Kiel Losse-Müller glaubt an Mehrheit jenseits der CDU
Der designierte SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller geht von zwei realistischen Optionen für einen Regierungswechsel nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein aus. "Wir haben jetzt schon eine Mehrheit für die Ampel im Landtag und in den in den Umfragewerten", sagte Losse-Müller der Deutschen Presse-Agentur. Neben einer Koalition aus SPD, Grünen und FDP gebe es eine realistische Chance für eine Neuauflage der Koalition aus SPD, Grünen und SSW. "Es gibt eine Mehrheit vollkommen jenseits der CDU im Land."
Die Norddeutschen wählen am 8. Mai 2022 einen neuen Landtag. "Schleswig-Holstein ist kein konservatives Land", sagte Losse-Müller. Das zeige das konstruktive Verhalten der Norddeutschen in der Corona-Pandemie und ihre Zustimmung zu einer offenen Flüchtlingspolitik. "Das ist kein Land, das von einer konservativen Partei geführt werden will. Das ist jetzt zwar mal passiert, hätte wegen anderer Mehrheitsoptionen nach der Wahl 2017 aber nicht passieren müssen."
Seinen im Vergleich zu Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) aktuell deutlich geringeren Bekanntheitsgrad sieht Losse-Müller nicht als großen Nachteil an. Die Menschen würden ihre Wahlentscheidung erst in den letzten Wochen vor der Wahl treffen. Günther habe zwar hohe persönliche Zustimmungswerte in Umfragen. "Und trotzdem ist die CDU nicht stark." Der amtierende Regierungschef habe sich bewusst ähnlich wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für einen Kurs der Mitte entschieden. "Aber am Ende reicht es nicht, die Staatskanzlei in Regenbogenfarben anzustrahlen und mit der Sonnenblume durchs Land zu gehen."
Der 48-Jährige Losse-Müller wechselte erst im vergangenen Jahr von den Grünen zur SPD. Losse-Müller war zur Zeit der Koalition von SPD, Grünen und SSW (Südschleswigscher Wählerverband) unter Regierungschef Torsten Albig (SPD) bis 2017 Chef der Staatskanzlei.
Vor allem bei den Grünen will Losse-Müller einen Wechselwillen ausgemacht haben. Seine ehemalige Partei sei von ihren Positionen zum Klimawandel überzeugt und wolle diese umsetzen. "Und das können Sie in der Jamaika-Koalition nicht und artikulieren es jetzt auch schon öffentlich." Überrascht habe ihn das sehr positive Feedback der Partei zur Ankündigung seiner Pläne, Günther bei der Wahl herauszufordern. "Auch das zeigt, dass das Jamaika-Modell scheitert."
Sozialdemokraten und Grüne hätten es beide in Koalitionen mit der Union versucht, sagte Losse-Müller. "Das hat aber beides nicht funktioniert." Solche Bündnisse lieferten für die Menschen nicht die Antworten, die sie auf drängende Probleme hören wollten. "Und deshalb glaube ich, dass wir jetzt in ein Zeitalter von Rot-Grün Plus kommen werden."
Am Samstag wurde Losse-Müller von seiner Partei bereits als Direktkandidat im Wahlkreis Eckernförde nominiert. Er tritt damit dort direkt gegen Günther an.