Erfurt Erfurt sucht nach einem Platz für legale Spontan-Partys
Die Suche nach einem Spontan-Party-Platz für Erfurt geht in eine neue Phase. Die Forderung Kulturschaffender in Erfurt nach einem Raum, an dem junge Menschen und Jugendliche unkompliziert und kostenfrei ihre Kultur leben und Musikveranstaltungen stattfinden können, ist nicht neu. Das Thema kennt Thorsten Glaser von der Freien Kulturkarawane (FKK), einem Bündnis von Kollektiven und Kulturschaffenden im Thüringer Raum, seit Jahren. Dabei sei es in einer Stadt elementar, dass es Plätze gebe, "wo junge Menschen Kultur leben können", so Glaser.
Die Suche nach einem solchen Platz gestaltete sich in Erfurt bisher problematisch. "Man bräuchte eine Fläche, die zentral ist, aber weit weg von der Bebauung", sagte ein Stadtsprecher. Am Freitagabend soll nun im Norden Erfurts ein Platz getestet werden, der zumindest eines dieser Kriterien erfüllt. Die nächste Bebauung ist laut Sprecher "weit weg". Ein Nachteil sei aber, dass er nicht so gut fußläufig zu erreichen ist.
Darüber macht sich Glaser weniger Gedanken. Mit Blick auf nicht angemeldete Raves sagt er: "Wir machen Veranstaltungen, da fahren Leute eine halbe Stunde in den Wald rein, um uns zu erleben." Genau das soll aber nicht mehr nötig sein - fordert auch Fabian Höffner vom Leipziger vak-Kollektiv. Es muss seiner Meinung nach Möglichkeiten geben, die weniger risikoreich sind, als etwa ein Open Air im Wald "oder eine Veranstaltung zu haben, die nach zwei Stunden aufgelöst wird, an der aber zwei bis drei Wochen ehrenamtlich geplant wurde".
Dafür wurden laut Höffner auch in Leipzig mit insgesamt vier Veranstaltungen Testläufe mit Schallmessungen gestartet. Definierte Freiflächen für rein musikalische Veranstaltung gebe es aber trotz erfolgreicher Umsetzung noch nicht, so Höffner.
Es sei durchaus denkbar, dass man einen solchen Platz in Erfurt in Zukunft installiere, sagte Karina Halbauer aus der Erfurter Kulturdirektion. Dieser sollte im Idealfall komplett divers und durchaus auch privat nutzbar sein. "Es geht eigentlich darum, dass man eine zusätzliche Kulturfläche schafft", so Halbauer.
Die Testparty am Freitag sei aber erst einmal nur eine Vorphase, um herauszufinden, ob der Norden Erfurts eine mögliche Destination wäre. Laufe das Schallschutzgutachten in der Nacht gut, müssten weitere Punkte wie Toiletten oder Müll geklärt werden. Einen Spontan-Party-Platz gebe es "frühestens 2022".
In Halle in Sachsen-Anhalt gibt es laut der Stadt zehn Grill- und Lagerfeuerplätze, die für Spontan-Feiern in Betracht kommen. Darunter versteht die Stadt "eine Party mit Beschallungstechnik, die nicht von langer Hand geplant und vorbereitet, sondern aus aktuellem Anlass veranstaltet wird".
Auf Anfrage hieß es aus der zuständen Dienststelle in Halle, Erfurt solle es sich "gut überlegen", solche Feier-Flächen auszuschreiben. Man habe ständig mit Beschwerden von Anwohnern zu kämpfen. Ein Bremer Modell, das die Anmeldung nicht kommerzieller Open Airs innerhalb von 24 Stunden möglich macht, gilt hingegen nach mehreren Jahren als bewährt.
Der Test in Erfurt soll unter echten Bedingungen über die Bühne gehen. Thorsten Glaser vom FKK-Kollektiv sagt: "Dafür bauen wir alles auf und machen mal richtig Krach." Man sei aber guter Dinge und hoffe, dass es nun einen Schritt nach vorne gehe.