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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Corona-Ausbruch in Karlsruhe Eine Party in der Bar – 49 Delta-Infizierte
Ein Party in Karlsruhe hat zu einem erheblichen Corona-Ausbruch geführt. Insgesamt 49 Infizierte zählt das Gesundheitsamt inzwischen – und alle haben sich mit der Delta-Variante angesteckt. Das Sozialministerium fordert Konsequenzen.
Am Nachmittag des 2. Juli freuten sich die Betreiber noch. In der Raucherlounge des Karlsruher Klubs "Topsy Turvy" sollte an diesem Abend erstmals seit anderthalb Jahren wieder die kleine Bar öffnen, bei Facebook versprach man von 21 bis 5 Uhr "gewohnt gute Laune".
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Rund zwei Wochen nach dieser Wiedereröffnungsfeier ist der Kater noch immer nicht verflogen: An jenem Abend feierte im Club nämlich auch eine Reiserückkehrerin aus Mallorca mit, außerdem eine infizierte Mitarbeiterin. Seither steigen die Corona-Zahlen in Karlsruhe.
Mittlerweile beziffern Stadt und Landkreis die Zahl der auf diesen Abend zurückverfolgbaren Infektionen auf 49. Bei den beiden Ursprungsquellen steckten sich laut Landratsamt 32 direkt an, 15 infizierten sich wiederum an den Angesteckten.
Viele haben Symptome, Klubchef selbst erkrankt
Viele der Infizierten hätten Symptome, teilte die Stadt mit. Bisher sei jedoch kein schwerer Verlauf bekannt, der zu einer Klinikeinweisung geführt hätte. Er selbst habe sich auch angesteckt, sagte "Topsy Turvy"-Chef Volker Hasch dem Nachrichtenportal "ka-news.de" – obwohl er doppelt geimpft sei.
Jetzt wird über Folgen für den Klub diskutiert. Die Anfeindungen seien teils heftig, so Klubchef Hasch: "Uns erreichen so viele Hassnachrichten. Ich glaube, wenn die Leute könnten, würden sie uns lynchen."
Sozialministerium: Bußgeldkatalog ausschöpfen
Der Verdacht steht im Raum, dass sich der Klub falsch verhalten haben könnte: Das "Topsy Turvy" hat aktuell eine Konzession als Bar. Eine solche braucht laut Stadt als gastronomische Einrichtung bis zu einer Inzidenz unter 35 keine Nachweise für Geimpfte, Genesene und Getestete – ein Klub, in dem auch getanzt wird schon.
Und das baden-württembergische Sozialministerium ist überzeugt, dass an jenem Abend auch getanzt wurde, es also eine Klubnacht war. Dass Besitzer Hasch das als falsch zurückweist und sagt, es habe nur Hintergrundbeschallung gegeben, bezeichnet Amtschef Uwe Lahl als "Schutzbehauptung".
Mitarbeiterin soll Symptome gehabt haben
Der "Stuttgarter Zeitung" sagte er außerdem, die infizierte Mitarbeiterin hätte am 2. Juli gar nicht arbeiten dürfen: Sie habe zu diesem Zeitpunkt Symptome gehabt. Lahl appellierte daher nun an die Behörden vor Ort, den Bußgeldkatalog "entsprechend auszuschöpfen", sofern ein offensichtliches Fehlverhalten nachgewiesen werde.
Ebenfalls misstrauisch macht, dass bei der Feier rund 200 Gäste gewesen sein sollen. Zettel mit Kontaktdaten füllten aber nur etwa 120 aus. Und jeder zweite Zettel habe falsche oder unvollständige Daten enthalten, teilte die Stadt mit. Alle Gastronomen und Organisatoren von Veranstaltungen ruft das Gesundheitsamt jetzt dazu auf, anstatt Zetteln lieber digitale Systeme wie die Luca-App zu nutzen.
- Telefonat mit dem Landratsamt Karlsruhe
- Eigene Recherchen
- "ka-news.de": "'Wenn die Leute könnten, würden sie uns lynchen'"
- "Stuttgarter Zeitung": "Geänderte Regeln für Bars und Clubs?"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa