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Hamburg: Megajacht "Solandge" darf Hafen doch verlassen – Besitzer wohl Araber


Neue Details zum Besitzer
Warum die Megajacht "Solandge" Hamburg bald verlassen darf


Aktualisiert am 05.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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Die "Solandge" im Dock 6 der Schiffswerft von Blohm+Voss (Archivbild): Die Jacht darf Hamburg verlassen.Vergrößern des Bildes
Die "Solandge" im Dock 6 der Schiffswerft von Blohm+Voss (Archivbild): Die Jacht darf Hamburg verlassen. (Quelle: Hanno Bode/imago-images-bilder)

Seitdem Russland in die Ukraine eingefallen ist, stehen auch millionenteure Megajachten im Hamburger Hafen im Fokus. Nach Informationen von t-online darf eines der Luxusschiffe Hamburg bald verlassen.

Bei der Werft Blohm+Voss liegen derzeit vermutlich drei Megajachten, die in den vergangenen Wochen für Spekulationen gesorgt haben. Der Grund: In verschiedenen Medien wurde berichtet, dass diese Schiffe russischen Oligarchen gehören, die von Sanktionen betroffen sind.

Nach Informationen von t-online gehört eine davon jedoch keiner Person, die von Sanktionen der Europäischen Union betroffen ist. Das bestätigte ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) auf Anfrage.

Auch das Bundesministerium der Finanzen erklärte auf Anfrage von t-online: "Die deutschen Behörden sind allen bekannten Hinweisen intensiv nachgegangen, auch unter Beteiligung internationaler Partner. Es liegen keine Erkenntnisse über eine aktuelle Beteiligung einer gelisteten Person vor."

Besitzer der Jacht kommt aus dem arabischen Raum

Beide Ministerien sind an einer im März gegründeten Taskforce zur Umsetzung der Sanktionen gegen Russland beteiligt. Mit an diesem Tisch sitzen unter anderem auch weitere Bundesministerien, die Länder, sowie der Bundesnachrichtendienst, das Bundeskriminalamt, der Verfassungsschutz und Zollbehörden.

Wie t-online aus anderer Quelle erfahren hat, soll der Besitzer aus dem arabischen Raum kommen. Bislang war angenommen worden, die "Solandge" gehöre dem russischen Milliardär Suleiman Kerimow, der Eigentümer des Finanz- und Industriekonzerns Nafta Moscow.

Oligarch soll Vermögen von mindestens zehn Milliarden Dollar haben

Kerimows Familie soll laut EU über ein Vermögen von fast zehn Milliarden US-Dollar verfügen, das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" rechnet gar mit 13 Milliarden US-Dollar. Laut "Luzerner Zeitung" gehört dem Milliardär die 106-Meter-Jacht "Amadea", die laut der Schiffsdatenbank "Vesselfinder" vor der Küste Panamas liegt.

Der Oligarch Kerimow steht seit dem 15. März auf der EU-Sanktionsliste, weil er am 24. Februar am Treffen von Oligarchen mit Russlands Präsident Wladimir Putin im Kreml teilgenommen haben soll, um die Folgen des Vorgehens nach den westlichen Sanktionen zu erörtern.

Werft in Hamburg bestätigt: "Solandge" darf Hafen verlassen

Die "Solandge", eine neun Jahre alte und 85 Meter lange Megajacht, wird Hamburg jedenfalls bald verlassen. Das bestätigte ein Sprecher der Werft Blohm+Voss t-online auf Anfrage. Wann genau das passieren soll, sagte er nicht. Schon am vergangenen Freitag hatte die Jacht eine "Erprobungsfahrt" im Hafenbecken absolviert und für Aufsehen gesorgt.

"Jede Jacht, die ausläuft, wird im Vorfeld den zuständigen Behörden gemeldet, von diesen geprüft und daraufhin freigegeben. Dieser Freigabeprozess ist für die Jacht 'Solandge' erfolgreich durchgeführt worden", erklärte der Sprecher der Werft. Am Montagabend lag das Schiff laut der Datenbank "Marinetracker" noch im Dock 16 der Werft in Steinwerder.

Eine Jacht im Hafen unterliegt einem Auslaufverbot

Das Bundesfinanzministerium erklärt weiter, dass es noch weitere Jachten im Hamburger Hafen gibt, "die unter der geltenden Sanktionsverordnung betrachtet werden". Vom Finanzministerium heißt es: "Eine davon ist Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens und unterliegt einem Auslaufverbot, das notfalls zwangsweise durchgesetzt werden muss."

Dabei dürfte es sich um die 2016 fertiggestellte Megajacht "Dilbar" handeln. Sie ist mit 156 Metern fast doppelt so lang wie die "Solandge". Die sechslängste Jacht der Welt ist derzeit wohl gar nicht fahrtüchtig: Als letzte bekannte Position gibt "Vesselfinder" das Trockendock Elbe 17 von Blohm+Voss an. Das Signal stammt vom 5. Januar 2022.

Milliardär Alischer Usmanow ist Freund von Wladimir Putin

Ihr mutmaßlicher Besitzer Alischer Usmanow steht schon seit dem 28. Februar auf der Sanktionsliste der EU. Dass Usmanow der Besitzer der "Dilbar" ist, gilt als gesichert: Eine Kontrollbehörde des Finanzministeriums der Vereinigten Staaten, das Office of Foreign Assets Control (OFAC), listet ihn auf seiner Sanktionsliste als Eigentümer der "Dilbar".

Auf der EU-Liste wird Usmanow als "kremlfreundlicher Oligarch, der besonders enge Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin unterhält", beschrieben. Dem Oligarchen schreibt "Forbes" ein Gesamtvermögen von rund 14 Milliarden US-Dollar zu. Er ist im Bergbau und der Metallindustrie tätig. Außerdem gehört ihm die Tageszeitung "Kommersant".

Oligarch verlor 115-Meter-Jacht an seine Ex-Frau

Die dritte Jacht, die im Hamburger Hafen bei Blohm+Voss liegt, ist die "Luna". Ihr letztes gesendetes Signal stammt laut "Vesselfinder" vom 28. Februar. Auch sie liegt demnach bei Blohm+Voss. Das 2010 fertiggestellte und 115 Meter lange Luxusboot gehörte einst dem Oligarchen und ehemaligen Besitzer des FC Chelsea, Roman Abramowitsch.

Der russische Milliardär soll die "Luna" dann im Jahr 2014 an den Aserbaidschaner Farkhad Akhmedov verkauft haben. Der steht derzeit auf keiner europäischen Sanktionsliste, wenngleich er beste Verbindungen in das politische Moskau hat. Wie das "manager magazin" berichtet, musste Akhmedov nach der Scheidung von seiner Ex-Frau die fast 500 Millionen US-Dollar teure "Luna" im Jahr 2018 seiner ehemaligen Gattin überlassen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Anfrage beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
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