Jetzt wartet Eintracht Frankfurt Felix Nmecha – vom BVB-Sorgenkind zum Hoffnungsträger
Kaum jemand verkörpert den sportlichen Aufschwung des BVB so wie Felix Nmecha. Nach missratenem Saisonstart wird der 23-Jährige immer wichtiger.
Wenn Borussia Dortmund an diesem Sonntag bei Eintracht Frankfurt antritt, dürfte ein Platz in der Startelf sicher für Felix Nmecha reserviert sein. Seine Leistungskurve zeigt seit Wochen nach oben, erst am Mittwoch erzielte er in Newcastle das Tor des Tages zum 1:0-Sieg und sicherte seinem Team so den ersten Erfolg in der Champions League. Er wird für den BVB endlich zu einem echten Faktor im Spiel – danach hatte es zu Beginn der Saison lange Zeit nicht ausgesehen.
Schon der Transfer von Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg ins Ruhrgebiet stand unter keinem guten Stern. Edin Terzic hatte den damals 22-Jährigen als seinen Wunschkandidaten für die Vakanz im Mittelfeld ausgemacht. Nach dem Abgang von Jude Bellingham suchte der BVB einen Spieler, der für defensive Stabilität sorgen und zugleich offensive Akzente setzen kann, dabei im Mittelfeld eine starke Dominanz und Präsenz ausstrahlt. In einer ähnlichen Rolle hatte der gebürtige Hamburger in Wolfsburg Eindruck gemacht und sich sogar zum Nationalspieler gemausert. Stolze 30 Millionen Euro investierte die Borussia für den Wechsel.
Felix Nmecha steht privat und beruflich in Kritik
Den Fans stieß aber weniger die üppige Ablösesumme für einen Spieler auf, der erst eine Saison lang auf herausgehobenem Niveau performt hatte. Für Unmut sorgte das offenbar fragwürdige Weltbild Nmechas. Dass er im Zusammenhang mit seinem tiefen Glauben in der Vergangenheit bei Instagram homophobe und transfeindliche Inhalte geteilt hatte, rief deutliche Kritik hervor. Im Interview mit t-online sprach der Fanclub "Rainbow Borussen" von einem fatalen Zeichen und einem Signal gegen die Werte des Klubs: "Der Verein hat mit Blick auf die Antidiskriminierungsarbeit seine Authentizität verloren."
Auch sportlich lief es nicht rund für den Neuzugang. Ins Mannschaftstraining konnte er erst mit Verspätung einsteigen, wirkte nicht richtig fit. Sein auffälliger Auftritt im Test gegen Ajax, bei dem er zwei Tore erzielte, sollte sich zunächst als Strohfeuer entpuppen. In den Pflichtspielen kam er kaum einmal in der Startelf zum Einsatz. Er fand keine Bindung zu Spiel und Mitspielern, wirkte oft unkonzentriert und lethargisch, was ihn manches Mal zu einem Risikofaktor machte. Seine Körpersprache bot immer wieder Anlass zu Kritik. Insgesamt war Felix Nmecha in dieser Form eher Sorgenkind als Hoffnungsträger.
Vom Sorgenkind zum Helden?
Marcel Sabitzer, ebenfalls neu in Dortmund, hinterließ einen deutlich stärkeren Eindruck. Erst mit der Verletzung des Österreichers Mitte September stiegen die Spielanteile von Nmecha wieder – und dieses Mal scheint er seine Chance zu nutzen. Gegen Union biss er sich in die Partie, verbuchte einige gute Balleroberungen und seine erste Vorlage. Gegen Bremen überzeugte er mit seinem bislang besten Bundesligaspiel für den BVB, zeigte Präsenz und Zweikampfstärke, stellte seinen explosiven Antritt unter Beweis.
"Nun kann man langsam nachvollziehen, warum wir ihn unbedingt haben wollten", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. Auch bei ihm war im Anschluss eine Menge Erleichterung über den unverkennbaren Aufwärtstrend bei Nmecha zu spüren.
Da passt es ins Bild, dass der Rechtsfuß, der in der Jugend bei Manchester City kickte, in dieser Woche beim Champions-League-Sieg in Newcastle auch sein erstes Pflichtspieltor für die Borussia erzielt hat. Kommt zur körperlichen Robustheit, die er auch gegen die Engländer wieder auf den Platz brachte, jetzt auch Übersicht und Präzision im Abschluss, wird er für die Dortmunder immer mehr zum Unterschiedsspieler. Dass es dem 23-Jährigen am Selbstbewusstsein dazu nicht mangelt, hat er nach seinem Treffer deutlich gemacht: "Wenn ich mehr spiele und mehr Rhythmus kriege, dann bin ich da. Ich weiß, dass ich die Qualität habe."
- Eigene Recherchen