Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Abi-Schnitt von 0,7 "Die schlechteste Note, die ich je geschrieben habe, war eine Zwei"
Der Hernerin Dilara-Meryem Isci ist ein Abitur mit 899 von 900 Punkten gelungen. Was die Überfliegerin nun vorhat und was ihr Geheimrezept für den Lernerfolg war.
In den sozialen Netzwerken wird sie bereits als das "erfolgreichste türkische Mädchen in Deutschland" gefeiert, Glückwünsche kommen von allen Seiten. Zu Recht: Der 18-Jährigen aus Herne ist ein Traum-Abitur gelungen. 899 von 900 Punkten fuhr Isci ein, in allen vier Abiturfächern urteilten die Lehrenden: 15 Punkte – sehr gut plus!
"Ich war schon immer eine gute Schülerin und habe mir hohe Ziele gesteckt", gibt die Hernerin zu. Aber so ein Spitzenabitur? Daran hat sie selbst nicht geglaubt. "1,0 war schon das Ziel, damit mir prinzipiell jeder Studiengang an der Universität offensteht", sagt die Schülerin.
Wo ist der eine Punkt geblieben?
Für ein 1,0-Abitur hätten bereits 823 Punkte gereicht. Die 18-Jährige, die als Leistungskurse Deutsch und Geschichte gewählt hatte, übertraf das bei Weitem. Wo aber hat sie den einen Punkt gelassen? "Im Zusatzkurs Sozialwissenschaften hat es im ersten Halbjahr nicht für die 15 Punkte gereicht", sagt sie.
Um die Höchstpunktzahl von 900 zu erreichen, muss ein Schüler in der zweijährigen Qualifikationsphase in allen Fächern jeweils mit der Note "sehr gut plus" (15 Punkte) bewertet werden. Isci verpasste das nur ein einziges Mal.
Einsnuller-Quote steigt seit Jahren
Der nordrhein-westfälische Philologenverband beobachtet, dass die Einsnuller-Quote in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Während 2007 nur 0,64 Prozent der Abiturienten diesen Schnitt erreichten, waren es 2021 ungefähr fünfmal so viel: 3,16 Prozent. Parallel dazu hat sich auch die durchschnittliche Abiturnote von 2,64 auf 2,35 verbessert.
"Die schlechteste Note, die ich je geschrieben habe, war eine Zwei. Und das ist natürlich nicht schlecht", sagt sie. Schon in der Grundschule fiel sie als Überfliegerin auf. "Ich habe mich teilweise gelangweilt", erinnert sie sich.
Tipps für den Lernerfolg
Für andere Schülerinnen und Schüler hat sie Tipps parat: "Vorbereitung ist sehr wichtig. Sobald ich Klausur- oder Testtermine mitgeteilt bekommen habe, habe ich mir einen Lernplan geschrieben", verrät sie. Ebenso wichtig seien Hausaufgaben. "Wer die nicht macht, kann schließlich in der ersten halben Stunde des Unterrichts kaum mitarbeiten und darunter leidet dann auch die mündliche Note", erinnert Isci.
"Man sollte sich nicht zu viel mit anderen vergleichen, sondern seine eigene Lernstrategie entwickeln", betont sie. Manche würden mit Karteikarten und Lernvideos am besten zurechtkommen, andere mit geschriebenen Konzepten und visualisierten Darstellungen. "Mein Motto war immer: Übung macht den Meister – und davon besser zu viel als zu wenig", sagt Isci.
Welche Pläne sie nun hat
"Man kann mich schon als Streberin bezeichnen, aber ich nehme das als Kompliment", sagt sie und lacht. Sie habe sich trotzdem neben der Schule mit Freundinnen getroffen, Sport gemacht und viel gelesen. "Schule ist schließlich nicht alles im Leben", sagt sie.
Dass ihre Großeltern als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kamen und sie nun in der Enkel-Generation so einen Erfolg erzielt hat, macht sie besonders stolz. "Meine Familie freut sich riesig", sagt Isci, deren Eltern ebenfalls Arbeiter sind. Wie es mit diesem Topabitur weitergehen soll, weiß Isci bereits: "Ich möchte Medizin studieren." Aktuell macht sie schon ein Praktikum zum Schnuppern.
- Eigenes Gespräch mit Dilara-Meryem Isci