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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Spenderzahlen sinken Corona-Impfungen belasten das Blutspendezentrum
Alles konzentriert sich zurzeit auf die Corona-Impfungen. Das belastet indirekt auch das Kieler Blutspendezentrum im Citti-Park. Der Arbeitsaufwand ist gestiegen, trotz rückläufiger Spenderzahlen.
Der große Fokus des Gesundheitssystems liegt zurzeit auf den anlaufenden Corona-Impfungen. Daneben fallen aber andere medizinische Notwendigkeiten nicht einfach weg. Beim Blutspendezentrum der Unikliniken (UKSH) im Citti-Park in Kiel sorgen die Corona-Impfungen indirekt für zusätzliche Belastung. Zudem sind die Spendenzahlen trotz aller Bemühungen gesunken – und der anstehende verschärfte Lockdown könnte die Zahlen möglicherweise weiter drücken. Zumindest aber in einem Punkt kann das UKSH Entwarnung geben.
Blutspenden auch nach Corona-Impfung möglich
Die Befürchtung: Wer sich gegen Corona impfen lässt, falle für eine Blutspende für längere Zeit aus. Tatsächlich trifft das auf gewisse Impfungen, etwa gegen Masern oder Gelbfieber zu, wie Dr. Dagmar Steppat erklärt. Sie ist Oberärztin und Leiterin des Blutspendezentrums im Citti-Park.
Der Grund: Bei Masern- und Gelbfieber-Impfungen werden so genannte Lebendimpfstoffe verwendet, bei denen geringen Mengen funktionsfähiger Keime verwendet werden. "Die SARS-CoV-2-Impfstoffe zählen aber nicht zu den Lebendimpstoffen", sagt Steppat. "Man kann danach ganz normal weiter Blut spenden, auch unmittelbar nach der Impfung." Selbst eine nicht entdeckte Corona-Erkrankung mache das Spenderblut nicht unbrauchbar oder gar gefährlich, denn, so Steppat: "SARS-CoV-2 ist nicht durch Blut übertragbar."
Weniger Blutspender seit Corona-Maßnahmen
Der kommende verschärfte Lockdown wird zumindest auf die Möglichkeit zu Spenden keine Auswirkung haben – jedenfalls nicht über die bereits geltenden Einschränkungen hinaus. Nötig sind eine Anmeldung und möglichst pünktliches Erscheinen sowie Mund-Nasen-Schutz, Abstands- und Hygieneregeln.
Allerdings kommen schon bisher nicht genügend Spender ins Zentrum. "Die Termine sind leider nur zu 70 bis 80 Prozent ausgebucht", sagt Steppat. Sie hofft, dass der verschärfte Lockdown die Situation nicht noch verschlimmert. "Selbst bei voller Auslastung könnten wir nicht ganz die Kapazitäten von vor den Maßnahmen erreichen", so die Oberärztin. Zumindest aber würde es dann reichen, um gerade so viel Blut zu sammeln, wie benötigt wird. An den Kieler Unikliniken sind das laut Steppat wöchentlich etwa 1.000 Spenden, die hauptsächlich bei Operationen und etwa bei der Versorgung von Tumorpatienten zum Einsatz kommen.
Um mehr Spender anzulocken, hat man beim Blutspendezentrum viel Werbeaufwand betrieben, die Menschen über Facebook, Instagram und andere Social-Media-Kanäle angesprochen. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer ging im vergangenen Dezember mit gutem Beispiel voran und ließ sich im Kieler Rathaus vor Pressekameras Blut abnehmen. "Die Werbung hat geholfen", stellt Dagmar Steppat fest, "aber es ist aufwendig, das nebenher auch noch zu leisten, neben all den anderen Dingen."
Mehrbelastung durch Impfungen
Zu den anderen Dingen zählen aktuell und auf absehbare Zeit die besagten Impfungen gegen Corona. Zwar finden die nicht im Blutspendezentrum statt, wie immer wieder irrtümlich von Besuchern angenommen werde, so Steppat. Aber: "Im Moment sind wir sehr stark in der Mitarbeiterimpfung am UKSH involviert. Mindestens drei Mitarbeiter von uns sind zurzeit damit beschäftigt – und das dürfte noch mehr werden, wenn die Impfungen ausgeweitet werden." Das Blutspenden werde dadurch nicht beeinträchtigt, beschwichtigt Steppat. "Es ist aber mehr Arbeitsbelastung – auch wenn das Team hochmotiviert ist und das gerne macht."
Eine gute Nachricht hat die Oberärztin zum Ende aber doch noch. Die von Kieler Studenten entwickelte und kürzlich mit dem "Kreativpiloten 2020"-Preis ausgezeichnete Blutspende-App "Statusplus Blutspende" werde von den Spendern sehr gut angenommen. "Weit über 8.000 Spender nutzen sie mittlerweile", so Dagmar Steppat.
Die bisher nur in Schleswig-Holstein nutzbare App gibt Infos zur Spendentauglichkeit und die eigenen Blutwerte, übernimmt die Terminvereinbarung und erinnert an den nächstmöglichen Spendentermin. Die Kliniken wiederum können Push-Nachrichten an Spender senden, die eine gerade dringend benötigte Blutgruppe haben.
- Gespräch mit Dr. Dagmar Steppat