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60 Jahre Bundesliga: BVB-Stürmer erzielte erste Tor – Konietzkas Treffer für die Ewigkeit


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Erstes Bundesliga-Tor vor 60 Jahren
Ein Treffer für die Ewigkeit


24.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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BVB Fans betrauern 2012 auf der Südtribüne den Tod von Timo Konietzka. Fünf Tage zuvor war dieser im Alter von 73 Jahren gestorben. (Quelle: imago sportfotodienst)
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Vor genau 60 Jahren erzielte Timo Konietzka das erste Bundesliga-Tor der Geschichte. Der BVB-Stürmer schaffte es vom Bergmann zum Deutschen Meister.

Sein berühmtestes Tor bleibt bis heute ebenso unvergessen wie unsichtbar. Gerade einmal 58 Sekunden brauchte Timo Konietzka nach dem Anpfiff der neu gegründeten Bundesliga, um zur Legende zu werden. Am 24. August 1963 schoss er das erste Tor der Liga-Geschichte. Und kein Fotograf hat es festgehalten.

Mit dem BVB musste der Stürmer damals bei Werder Bremen antreten. TV-Kameras waren keine im Stadion – "und die Fotografen standen alle hinter unserem Tor, weil sie auf einen Bremer Treffer spekulierten", erzählte der gebürtige Lüner später. Er machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Lothar Emmerich war links bis zur Grundlinie durchgestartet, passte in den Strafraum und Konietzka verwandelte aus acht Metern. Insgesamt wurden es 72 Tore in 100 Bundesliga-Spielen für Borussia Dortmund und TSV 1860 München. "Und das ohne Elfmeter und Freistöße. Nur Gerd Müller hat eine bessere Quote als ich", merkte Konietzka nicht ohne Stolz an.

Timo Konietzka hatte einst als Bergmann in 700 Metern Tiefe auf der Zeche Victoria malocht und nebenher beim VfB 08 Lünen gekickt, als ihn 1958 der BVB entdeckte. 20 Jahre jung war er damals und hörte noch auf den Vornamen Friedhelm. "Durch den Fußball kam ich aus dem Bergwerk zu meinem Traumverein und konnte um die Welt reisen, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen", erinnerte er sich später

Trainer Max Merkel baute ihn in die Oberliga-Mannschaft der Borussia ein. Und der 22-Jährige legte im Spätsommer 1960 eine Premiere nach Maß hin: Bei seinem Oberliga-Debüt schoss er das Siegtor zum 2:1-Erfolg gegen Aachen. 110 Spiele absolvierte Konietzka für den BVB noch vor Gründung der Bundesliga und erzielte dabei 79 Tore. Mit Sturmpartner Jürgen "Charly" Schütz bildete er den torgefährlichsten Innensturm der Oberliga West.

Duo etablierte eigenartige Strafstoß-Variante

Das Duo etablierte damals auch eine Strafstoß-Variante der eigenen Art. Etwas, das Konietzka trotz Meistertiteln mit schelmischem Lächeln immer als einen seiner größten sportlichen Erfolge bezeichnete. Schütz stupste beim Strafstoß den Ball nur an, Konietzka lief in den Strafraum und verwandelte. Ein regulärer Treffer – "aber verdutzt schauten Gegenspieler und Schiedsrichter trotzdem", amüsierte sich der Angreifer immer wieder gern.

1963 wurde Friedhelm "Timo" Konietzka Deutscher Meister mit dem BVB, drei Jahre später mit 1860 München. Dorthin war der Stürmer 1965 gewechselt und hatte auch bei den "Löwen" ein Debüt nach Maß auf den Rasen gezaubert. Im Derby gegen den FC Bayern war es erneut der Junge aus dem Ruhrpott, der am ersten Spieltag in der ersten Minute das erste Tor der neuen Saison erzielte.

Seinen Abschied aus der Bundesliga und seinen Wechsel in die Schweiz leitete eine Episode ein, deren tatsächlicher Ablauf nie ganz geklärt wurde. Am 8. Oktober 1966 soll Konietzka beim Spiel von 1860 gegen den BVB den Schiedsrichter attackiert haben. "Stoß vor die Brust, Tritt gegen das Schienbein, Wegschlagen der Trillerpfeife", vermerkte Max Spinnler in seinem Spielbericht. Beim vermeintlichen Übeltäter hörte sich das so an: "Da ist schon was passiert, ich habe gerempelt. Vielleicht hat der Schiri dann aus Angst die Pfeife fallen lassen."

Friedhelm Konietzka brachte das Geschehen am Ende eine sechsmonatige Sperre ein. Er wechselte 1967 zum FC Winterthur in die Schweiz, wo er sein zweites Fußballerglück fand. Nach vier Jahren in Winterthur ging er für zwei Jahre als Spielertrainer zum FC Zürich, ehe er sich ganz auf die Trainerbank setzte. Mit dem FC wurde er zwischen 1974 und 1976 dreimal in Serie Schweizer Meister. In der Bundesliga stand Konietzka als Coach für den BVB und Bayer Uerdingen an der Seitenlinie, die großen Erfolge aber feierte er in der Schweiz und gewann hier auch mit Grashoppers Zürich die Meisterschaft.

Privates Glück in der Schweiz gefunden

Viel wichtiger als sportliche Erfolge aber war ihm sein privates Glück, das er in der Schweiz fand. Hier lernte er Ehefrau Claudia kennen, mit der er das Gasthaus "Ochsen" in Brunnen am Vierwaldstättersee führte. 1988 nahm er die Schweizer Staatsbürgerschaft an. "Ich habe so viel Glück gehabt im Leben", hat Konietzka nach seiner Karriere einmal festgestellt, "und das alles nur, weil ich in der Bundesliga vom Platz geflogen bin." Vom Glück verlassen wurde er, als der Krebs sich in sein Leben fraß. Anfang 2012 wurde bei ihm unheilbarer Gallenkrebs diagnostiziert, am 12. März 2012 setzte er seinem Leben im Alter von 73 Jahren mithilfe einer Schweizer Sterbehilfeorganisation ein Ende.

Bleibt die Frage, wie aus Friedhelm im Laufe der Jahre eigentlich Timo geworden war. Schon bei der Bundeswehr hatte er mit dem auch später für ihn noch so typischen Bürstenhaarschnitt gedient. "Als ich damit zum Training kam, meinte Jockel Bracht, ich sähe aus wie der russische General Timoschenko. Von da an haben mich alle Timo gerufen." 1985 nahm Konietzka diesen Namen auch offiziell an.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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