Erfurt Talsperrenwasser liefert Strom und bewässert Agrarflächen
Eine der größten Talsperren im Thüringer Wald wird für die Stromerzeugung und zunehmend für die Bewässerung von Agrarflächen genutzt. Brauchwasser aus der Schmalwasser-Talsperre bei Tambach-Dietharz (Kreis Gotha) werde auf seinem Weg nach Erfurt durch drei Turbinen geleitet und für zwei Bewässerungsprojekte eingesetzt, sagte Umweltstaatssekretär Olaf Möller auf Anfrage. Es gebe auch Pläne, das Obstbaugebiet Fahner Höhe bei Erfurt mit dem Talsperrenwasser zu versorgen.
Die Thüringer Fernwasserversorgungs-Gesellschaft hat nach Angaben einer Sprecherin 2019 entschieden, eine der beiden Leitungen der aus DDR-Zeit stammenden, 45 Kilometer langen Westring-Kaskade in Richtung Mittelthüringen für Brauchwasser zu nutzen. Durch den Höhenunterschied von 380 Metern könnte das Wasser drei kleinere Kraftwerke antreiben, die Ökostrom lieferten. Eines der Kraftwerke sei an der Geraaue bei Erfurt entstanden, wo das Wasser aus Tambach-Dietharz dann in die Gera geleitet werde.
"Wir rechnen mit jährlich 11,3 Millionen Kilowattstunden Strom", sagte die Sprecherin. Er werde ins Netz abgegeben. Die Einnahmen werde die Thüringer Fernwasserversorgung nutzen, um die Schmalwasser- und die alte Tambacher Talsperre zu unterhalten.
Auf seinem Weg nach Erfurt nutze auch ein Kartoffelanbau-Betrieb in der Verwaltungsgemeinschaft Nesseaue (Kreis Gotha) das Wasser. "Mit ihm haben wir einen Vertrag geschlossen. Er erhielt eine eigene Abnahmestelle." Über die ThüringenWasser GmbH (ThüWa), eine Tochter der Stadtwerke Erfurt, sei zudem eine Weiternutzung des in Erfurt ankommenden Talsperrenwassers für Obstbauern im Gespräch. Die Fahner Höhe bei Erfurt gilt als eines der größten Obstanbaugebiete in Thüringen.
Möller, der Verwaltungsratschef der Thüringer Fernwasserversorgung ist, will die Tambacher und die Schmalwasser-Talsperre aber nicht für die Trinkwasserversorgung abschreiben. "Sie sind weiter eine Trinkwasserreserve für Thüringen." Die zweite Leitung der Westring-Kaskade sei weiterhin Trinkwasser vorbehalten. Es gebe Überlegungen, die Stadt Bad Langensalza (Unstrut-Hainich-Kreis) und die Großstadt Jena mit Talsperrenwasser zu versorgen, so Möller.
Thüringen verfügt nach Angaben der Fernwasser-Gesellschaft über insgesamt rund 120 Stauanlagen, darunter derzeit sechs aktiven Trinkwassertalsperren. Einige Talsperren wie Zeulenroda (Kreis Greiz) oder Heyda bei Ilmenau würden auch touristisch genutzt.