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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Dortmunds Top-Torjäger Wird Guirassy für den BVB zur Lebensversicherung?
Was wäre der BVB aktuell ohne Serhou Guirassy? Auch vor dem Duell bei Real Madrid ruhen alle Hoffnungen auf dem Top-Torjäger, der vor einer echten Premiere steht.
Fast wäre die Generalprobe von Borussia Dortmund vor der Neuauflage des Champions- League-Finales gegen Real Madrid so richtig schief gegangen. Erst ein später Treffer zum 2:1-Erfolg über St. Pauli hatte am Freitagabend die drei Punkte gesichert – trotz spielerisch mal wieder wenig überzeugender Leistung. Der Torschütze hieß dabei einmal mehr Serhou Guirassy. Der Neuzugang hat sich auf Anhieb als "Lebensversicherung" für den BVB etabliert.
Mit dem Guineer hat die Borussia endlich wieder einen absoluten Top-Stürmer in ihren Reihen, der sich jetzt erstmals auch auf der ganz großen europäischen Bühne beweisen will und kann. Kaum zu glauben, aber wahr: Mit seinen inzwischen schon 28 Jahren wird Guirassy zum ersten Mal in seiner Karriere gegen die "Königlichen" aus Madrid spielen und im altehrwürdigen Estadio Santiago Bernabeu auflaufen. Was für den BVB mit Blick auf die letzten Jahre fast schon Alltagsgeschäft geworden ist, ist für den Angreifer eine Premiere.
Serhou Guirassy: Erst 1. FC Köln, dann VfB Stuttgart
Lange Jahre hatte es gar nicht so ausgesehen, als würde dieser Serhou Yadaly Guirassy, wie er mit vollständigem Namen heißt, mal zu den treffsichersten Stürmern Europas gehören. In der Jugend hatte er zwar gute Ansätze gezeigt, in Frankreich in der U15 auch schon mal 40 Tore in einer Saison geknipst und dort für Stade Laval auch sein Profidebüt gefeiert. In der Bundesliga aber tat er sich lange schwer. Ab 2016 versuchte sich Guirassy drei Jahre beim 1. FC Köln, ohne den Durchbruch zu schaffen.
Sein Stürmer-Stern ging erst richtig auf, als er nach Stationen in Amiens und Rennes beim VfB Stuttgart landete. In der Saison 22/23 gelangen ihm für die Schwaben in 28 Pflichtspielen 14 Tore, ein Jahr später schoss sich Serhou Guirassy mit 28 Treffern in 28 Bundesligaspielen endgültig in die Stürmerelite und zugleich auf den Einkaufszettel des BVB.
Nuri Sahin: Guirassy habe "eine sehr wichtige Rolle"
18 Millionen plus Handgeld ließen sich die Dortmunder den Transfer kosten. Für einen Spieler seiner Klasse eher ein Schnäppchen. Und der 1,87 Meter große Mittelstürmer, der Spielintelligenz, Technik, Einsatzwillen und Kopfballstärke vereint, zahlt direkt zurück. Mit seinem Doppelpack gegen Bochum avancierte er zum Matchwinner.
Mit seinen insgesamt vier Ligatoren ist er bester Torschütze seines Teams, gab mehr Torschüsse ab als jeder seiner Mitspieler. Und dies, obwohl Guirassy die Vorbereitung verpasst und auch an den ersten beiden Spieltagen noch verletzungsbedingt gefehlt hatte. "Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns – und er wird noch besser werden", ist Sportdirektor Sebastian Kehl überzeugt.
Dabei ist es nicht allein seine Torgefahr und Trefferquote, mit der Serhou Guirassy in Dortmund beeindruckt. "Ich bin nicht nur froh, wie er die Tore macht, sondern auch, wie er sich gibt", zollte Nuri Sahin seiner neuen Nummer neun ein großes Lob in Sachen Teamgeist. Er habe beim BVB "eine sehr wichtige Rolle eingenommen, ohne sich zu wichtig zu nehmen".
BVB: Sportchef Sebastian Kehl lobt Serhou Guirassy
Bei allem Ehrgeiz, selbst seine Tore zu machen, überzeugt der Stürmer auch mit einer ausgeprägten Mannschaftsdienlichkeit. Er lässt sich immer wieder fallen, schafft Räume für seine Mitspieler, arbeitet viel fürs Team. Sahin adelte ihn bereits als "fantastischen Fußballer, der nicht nur ein klassischer Mittelstürmer ist, sondern unserem Spiel auch eine andere Komponente gibt". Und Guirassy lässt auch mal einen Ball durch, wenn ein anderer Spieler besser positioniert ist, wie bei seiner Heimpremiere gegen Heidenheim.
Seine Treffsicherheit stellte Guirassy gerade auch erst wieder mit seiner Nationalmannschaft unter Beweis. Im Dress von Guinea gelang ihm in zwei Partien gegen Äthiopien erst ein lupenreiner Hattrick, drei Tage später noch eine Doppelpack. Von der strapaziösen Reise kehrte er als einer der letzten nach Dortmund zurück, wurde gegen St. Pauli aber trotzdem wieder zum Matchwinner. "Er ist super professionell, ein absoluter Profi", schwärmte Sebastian Kehl – und hofft auf eine Fortsetzung am Dienstagabend in Madrid.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen