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Mit Ruhe und Gelassenheit: Post kommt im Spreewald per Kahn


Lübbenau/Spreewald
Mit Ruhe und Gelassenheit: Post kommt im Spreewald per Kahn

Von dpa
05.04.2022Lesedauer: 2 Min.
Post startet wieder die Kahnzustellung im SpreewaldVergrößern des Bildes
Andrea Bunar, Postzustellerin, ist zum Saisonbeginn der Postzustellung per Kahn mit ihrem gelben Postkahn unterwegs. (Quelle: Patrick Pleul/dpa/dpa-bilder)
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Es ist wieder Muskelkraft gefragt: Als Postfrau im Spreewald verteilt Andrea Bunar seit Dienstag wieder Briefe und Pakete im Dorf Lehde auf dem Wasserweg. Mit ihrem Kahn liefert sie pro Woche mehr als 600 Briefe, Einschreiben und Postkarten sowie rund 70 Pakete und Päckchen an 65 Haushalte über die Spreewaldfließe. Über die Jahre komme schon einiges an Gewicht zusammen, berichtet Bunar. Pakete könnten bis zu 31,5 Kilogramm wiegen. Geliefert habe sie auch schon Rasenmäher, eine Hollywoodschaukel oder eine Gartenhecke. Im vergangenen Jahr habe sie sogar einen Strandkorb mit dem Kahn zu Kunden gebracht.

Den neun Meter langen Kahn bewege sie auf der rund acht Kilometer langen Tour mit reiner Muskelkraft, sagt die Postzustellerin. Traditionell nutzt sie dafür ein etwa vier Meter langes Rudel (Ruderstange). In einer Postkahnsaison können etwa 1100 Kilometer zusammenkommen. Die Zustellung sei überdies klimaneutral und leise. Ein Motor sei im Unesco Biosphärenreservat Spreewald nicht gestattet, so Bunar, die mittlerweile die elfte Saison fährt.

Nach dem Winter freue sie sich auf diese Aufgabe. "Es ist schön, auf dem Wasser etwas Ruhe und Gelassenheit zu tanken", sagt die 51-Jährige. Bunar bietet auf ihrer Tour auch einen mobilen Postservice an: Kunden können ihr Briefe und Pakete mitgeben, Brief-und Paketmarken kaufen.

Wenn die Tage kürzer werden, ist Mitte Oktober auch die Postkahnsaison zu Ende. In den Wintermonaten werden die Kunden in Lehde mit dem Postauto beliefert. Das bedeutet für Bunar dann längere Strecken zu Fuß, teils über Brücken und Treppen.

Die Postzustellung per Kahn hat eine 125-jährige Tradition. Damals geschah das auch noch in anderen Orten im Spreewald, da viele Dörfer lange Zeit nicht mit dem Straßennetz verbunden waren. Ende der 1890er Jahre mussten die Bewohner Lehdes ihre Post sonntags beim Kirchgang abholen. Mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Landflucht nahm der Postversand immer mehr zu. Ende des 19. Jahrhunderts richtete die Post als Service-Angebot die Zustellung per Spreewaldkahn ein, um Haushalte besser erreichen zu können. Heute hat sich diese Tradition nur noch im Spreewalddorf Lehde erhalten.

"Durch das Flair des urtypischen Spreewalddorfes mit den eng verzweigten Fließen fühlen sich die Gäste zurückversetzt in eine andere Zeit", sagt Silvia Jonas, Pressesprecherin des Tourismusverbands Spreewald, der dpa. Dass in Lehde die Post noch mit einem Postkahn zugestellt werde, sei einzigartig in Deutschland.

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