Chemnitz Corona-Krise: Schlechte Prognosen für Sachens Arbeitsmarkt
Extrem hohe Infektionszahlen und neuerliche Beschränkungen für etliche Branchen überschatten die zuletzt positive Entwicklung am sächsischen Arbeitsmarkt. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit jetzt wieder steigt", erklärte Klaus-Peter Hansen, Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit in Sachsen. Er appellierte an die Unternehmen, Kurzarbeit zu nutzen, um Fachkräfte zu halten. Die Arbeitsagenturen verzeichneten bereits wieder mehr Nachfrage nach Kurzarbeitergeld - vor allem aus den von den neuerlichen Corona-Beschränkungen betroffenen Branchen, sagte Hansen.
Bis in die erste Novemberhälfte hat sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt im Freistaat fortgesetzt. Die Zahl der Arbeitslosen sank zuletzt im Vergleich zum Vormonat um 2,3 Prozent auf knapp 108.900 (Stichtag 11. November), wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Chemnitz informierte. Die künftige Entwicklung werde vom weiteren Infektionsgeschehen und etwaigen Einschränkungen beeinflusst, hieß es.
Die jüngsten Verschärfungen der Corona-Verordnung spiegeln sich in den Daten noch nicht wider. Die Verordnung etwa mit Einschränkungen für Handel und Gastronomie, der Schließung von Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie dem Verbot touristischer Übernachtungen ist erst seit 22. November in Kraft.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat November 2020 waren zuletzt gut 17.700 Menschen in Sachsen weniger arbeitslos (minus 14,0 Prozent). Die Arbeitslosenquote wurde aktuell mit 5,1 Prozent ausgewiesen. Damit liegt sie etwas über dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Im November 2019 betrug die Quote 5,0 Prozent. Den Angaben zufolge sind den Arbeitsagenturen und Jobcentern in Sachsen mehr als 44.500 freie Stellen gemeldet. Gesucht würden vor allem Mitarbeiter in Lager- und Logistikberufen, aber auch im Verkauf, Maschinenbau und in der Metallbearbeitung.
Sorge bereitet Experten die Situation behinderter Menschen am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen in dieser Personengruppe habe im Oktober in Sachsen noch immer mehr als 5 Prozent höher als vor der Pandemie gelegen, teilten die Aktion Mensch und das Handelsblatt Research Institut zu ihrem Inklusionsbarometer Arbeit mit. Menschen mit Behinderung würden langsamer von der Erholung am Arbeitsmarkt profitieren, als Menschen ohne Behinderung, hieß es. Grund seien auch ausgebliebene Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen. Hier drohe ein "Rückstau", der schnell aufgelöst werden müsse, mahnte Institutsleiter Bert Rürup.