Verschwörungsmythen und Weihrauch Querdenker brüllen Habeck nieder – der kontert
Vizekanzler Habeck war zum Wahlkampf in NRW – und ist von Störern massiv angegangen worden. In Dortmund wurde er unter anderem als "Satanist" bezeichnet. Eine Frau schwenkte Weihrauch.
Dutzende Querdenker haben am Montag Wahlkampfauftritte von Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) in Nordrhein-Westfalen gestört. In Bielefeld sorgten nach der Beobachtung eines dpa-Fotografen rund 100 Menschen für ein Dauerpfeifen.
Massivste Störungen dann wenig später auch bei einem weiteren Auftritt in Dortmund: Dort brüllten Habeck rund 150 Menschen nieder. Auf Videos ist ohrenbetäubendes Geschrei festgehalten. Normale Besucher der Veranstaltung mussten sich teilweise die Ohren zuhalten, so laut war es. Was Habeck und Mona Neubaur, die Grünen-Spitzenkandidatin in NRW sagten, war kaum zu verstehen.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Querdenker in Dortmund: "Kinderblut mit Adrenochrom oder sonstwas"
Verabredet hatten sich die Querdenker über die Messenger-App Telegram. Neben "Kriegstreiber"-Vorwürfen, weil Habeck die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gefordert hatte, wurden auch absurdeste Verschwörungserzählungen verbreitet.
Habeck gehöre einer Clique von "Satanisten" an, die vermutlich "Kinderblut mit Adrenochrom oder sonstwas" zu sich genommen habe, behauptete zum Beispiel ein Demonstrant, der zuvor lautstark mitgebrüllt hatte. "Wenn ich das weiß, dann wissen das noch viele andere, das ist kein Geheimnis mehr."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Habeck: "Stärkt mich nur in dem Kurs, den wir gehen"
Als die Polizei Kräfte um die Störer zusammenzog, verteilten sich diese und strömten mit ihren Trillerpfeifen und Sirenen mitten durch das Publikum, wie Reporter vor Ort berichteten. Eine Demonstrantin schwenkte ein Weihrauch-Fass zwischen den Menschen.
Die Lautsprecheranlage, die die Grünen zur Veranstaltung mitgebracht hatten, übertönte den Radau nur in unmittelbarer Nähe der Bühne. Habeck wirkte sichtlich genervt, hielt aber dagegen: "Wenn man sich nur noch mit Trillerpfeifen und Megafonen zur Wehr zu setzen weiß, dann stärkt es mich nur in dem Kurs, den wir gehen, denn offensichtlich sind die Argumente ausgegangen."
Laut Reportern wurde der Einsatz von zwei Megafonen im Laufe der Demonstration verboten. Schließlich drängte eine Polizeikette die Demonstranten sanft zur Seite, damit die Kolonne von Robert Habeck den Veranstaltungsort verlassen konnte.
Besucher: "Eine Trillerpfeife ist kein Argument"
Die Querdenker-Proteste hätten "massiv gestört", sagte hinterher eine Besucherin. "Es war penetrant laut. Eigentlich eine Unzumutbarkeit. Wir leben in einer Demokratie. Ich hätte mir gewünscht, dass die Polizei eingegriffen hätte." Die Situation sei bedrohlich gewesen, sie habe auch eine Rangelei mitbekommen. "Wir haben ausgehalten, wir haben uns ein Stück weiter distanziert, weil wir Angst hatten. Man war so ein bisschen wachsam unterwegs."
Ein anderer Besucher, der Habeck und Neubaur hören wollte, sagte, es habe in den Ohren weh getan. "Zur Demokratie gehört der Austausch von Argumenten. Eine Trillerpfeife ist kein Argument."
- Reporter vor Ort
- Tweets von der Veranstaltung
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa