedreht? Knapp vier Monate vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein rangiert die CDU einer repräsentativen Umfrage zufolge in der Wählergunst klar vorn. Im aktuellen Schleswig-Holstein Trend von Infratest dimap im Auftrag des NDR kommt die CDU bei der Sonntagsfrage auf 28 Prozent. Es folgen SPD mit 23 und Grüne mit 20 Prozent. Die FDP steht bei 10 Prozent, die AfD bei 7 und der von der Fünf-Prozent-Hürde befreite SSW bei 4 Prozent. Weiter nicht im Landtag vertreten wäre Die Linke (3 Prozent). Das Parlament wird am 8. Mai neu gewählt.
Eine am 24. November veröffentlichte Insa-Umfrage im Auftrag der "Bild"-Zeitung hatte an der Spitze noch ein ganz anderes Bild ergeben: Danach stand die SPD mit 28 Prozent weit vor der CDU mit 21.
Nach der neuen Umfrage ist eine Fortsetzung der Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP ebenso möglich wie rechnerisch auch andere Konstellationen. Dazu gehören eine Ampel nach Berliner Vorbild (SPD, Grüne, FDP) und ein Bündnis von SPD, Grünen und SSW. 36 Prozent der Befragten setzen erneut auf eine CDU-geführte Regierung. 25 Prozent sind für einen Wechsel zu einem SPD-geführten Bündnis.
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ist der Umfrage zufolge der populärste Politiker im Land: 72 Prozent sind mit ihm zufrieden oder sehr zufrieden. Finanzministerin Monika Heinold - Spitzenkandidatin der Grünen - überzeugt mit 42 Prozent. SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller ist aktuell nur gut einem Viertel der Wahlberechtigten bekannt und wird von 16 Prozent positiv bewertet. Hier lagen die Zustimmungswerte der Spitzenkandidaten von FDP und SSW, Bernd Buchholz und Lars Harms, mit 34 und 24 Prozent deutlich höher. Der AfD-Abgeordnete Jörg Nobis kam auf 13 Prozent Zufriedenheit.
Wäre eine Direktwahl des Regierungschefs möglich, wären momentan 58 Prozent für Günther und 7 Prozent für Ex-Staatskanzleichef Losse-Müller. Heinold käme auf 12 Prozent. Selbst von den Parteianhängern von SPD und Grünen würden je 46 Prozent Günther wählen, nur 20 Prozent Losse-Müller und 30 Prozent Heinold.
Günther zeigte sich erfreut: "Die Umfrageergebnisse zeigen eine hohe Zufriedenheit der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner mit der Arbeit der Landesregierung", sagte er in Kiel. Im Vergleich mit Umfragen in anderen Bundesländern seien die Werte herausragend. 71 Prozent aller Befragten und sogar 74 Prozent der SPD-Anhänger gaben an, mit der Regierung zufrieden oder sehr zufrieden zu sein.
"Wir hatten immer einen realistischen Blick auf die Ausgangslage", äußerte Losse-Müller. Positiv sei, dass es Mehrheiten für eine Koalition aus SPD, Grünen und SSW oder eine Ampel gäbe. Es sei nicht überraschend, dass er derzeit deutlich weniger bekannt ist als der Ministerpräsident. "Unsere Kampagne hat noch nicht begonnen", sagte Losse-Müller. "Die meisten Menschen werden sich erst ab März intensiver mit der Landtagswahl beschäftigen." Dann werde es um Zukunftsthemen und gesellschaftlichen Zusammenhalts gehen. "Unser Ziel ist, stärkste Partei zu werden und die Regierung anzuführen", bekräftigte der SPD-Spitzenkandidat.
Die Grünen wollen weiter um Platz 1 kämpfen. "Wir sind der Motor für die Modernisierung unseres Landes und wollen jetzt stärkste Kraft werden", erklärte Spitzenkandidatin Heinold. Die Ausgangslage sei gut: "Wir liegen sieben Prozent über dem letzten Wahlergebnis und viele Menschen schätzen meine politische Arbeit".
Die Ausgangslage für die FDP sei gut, sagte Spitzenkandidat Buchholz. "Aber wir wollen deutlich mehr." Für die FDP seien zweistellige Umfragewerte vor Wahlen selten. Erfreulich seien die Zustimmungswerte für Jamaika. "Es gibt überhaupt keine Wechselstimmung im Land." Die erfolgreiche Regierung werde im Wesentlichen auch von zwei FDP-Ministern geprägt.
Mit vier Prozent hat der SSW sein bestes Umfrageergebnis seit April 2017. Für ihn sei das Bestätigung und Ansporn, noch einmal richtig Gas zu geben, sagte Spitzenkandidat Harms. Er stellte die vielen kräftigen Preissteigerungen heraus: "Wir werden die kommenden Wochen bis zur Landtagswahl nutzen, um aufzuzeigen, wie sich die Kostenspirale aufhalten und die wirtschaftliche Lage stabilisieren lässt, und wie wir dafür sorgen können, dass niemand in der Gesellschaft mehr zurückgelassen wird." Das sei viel wichtiger als Popularitätswerte, Koalitionsoptionen oder Personaldebatten.
CDU-Landesvize Karin Prien betonte diesen Aspekt: "Die Umfrage zeigt auch, dass die im Hinterzimmer ausgekungelte Strategie der SPD, einen ehemaligen Grünen zum Spitzenkandidaten zu machen, offenkundig völlig an den Wünschen der SPD-Basis vorbei geht", meinte die Bildungsministerin. "Selbst unter den SPD-Anhängern wünschen sich mehr als doppelt so viele Daniel Günther als Ministerpräsident als den eigenen Spitzenkandidaten."