Gelnhausen Wohnungen für Kriegsflüchtlinge: Kommunen sichten Angebote
Nach ihrer Flucht aus der Ukraine benötigen Tausende Menschen in Hessen ein Dach über dem Kopf - das stellt die hessischen Kommunen vor Herausforderungen. Zwar ist die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung riesig und neben den Notunterkünften stellen zahlreiche Bürger, Betriebe und Institutionen Zimmer, Wohnungen oder ganze Häuser zur Verfügung. Es zeichnet sich aber bereits ab, dass die Kapazitäten noch deutlich ausgeweitet werden müssen.
Vom Lahn-Dill-Kreis etwa hieß es, man könne bisher kaum einschätzen, wieviel Wohnraum benötigt wird. "Die Resonanz auf unseren Aufruf über die Wohnraumbörse war enorm, die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung im Lahn-Dill-Kreis ist sehr groß", berichtete eine Sprecherin des Landkreises. "Nach derzeitigem Stand könnten insgesamt bis zu 700 Menschen über privat vermittelten Wohnraum unterkommen." Nach Kontaktaufnahme mit den Anbietern besichtigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung die Objekte und die Umgebung. In der zurückliegenden Woche habe man so eine zweistellige Anzahl von Wohnungsangeboten abarbeiten können. Neben einer Wohnungsbörse akquiriere der Kreis auch weitere Unterbringungsmöglichkeiten und bekomme diese auch angeboten, darunter freistehende Gästehäuser sowie das Kreisjugendheim in Heisterberg.
Darüber hinaus gehört der Lahn-Dill-Kreis auch zu den insgesamt sechs Landkreisen, die Notunterkünfte für jeweils bis zu 1000 Menschen als Ergänzung zur Gießener Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen einrichten. Darunter sind auch die Landkreise Limburg-Weilburg, Wetterau, Marburg-Biedenkopf, Vogelsberg und Hochtaunus. Die Stadt Frankfurt hatte zudem ihr Erstversorgungszentrum im Umfang von 2000 Plätzen in der Nähe des dortigen Hauptbahnhofs ausgebaut. In solchen Notunterkünften sollen die Menschen allerdings möglichst nicht lange verweilen, wie Vertreter des Regierungspräsidiums Gießen vergangene Woche erklärt hatten. Neben den vom Land betriebenen und finanzierten Notunterkünften finden Geflüchtete auch in einer Reihe von Turn- und Mehrzweckhallen vorerst ein Dach über dem Kopf - so beispielsweise im Hanauer Stadtteil Mittelbuchen. Außerdem werden in Hanau mehrere Gebäude einer ehemaligen Wohnanlage der US-Army hergerichtet, in der voraussichtlich bis zu 700 Menschen unterkommen werden.
Beim Main-Kinzig-Kreis geht man davon aus, dass der Wohnraumbedarf in den kommenden Tagen und Wochen noch deutlich zunimmt. Bereits in den ersten beiden Wochen hätten mehr als 1000 Menschen aus der Ukraine Schutz und Unterbringung im Landkreis gesucht, wöchentlich kämen mehrere Hundert Geflüchtete hinzu, heißt es auf der Homepage des Landkreises. Neben kreiseigenen Turnhallen würden auch das Jugendzentrum Ronneburg sowie Hotels genutzt beziehungsweise angemietet.
Aber auch längerfristige Wohnmöglichkeiten ab drei Monaten und mehr würden gebraucht. "Die Geflüchteten brauchen Zeit, anzukommen, sich zu orientieren und nach schrecklichen Erlebnissen zur Ruhe zu kommen. Daher kann der Main-Kinzig-Kreis ihnen keinen weiteren Umzug nach ganz kurzer Dauer zumuten, verbunden mit all den damit einhergehenden Unsicherheiten." Wer Wohnungen, Häuser, Ferienwohnungen, Hotels oder Appartements zur Verfügung stellen kann, wurde gebeten, diese über ein Meldeformular anzubieten. Auf diesem Weg sind nach Angaben eines Sprechers bereits bis zu rund 400 Angebote eingegangen. Rund 600 Geflüchtete seien privat untergekommen, darunter auch bei Freunden, Bekannten und Verwandten.
Der Vogelsbergkreis hatte die Bürger bereits Anfang März dazu aufgerufen, freie Wohnungen zu melden. Bis vergangenen Mittwoch waren nach Angaben einer Sprecherin bereits rund 280 Wohnungsangebote erfasst, tagesaktuell kämen weitere Angebote hinzu, erklärte eine Sprecherin. Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung nähmen gemeinsam mit Vertretern der jeweiligen Kommunen die Wohnungen in Augenschein.
Neben solchen privaten und kommunal vermittelten Wohnungen sind hessenweit auch zahlreiche Geflüchtete in Hotels untergekommen. Der Geschäftsführer des Branchenverbandes Dehoga, Julius Wagner, sprach zuletzt von rund 275 Hotels im gesamten Bundesland, die Platz für rund 8500 Menschen zur Verfügung stellen wollten. Darunter ist auch das Hotel Hyatt Place am Frankfurter Flughafen, wo bereits rund 110 geflüchtete Ukrainer untergekommen sind, wie Direktor Rico Richter sagte. Man wolle besonders traumatisierten Menschen und insbesondere alleinreisenden Frauen und älteren Geflüchteten die Möglichkeit geben, zur Ruhe zu kommen. Um die Vergütung gehe es dabei nicht, bisher gebe es keine Verträge und auch die Verrechnungssätze für die Unterbringung seien nicht bekannt. "Wir möchten unsere Solidarität bekunden und was tun", sagte Richter.