Erfurt Kosten fürs Pflegeheim erneut gestiegen: Kritik gegen Reform
In Thüringen sind die Kosten für die Pflege im Heim für Pflegebedürftige erneut gestiegen. Die Eigenanteile kletterten im landesweiten Schnitt auf monatlich 1724 Euro, wie aus Daten des Verbands der Ersatzkassen mit Stand vom 1. Juli hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Das sind 76 Euro mehr als zu Jahresbeginn und 234 Euro mehr als zu Beginn des Jahres 2020. Eine Reform soll zwar Entlastung bringen - stößt jedoch auf Kritik.
Im Bundesdurchschnitt stiegen die Eigenanteile zuletzt auf 2125 Euro. In Thüringen ist ein Platz im Pflegeheim also trotz des Kostenanstiegs vergleichsweise günstig. Die Anteile für Pflege und Betreuung sind in Thüringen mit 615 Euro sogar die bundesweit niedrigsten. Im Bundesschnitt liegt dieser bei 873 Euro. Außerdem sind in der Zuzahlung noch Kosten für Unterkunft und Verpflegung und die anteilig auf die Heimbewohner umgelegten Investitionskosten enthalten.
In Thüringen wurden zuletzt über 135.000 Pflegebedürftige gezählt, 25 000 davon lebten in Heimen.
Entlastung für die Betroffenen soll eigentlich eine Pflegereform bringen, die die Bundesregierung beschlossen hat. Heimbewohner bekommen demnach ab 1. Januar 2022 einen neuen Zuschlag. Der Eigenanteil für die reine Pflege soll damit im ersten Jahr im Heim um fünf Prozent sinken, im zweiten Jahr um 25 Prozent, im dritten Jahr um 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.
Dass im ersten Jahr nur fünf Prozent des Eigenanteils subventioniert werden, "verdient nicht den Begriff einer Reform", kritisierte der gesundheitspolitische Sprecher der Thüringer Linksfraktion, Ralf Plötner, am Mittwoch. Der einzige Ausweg sei eine solidarische Pflegevollversicherung, in die alle einzahlen. "So werden die längst überfälligen Lohnsteigerungen im Bereich der Pflege von der Solidargemeinschaft getragen und nicht auf Einzelne abgewälzt."
Auch die Vorstandschefin des Verbandes der Ersatzkassen, Ulrike Elsner, sagte der Deutschen Presse-Agentur, diese "kleine Pflegereform" reiche bei weitem nicht aus. Es gelte, Pflegebedürftige spürbar zu entlasten und die Finanzierung langfristig zu sichern. Nötig sei unter anderem ein dauerhaft höherer Steuerzuschuss für die Pflegeversicherung.
Aus Sicht des sozialpolitischen Sprechers der AfD-Fraktion im Landtag, René Aust, müsste hingegen der Bund stärker in die Bresche springen. Dazu gehöre die Übernahme der Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen, sagte er.