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Säureattentat auf Innogy-Manager – Zweite Anklage erhoben


Kommt jetzt die ganze Wahrheit ans Licht?
Säureattentat auf Spitzenmanager – zweite Anklage erhoben

Von t-online, dpa, mtt, tht

Aktualisiert am 12.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Manager Bernhard Günther beim Prozess gegen einen der Attentäter: Jetzt wurde in Dortmund dessen mutmaßlicher Mittäter festgenommen.Vergrößern des Bildes
Manager Bernhard Günther beim Prozess gegen einen der Attentäter: Jetzt wurde in Dortmund dessen mutmaßlicher Mittäter festgenommen. (Quelle: Berg/dpa)

Es war eine brutale Attacke, das Opfer ist lebenslang entstellt. Verurteilt wurde jedoch nur ein Täter. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den zweiten mutmaßlichen Täter erhoben.

Fünfeinhalb Jahre nach dem Säureangriff auf den Energie-Manager Bernhard Günther in Haan bei Düsseldorf hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen zweiten mutmaßlichen Täter erhoben. Das teilte ein Sprecher des Landgerichts Wuppertal am Dienstag auf Anfrage mit. Dem 36-jährigen Beschuldigten werde im Wesentlichen schwere Körperverletzung vorgeworfen. Das Wuppertaler Landgericht hat noch nicht über die Zulassung der Anklage entschieden. Die Anklageschrift liege derzeit dem Beschuldigten und seiner Verteidigung zur Stellungnahme vor, erläuterte der Gerichtssprecher.

Der Manager Bernhard Günther war am 4. März 2018 in der Nähe seines Hauses in Haan nach dem Joggen auf einem Fußweg von zwei Männern angegriffen, mit hoch konzentrierter Schwefelsäure überschüttet und schwer verätzt worden. Er hatte sich noch nach Hause schleppen und einen Teil der Säure mit Wasser vom Körper spülen können. Günther schwebte zeitweise in Lebensgefahr und musste mehrfach operiert werden.

Günther vermutet Konkurrenten als Auftraggeber

Günther war zum Zeitpunkt des Anschlags Finanzvorstand der damaligen RWE-Tochter Innogy. Damals stand die Übernahme von Innogy durch Eon unmittelbar bevor. Günther vermutet als Auftraggeber des Säureattentats eine Person in seinem damaligen beruflichen Umfeld, die ihn als Konkurrenten habe ausschalten wollen.

Der 36-jährige Tatverdächtige war Ende Juni erneut festgenommen worden, Beamte vollstreckten in Dortmund einen Haftbefehl. Der Mann stand bereits länger im Fokus der Ermittler. Der Serbe war 2019 in Köln schon einmal festgenommen worden, damals konnte der dringende Tatverdacht nach Angaben der Behörden aber nicht erhärtet werden. Im vergangenen Jahr war wegen der Säureattacke außerdem ein Belgier zu zwölf Jahren Haft wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden.

Günther und sein Anwalt hatten nach der Festnahme des 36-Jährigen die Hoffnung geäußert, dass nun auch der Auftraggeber des Anschlags ermittelt werden könne. "Die Mittelsmänner und der Auftraggeber laufen noch frei herum. Mit der Festnahme des mutmaßlichen zweiten Täters kommen wir ihnen einen entscheidenden Schritt näher", hatte Günther über seinen Sprecher erklärt. "Aus unserer Sicht waren die beiden Täter nicht die Initiatoren des Attentats", ergänzte der Anwalt des Opfers.

Richter: "Der Täter hat im Auftrag gehandelt"

Der Vorsitzende Richter sprach bei der Urteilsverkündung 2022 gegen den Mann aus Belgien von einem Verbrechen, das "an Rohheit und Menschenverachtung kaum zu überbieten" sei. In mehreren Operationen mussten Günther Augenlider und Teile seiner Gesichtshaut transplantiert werden. "Der Geschädigte spürt die Folgen der Tat bei jedem Wimpernschlag", sagte die Staatsanwältin damals. Er sei lebenslang entstellt und leide an starken Schmerzen.

Jetzt könnte die Jagd auf die Hinterleute neuen Schwung bekommen: Der bereits verurteilte Mann schweigt zu der Frage nach den Auftraggebern, er bestreitet die Tat – auch wenn der Richter ihn bei der Urteilsverkündung aufgefordert hatte, er könne auch in der Haft noch auspacken und so seine Strafe verkürzen.

Günther selbst hatte nach dem Urteil im vergangenen Jahr gesagt, er hoffe, dass man dem Verbrechen irgendwann ganz auf den Grund gehen werde, "eventuell auch in Kreisen, in denen man eine solche kriminelle Energie nicht vermuten würde".

Anonymer Hinweisgeber führte auf Spur der Verdächtigen

Der Hinweis auf den nun in Dortmund festgenommenen Mann sowie auf den Verurteilten war von einem unbekannten Informanten gekommen, der gegen erhebliche Geldzahlungen von mehr als 150.000 Euro die Namen genannt hatte. Innogy hatte nach der Tat eine hohe Belohnung für die Ergreifung der Täter ausgesetzt. Aussagen hatte der Hinweisgeber unter Hinweis auf akute Lebensgefahr nur über einen Rechtsanwalt gemacht.

Das mögliche Ziel des Anschlags, Günthers Zukunft als Spitzenmanager zu verbauen, hat die Tat nicht erreicht: Er war nach der Attacke so schnell es ging zur Arbeit zurückgekehrt. Heute ist Günther Finanzvorstand des finnischen Energiekonzerns Fortum, der mehr als 19.000 Menschen beschäftigt.

Verwendete Quellen
  • presseportal.de: Mitteilung der Staatsanwaltschaft Wuppertal und des Polizeipräsidiums Düsseldorf vom 28. Juni 2023
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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