Sinsheim Hopps Abrechnung: "Anspruch muss Spitzenfußball sein"
Dietmar Hopp packte das Manuskript seiner Rede nach der Abrechnung mit seinem Herzensverein wieder ordentlich in die lederne Aktentasche. Da war es erstmal still bei der Mitgliederversammlung der TSG 1899 Hoffenheim am Samstag im Sinsheimer Stadion. Harsche Kritik hatte der 82-Jährige vor allem - aber nicht nur - an der Bundesliga-Mannschaft geübt: "Ich glaube, es gibt keinen Zweifel, dass wir Konsequenzen ziehen mussten auf der Trainerposition und darüber hinaus."
Dann legte Hopp in ruhigem Ton nach. "Das 0:0 gegen Fürth, das war unentschuldbar. Die drei letzten Spiele waren inakzeptabel, das 1:5 in Mönchengladbach sogar peinlich", sagte er. Die Kraichgauer hatten mit neun sieglosen Spielen am Saisonende als Tabellenneunter einen Europacup-Platz verspielt, davor hatte die Mannschaft sogar auf Kurs Königsklasse gelegen. Trainer Sebastian Hoeneß musste deshalb nach zwei Jahren gehen.
Der Nachfolger steht der "Bild"-Zeitung zufolge fest. Die Unterschrift von André Breitenreiter vom Schweizer Fußball-Meister FC Zürich soll Anfang der Woche bekanntgegeben werden. Die TSG äußerte sich dazu am Wochenende nicht.
Die verpasste Europa-League-Teilnahme würde Hoffenheim etwa 20 Millionen Euro kosten, der verpasste Sprung in die Champions League "noch viel, viel mehr", rechnete Hopp vor. "Die wirtschaftliche Situation ist noch immer vergleichsweise solide. Wohl auch, weil ich als Mehrheitseigner nie Gewinne entnommen habe." Die Hoffenheimer waren in den vergangenen Jahren durch hohe Transfereinnahmen finanziell unabhängig von dem Milliardär geworden.
Hopp hatte bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Oktober seinen Anspruch formuliert, dass Hoffenheim "dauerhaft" Platz sechs oder besser belegen solle. "Ich bleibe dabei, dass wir das Potenzial haben, zu den sechs besten Mannschaften der Liga zu gehören", sagte der SAP-Mitbegründer nun vor dem 15. Erstliga-Jahr der TSG.
Deutlich bemängelte Hopp auch, dass die U23 gegen den Abstieg aus der Regionalliga kämpfte ("Unser Ziel war die 3. Liga"), die U19- und U17 nicht mehr die Klasse vergangener Jahre haben und die Bundesliga-Frauen die Champions-League-Teilnahme verpassten. "Wir besitzen eine Infrastruktur so gut wie kein anderer Verein in Deutschland. Unser Anspruch muss wieder Spitzenfußball sein", mahnte er.
Angesichts der enttäuschenden Entwicklung kündigte der mächtige Mann der Hoffenheimer eine neue Offensive bei der Talentsuche an. Hopp ist schon länger an Nachwuchsprojekten zum Beispiel in Brasilien beteiligt. "Es wird zunehmend schwieriger für kleine Vereine wie die TSG, Vorsorge zu treffen, um ausreichende Qualität in den Kadern zu haben", erklärte Hopp. Deshalb habe er "privat eine größere Investition begonnen, um mehr talentierte Spieler nach Hoffenheim zu bringen".