Magdeburg Waldbrandgefahr schon früh: Trockenes Geäst "wie Zunder"
Das trockene Wetter hat in Teilen Deutschlands dieses Jahr schon früh zu zahlreichen Waldbränden geführt. Im gesamten Bundesgebiet stiegen die Waldbrandstufen im März zeitweise an. "Was mich beunruhigt ist die Zahl der Waldbrände in diesem Jahr", sagte der Waldschutzbeauftragte Brandenburgs, Reimund Engel. Von Jahresbeginn bis zum 25. März seien bereits 23 Waldbrände im Bundesland gemeldet worden. Zum Vergleich: 2021 waren es bis Ende März vier Waldbrände.
Insbesondere Brandenburg mit seinem sandigen Boden und kienigen Kiefernwälder war in den vergangenen Jahren stark von Waldbränden betroffen. Im Dürresommer 2018 verbrannten bei 512 Bränden etwa 1680 Hektar Wald, sagte Engel. Das entspricht einer Fläche von mehr als 2350 Fußballfeldern.
Der Anstieg der Waldbrandgefahr in weiten Teilen des Bundesgebietes zu Jahresbeginn war jedoch nach Ansicht der Experten nichts Ungewöhnliches. Das sei durchaus normal, wenn die grüne Vegetation noch nicht durchgetrieben ist, sagte der Vorsitzende des Waldbesitzerverbands Sachsen-Anhalt, Franz Prinz zu Salm-Salm. Wenn es nicht regnet, sei das trockene Geäst und die abgestorbenen Pflanzen "wie Zunder". Die grüne Vegetation wirke beruhigend auf die teils angespannte Waldbrandgefahr.
Entsprechend der großen Waldbrandsorgen im Osten wurde in den vergangenen Jahren ein Netzwerk zur automatisierten Früherkennung in mehreren Bundesländern errichtet. "Wir sind sensibler geworden", sagte der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes in Sachsen-Anhalt über den flächendeckenden Ausbau mit dem automatisierten Waldbrandüberwachungssystem "Fire Watch". Allein Brandenburg hat nun 105 optische Sensoren, die Brände früh erkennen sollen. Mecklenburg-Vorpommern hat 22 solcher Kameras und eine Waldbrandzentrale in Mirow.
Auch Sachsen, Berlin und Sachsen-Anhalt überwachten mit neuer Technik das Waldbrandgeschehen. Niedersachsen ist ebenso Teil des Verbundsystem "Fire Watch" mit einer Zentrale in Lüneburg und 17 Sensoren. Diese neue Technik sei ein deutlicher Fortschritt, sagte Lohse. Laut Waldschutzbeauftragtem Engel sieht man bereits die Vorteile des Systems, die Feuerwehren könnten deutlich schneller reagieren und die Brände vernichteten weniger große Flächen.
Das Problem Waldbrand ist komplex. Klar ist, dass die meisten Brände durch Menschen verursacht werden. Meist sei es fahrlässiges Verhalten, das Waldbrände verursache, sagte ein Sprecher des Staatsbetriebs Sachsenforst. Elementare Verhaltensregeln würden nicht beachtet: Dazu zähle der Umgang mit offenem Feuer, das Rauchen im Wald oder abgestellte Autos mit aufgeheizten Katalysatoren.
Der Chef der Waldbesitzer in Sachsen-Anhalt, Franz Prinz zu Salm-Salm, rechnet einen Großteil der Brände mutwilligen Brandstiftern zu. Hier müsse der Staat handeln. "Wir müssen Rücksicht nehmen auf die Natur und wir müssen diese Rücksicht auch durchsetzen", sagte er. Bei der höchsten Waldbrandstufe 5 müssten die Wälder dicht gemacht werden und die Polizei sollte die Einhaltung stichprobenartig kontrollieren. Das passiere aber auch aufgrund fehlender Kapazitäten nicht.
Außerdem müsse in allen Bundesländern weiter an der Löschinfrastruktur gearbeitet werden, sagen Experten. Dazu zählten ausgebaute Forstwege, auf denen die Löschfahrzeuge fahren könnten. Dazu zählten auch Löschwasserstellen. Diese seien entweder nicht im ausreichenden Maß vorhanden oder seien zum Teil nicht systematisch aufgenommen worden. Hier gelte es weiterhin den Druck hochzuhalten. "Im Zuge des Klimawandels wird die Gefahr von Waldbränden zunehmen", schrieb ein Sprecher des Forstministeriums in Sachsen-Anhalt. Ob ein Waldbrandsommer wie 2018 bevorstehe, könne man noch nicht sagen, so der Sprecher. Die Witterung spiele dabei die entscheidende Rolle.