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Mit Kreide und Knieschoner an ermordete Juden erinnern


Erfurt
Mit Kreide und Knieschoner an ermordete Juden erinnern

Von dpa
09.05.2022Lesedauer: 2 Min.
Aktion "Schreiben gegen das Vergessen"Vergrößern des Bildes
Frauen und Männer schreiben Namen auf den Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof. (Quelle: Martin Schutt/dpa/dpa-bilder)
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474 Namen von Menschen, die aufgrund ihres Glaubens oder jüdischen Herkunft im Nationalsozialismus aus der Stadt deportiert und getötet wurden, sind am Montag mit Kreide auf den Erfurter Willy-Brandt-Platz geschrieben worden. Landesrabbiner Alexander Nachama eröffnete die Erinnerungsaktion 80 Jahre nach der Deportation mit einem Gedenkgebet. Mehr als 500 jüdische Thüringerinnen und Thüringer wurden in den Maitagen 1942 aus 42 Orten in der Viehauktionshalle in Weimar gesammelt und von dort verschleppt. Nur eine junge Frau überlebte.

Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Erinnerungsort Topf & Söhne, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek und der Landeszentrale für politische Bildung. "Man sieht erst, wenn es fehlt, wenn es anders gemacht wird, was es bedeutet, wenn man nicht an die Geschichte erinnert", sagte die Oberkuratorin des Erinnerungsortes Topf & Söhne und wissenschaftliche Projektleiterin Annegret Schüle. Das sei aktuell etwa in Russland der Fall. Im Rahmen des Projekts sollten nicht nur die Namen geschrieben, sondern auch die Geschichten hinter den Namen erzählt und erforscht werden.

Spätestens mit dem Ende der Zeitzeugenschaft seien Gedenkstätten dazu aufgerufen, demokratische und nachhaltige Formen der Erinnerung zu finden, sagte Rikola-Gunnar Lüttgenau von der Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora. "Es geht nicht nur darum, dass erinnert wird, sondern wie erinnert wird." Jeder und jede müsse Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit der Geschichte sammeln können. Angebote wie das Schreiben der Namen seien ein solcher Versuch.

Die Aktion in Erfurt ist der Auftakt für weitere Schreibaktionen in Meiningen und Gera. Seinen Abschluss finden soll das Projekt der Künstlerin Margarete Rabow am 19. September in Weimar mit der Niederschrift aller Thüringer Namen, die bis dahin geprüft und dokumentiert werden konnten. Mehr als 6000 Jüdinnen und Juden lebten vor 1933 im Gebiet des heutigen Thüringen. Etwa 2500 sollen im Zuge der Shoah gestorben sein.

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