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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Heimatliebe beim Einkaufen Ruhrpott-Rewe in Bottrop: "Hömma, Kasse 1 geht in Betrieb"
Eine Supermarkt-Filiale in Bottrop hat ein außergewöhnliches Konzept: Vom Süßigkeiten-Regal bis zur Kasse ist alles im Bergbau-Stil gehalten. Warum das die Massen anzieht.
Komplett schwarze Decke wie in einem Stollen, herabhängende Grubenlampen und Vogelkäfige: Wer den Supermarkt an der Horsterstraße in Bottrop-Mitte betritt, der staunt nicht schlecht. Zumindest, wenn er das übliche Ambiente einer Rewe-Filiale erwartet hat. Das sucht man in dem Ruhrpott-Supermarkt nämlich vergebens.
Stattdessen findet man originale Kauen-Körbe aus dem Bergwerk Prosper Haniel in Bottrop und Körbe aus Ibbenbüren, die an der Decke angebracht sind. Darin lassen sich getragene Grubenhemden, Handtücher und Arbeitshelme entdecken. Gemüse wird nicht auf einer Digitalwaage gewogen, sondern auf einer historischen Neigungs-Schaltgewichtswaage der Marke Bizerba – eine alte Kaufmannswaage.
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Bei wem da keine Nostalgie und Heimatliebe ausbrechen, der muss vielleicht erst die Sortimentsbezeichnungen in "Pott-Sprache" studieren. Die Abteilung mit Dosengemüse heißt "Allet für zum Kochen" und da wo sonst "Obst und Gemüse" steht, heißt es "Da wo dat Herz schlägt". Die Spirituosen-Abteilung nennt sich "Für Trallafitti" und die Süßwaren-Abteilung trägt die Überschrift "Bunte Tüte vonne Bude".
Damit nicht genug: Geht eine neue Kasse in Betrieb, tönt durch die Filiale der Satz "Glück auf, hömma Kasse 1 geht in Betrieb!". Und bei Schließung dann ganz wortwörtlich: "Tach zusammen, an Kasse 1 is jetzt Schicht im Schacht!". Ungefähr 25 solcher Durchsagen gibt es. Eingesprochen wurden sie alle von TV-Moderator und Komiker Kevin Gerwin, vielen bekannt aus verschiedenen Formaten von Magenta Sport, ProSieben und Sat.1.
Gegenstände sind Orginalstücke
Warten, bis eine Durchsage ertönt, muss man allerdings nicht: Auch die Mitarbeiter grüßen mit "Tach" und "Schüss" oder "Hau rein". Gekleidet sind sie dabei mit moderner Streetwear, die zum Teil aus originalen, für den Bergbau verwendeten Stoffen entstanden ist.
Ausgedacht hat sich das Ganze Filialleiterin Kathrin Gödecke. "Alle Gegenstände wurden uns von ehemaligen Bergleuten zur Verfügung gestellt." Um, so sagt sie selbst, der Region etwas zurückzugeben, was dorthin gehört. "Unser Unternehmen wird heute in der vierten Generation geführt, und unsere Wurzeln liegen in Essen Vogelheim, wo meine Urgroßeltern 1909 eine Metzgerei direkt neben der Zeche Emil-Emscher eröffnet haben", erzählt die Unternehmerin.
Wandel der Region miterlebt
1981 habe die Familie das Geschäft an der Horsterstraße übernommen, das sie seitdem – neben einem weiteren Markt in Kirchhellen – führt. "Wir haben die Entwicklung der Region mit dem Weggang des Bergbaus aktiv miterlebt", sagt Gödecke. Deshalb wolle man der Region mit der Gestaltung des Marktes ein Stück Identität zurückgegeben.
Gödeckes persönliches Highlight ist der nachgebaute Kiosk, der ihrem Urgroßvater Josef, genannt "Jupp", gewidmet ist. Mitten im Supermarkt steht "Jupps Bude", optisch gehalten wie in den 1960er-Jahren, mit Reklame und rot-weißem Verschlag. "Er bildet bei uns im Tagesgeschäft die Kasse 1 – Servicekasse", sagt Gödecke.
Dem Standort etwas Besonderes und Einzigartiges geben, ohne langjährige Kunden mit Modernität zu überfordern – das war der Plan. Bei den Kundinnen und Kunden kommt das gut an. "Wirklich eine nette Idee, mehr als ein Supermarktbesuch", sagt eine Kundin, die vor einem Schild "Hömma! Wat wech is, is wech!" steht. Ein anderer meint: "Ich muss zwar manchmal etwas länger suchen als vor dem Umbau, weil es neue Beschriftungen gibt, aber es ist toll geworden. Mehr Ruhrpott beim Einkaufen geht wohl nicht." Auch Opa Jupp hätte das sicher gefallen – "aber sowat von".
- Eigene Recherchen