Chemnitz "Katastrophale" Lage: Vollversorgung von Patienten in Gefahr
Die Lage in Krankenhäusern vor allem der Region Chemnitz spitzt sich nach Experteneinschätzung dramatisch zu. Als "katastrophal" charakterisierte der ärztliche Direktor des Klinikums Chemnitz, Ralf Steinmeier, am Freitag die Situation. "Die Belegung mit Covid-19-Patienten stößt an die Grenzen des am Klinikum Machbaren." Krankenhauskoordinator Michael Albrecht vom Uniklinikum Dresden warnte davor, dass Krankenhäuser und Kliniken in Sachsen zusammenbrechen. Einer Prognose zufolge könnte Mitte kommender Woche zunächst die Region Chemnitz Intensivpatienten nicht mehr versorgen.
"Aus den Erfahrungen im letzten Winter wissen wir, dass wir ab einer Zahl von 420 Intensivpatienten nur noch 14 Tage Zeit haben, bis die Krankenhäuser und Kliniken in Sachsen zusammenbrechen", sagte er laut einem Online-Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Am vergangenen Mittwoch habe die Zahl schon bei 428 gelegen. Übernächste Woche werde die Zahl einer noch moderaten Prognose zufolge in Sachsen bei 689 liegen.
Größter Engpass seien die Intensivstationen, so Steinmeier. Allein am Klinikum Chemnitz ist den Angaben nach innerhalb einer Woche die Zahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen um 55 Prozent von 20 auf 31 gestiegen, auf Normalstation von 100 auf 135 (Stand Freitag 9.00 Uhr). Noch könne den Erkrankten eine maximal mögliche Behandlung zugesichert werden, erklärte Steinmeier. "Allerdings ist absehbar, dass in näherer Zukunft die vollumfängliche Versorgung sowohl ärztlich als auch pflegerisch eingeschränkt werden muss."
Das OP-Programm am Klinikum werde deswegen auf absolute Notfälle reduziert. Wie lange dieser Notfallversorgungsmodus dauere, sei nicht abzusehen, hieß es. Seit Freitagmorgen unterstützen 15 Soldaten aus dem thüringischen Bad Frankenhausen das Klinikum bei seiner Arbeit.
Der Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin, Thomas Grünewald, forderte Geimpfte und Ungeimpfte auf, ihre Kontakte drastisch zu verringern. "Wir müssen die vierte Welle brechen - hierzu benötigen wir dringend einen harten Lockdown", sagte er.