Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Stürmer ist Teil des Offensivproblems Malen bleibt beim BVB ein Sorgenkind
Wieder Wackelkandidat statt Hoffnungsträger? Das aktuelle Offensivproblem des BVB hängt auch mit der stagnierenden Leistung von Donyell Malen zusammen.
Probleme beim Pressing, Nachlässigkeiten bei Standards, unnötige Ballverluste und fehlende Spielintelligenz – es gab mancherlei Kritik, die nach dem enttäuschenden 1:1-Remis gegen den FC Sevilla in den letzten Tagen über den BVB hereinprasselte. Wohlgemerkt aus der eigenen Mannschaft. Spieler wie Mats Hummels und Niklas Süle wurden deutlich.
Doch es gibt noch ein anderes Problem, das zunehmend in den Fokus rückt. Gegen Sevilla war es nicht zu übersehen. Und vor dem Gastspiel bei Tabellenführer Union Berlin an diesem Sonntag ist es auch von Edin Terzic längst als solches ausgemacht: Das Offensivspiel der Dortmunder lahmt. Es mangelt an klaren Chancen und Effizienz. Und Donyell Malen ist dabei aktuell mehr Teil des Problems als Teil der Lösung. Die gute Frühform zum Saisonstart ist beim Niederländer lange dahin.
Technischer Fehler, Ballverlust, Chance vertan
Die Szene aus der 33. Minute im Sevilla-Spiel steht quasi sinnbildlich für die Leistungsdelle, in die Malen – wieder einmal – gerutscht ist. Der öffnende Pass von Mats Hummels, der Konter über Julian Brandt, doch Donyell Malen kann das Zuspiel in die Spitze nicht unter Kontrolle bringen. Technischer Fehler, Ballverlust, Chance vertan. Drei Tage zuvor gegen die Bayern war der 23-Jährige ebenfalls unauffällig geblieben, kam auf zwei wenig spektakuläre Abschlüsse in 70 Minuten. Torgefahr sieht anders aus. In Köln wiederum hatte Malen Anfang des Monats in der ersten Halbzeit bewiesen, dass er eine gegnerische Abwehr beschäftigen kann. Allerdings ohne daraus Nutzen zu ziehen. Gleich dreimal war er in bester Position an Kölns Keeper gescheitert.
Vergebene Großchancen, zu wenige Impulse, insgesamt ein großes Potenzial, das nicht richtig abgerufen wird. Vieles erinnert aktuell an das Bild, das Donyell Malen in seiner Dortmunder Zeit immer mal wieder abgegeben hat und von dem man eine Zeit lang glaubte, er habe es überwunden. Nach einer sehr durchwachsenen ersten Spielzeit im schwarz-gelben Trikot hatte der niederländische Nationalspieler im Sommer neue Hoffnungen geweckt.
Schon beim Lob für den "neuen" Malen schwang Skepsis mit
So fit, agil und torgefährlich wie in der Saisonvorbereitung hatte man Malen lange nicht erlebt. Beim Pokalspiel bei 1860 München im August avancierte die Nummer 21 zum besten Mann auf dem Platz, schoss ein Tor, verbuchte eine Vorlage und zeigte sich ebenso spielfreudig wie zielstrebig. "Es hat richtig Spaß gemacht, so stellen wir uns das vor. Er hat sein Tempo komplett auf den Platz gebracht und war im Eins-gegen-Eins nicht aufzuhalten", hatte Edin Terzic nicht mit Lob gespart.
Mit seiner Leistung war Malen endlich nah dran an den Erwartungen, die der BVB schon bei seiner Verpflichtung als Sancho-Nachfolger hatte. Damals hatte der beidfüßige Niederländer gerade mit der "Elftal" bei der Europameisterschaft stark aufgespielt und damit seine gute Saison in Eindhoven samt 37 Scorerpunkten in 45 Spielen bestätigt. 30 Millionen Euro ließ sich die Borussia den Transfer kosten. In Dortmund kam er in seiner ersten Spielzeit aber nur auf bescheidene fünf Tore und sechs Vorlagen in 27 Partien.
So schwang auch im August dieses Jahres bei allem Lob für den "neuen" Malen bei den Verantwortlichen bereits Sorge und Skepsis mit, ob er seine Leistung bei der Borussia wirklich dauerhaft auf den Rasen würde bringen können. "Dass er ein super Fußballer ist, ist klar. Es geht jetzt darum, diese Leistung konstant zu zeigen", hatte Terzic unmissverständlich formuliert und Fitness, Seriosität und Professionalität eingefordert.
Kehl: "Erwarten Schritt nach vorne"
Doch die Zwischenbilanz Mitte Oktober ist ernüchternd. Aktuell steht der Mann, der bevorzugt auf dem linken Flügel zum Einsatz kommt, nach sieben Einsätzen in der Liga und in der Champions League bei null Scorerpunkten. Zwar hatte ihn zwischenzeitlich ein Muskelfaserriss gestoppt, doch die Verletzung allein genügt nicht mehr, die wahlweise schwankenden oder stagnierenden Leistungen zu erklären.
Entsprechend deutlich wurde vor Kurzem Sebastian Kehl in Bezug auf den Stürmer. "Wir erhoffen uns von ihm einen Schritt nach vorne, gerade was seine Tore und Assists angeht", forderte der Sportdirektor. Die Fähigkeiten von Malen sind wie bei Terzic für Kehl ebenso unstrittig. Gerade in Eins-gegen-Eins-Situationen kann er mit seinen Tempodribblings das Angriffsspiel des BVB unberechenbarer machen und ihm eine besondere Qualität geben. Er muss sie aber auch abrufen. Der Zeitpunkt dazu wäre gerade jetzt mit Blick auf die lahmende Offensive der Borussia nicht der schlechteste.
- Eigene Recherche