Aktueller Sozialstrukturatlas Kinderarmut spitzt sich in manchen Erfurter Stadtteilen zu

Laut Sozialstrukturatlas ist Kinderarmut in Thüringen regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. In einigen Stadtteilen ist jedes zweite Kind auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen – so auch in Erfurt.
Im Hinblick auf Kinderarmut sind in Thüringen laut Sozialstrukturatlas sehr deutliche regionale Unterschiede zu erkennen. Selbst innerhalb einzelner Städte gibt es demnach Wohngegenden, in denen sehr viel mehr Kinder leben, die auf Hartz-IV-Hilfen angewiesen sind, als in den anderen Stadtteilen. "In einigen Städten ist jedes dritte Kind auf Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums angewiesen", heißt es im aktuellen Thüringer Sozialstrukturatlas. Das Sozialministerium hat das Papier herausgegeben. Dagegen seien in der Hälfte der Kommunen "nicht einmal 4,2 Prozent" der Unter-15-Jährigen auf Stützen durch Hartz-IV-Leistungen angewiesen. "In dreiviertel aller Kommunen liegt die Quote unter 8,8 Prozent."
Auffällig ist den Angaben nach, dass die meisten Kinder, deren Eltern nur über sehr wenig Geld verfügen, nicht in den größeren, sondern in den mittelgroßen Städten leben. So haben Altenburg, Artern und Mühlhausen die höchsten Hartz-IV-Quoten in dieser Altersgruppe. In Altenburg lebten im Jahr 2017 demnach 35,2 Prozent und in Artern 34,2 Prozent der Kinder in Haushalten, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch-II bezogen. In Mühlhausen waren es 30,6 Prozent.
Viele arme Kinder in Erfurts Norden und Südosten
Mit Blick auf die größeren Städte – etwa Erfurt, Jena oder Gera – heißt es in dem Atlas, dass sich dort "die Armutslagen von Kindern in einigen Gebieten extrem zuspitzen". Sowohl in Gera als auch in Erfurt fänden sich einzelne Stadtteile, in denen jedes zweite Kind Hartz-IV-Leistungen beziehe.
In Erfurt lebten arme Kinder vor allem in den Plattenbaugebieten im Norden und im Südosten der Stadt. "In Jena gibt es zwar keinen Stadtteil, in dem über 50 Prozent arme Kinder leben. Aber auch hier zeigt sich gerade in der Großwohnsiedlung Lobeda eine hohe Kinderarmutsquote", heißt es.
Hilfsprogramme für arbeitslose Eltern
Eine Sprecherin des Sozialministeriums sagte, Thüringen versuche seit Jahren mit einer Vielzahl von Programmen sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche überall in Thüringen die gleichen Lebens- und Bildungschancen haben. Dabei sei es immer auch darum gegangen, die Situation der Familien zu verbessern, in denen die Kinder leben.
"Kinderarmut ist immer zugleich Familienarmut", sagte die Sprecherin. Familienarmut wiederum sei wesentlich bedingt durch Arbeitslosigkeit oder zu niedrige Löhne. "Jeder Elternteil, der Arbeitslosigkeit überwindet und einen existenzsichernden Verdienst erzielt, ist der beste Beitrag zum Abbau von Kinderarmut."
- Nachrichtenagentur dpa