Chemnitz Diskussion um Gedenkort für NSU-Opfer
Zehn Jahre nach Auffliegen der rechtsextremen Terrorzelle NSU fehlt es in Chemnitz weiter an konkreten Plänen für einen Gedenkort für die Opfer. Die Stadt sei in der Verantwortung, einen solchen Ort zu schaffen, mahnte die Projektleiterin der Ausstellung "Offener Prozess", Hannah Zimmermann, am Sonntag bei einer Podiumsdiskussion in der Neuen Sächsischen Galerie. Chemnitz habe dabei die Chance, aus Fehlern anderer Städte zu lernen. Sie brachte die Idee eines dezentralen Gedenkens über die Stadt verteilt in die Diskussion ein. So könne zum Beispiel die Rolle zahlreicher Unterstützer für den NSU verdeutlicht werden.
Chemnitz gehört zu den letzten Städten mit Bezug zur Terrorgruppe "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) in Deutschland, in denen es bisher keinen Gedenkort gibt. In der Stadt war das NSU-Kerntrio Ende der 1990er Jahre nach seiner Flucht aus Jena mit Hilfe von Unterstützern untergetaucht und hatte später bis 2011 viele Jahre unentdeckt in Zwickau gelebt.
"Ein Gedenkort ist eine Möglichkeit, sich mit den Verbrechen des NSU auseinanderzusetzen und daraus Schlüsse für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen", erklärte Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Mit der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 seien mehrere Ideen und Projekte skizziert worden, um eine Debatte zu Demokratiefeindlichkeit und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft anzugehen. "In die Diskussion um einen solchen möglichen Gedenkort wäre der Stadtrat einzubinden, um einen größtmöglichen gesellschaftlichen Konsens zu erreichen."
Wie in der Diskussionsrunde vorgestellt wurde, soll neben einer Werkstatt für Kultur und Demokratie die Ausstellung "Offener Prozess" in veränderter Form 2025 prominent gezeigt werden. Sie war in den vergangenen Wochen im Rahmen des bundesweiten Projekts "Kein Schlussstrich!" zu sehen. Der Künstler Ulf Aminde, der den Entwurf für die Gedenkstätte zur Erinnerung an die Anschläge des NSU in der Kölner Propsteigasse und der Keupstraße geschaffen hat, warnte davor, dies 2025 als Zeichen einer kritischen Aufarbeitung zu benutzen, wenn es diese in Wirklichkeit gar nicht ausreichend in der Stadt gibt. Wichtig sei, die Perspektiven der Betroffenen ins Zentrum eines etwaigen Gedenkortes zu stellen.