Kritik: Das hat Queen nicht verdient "We Will Rock You" in Bremen: Völlig gaga
"I want to break fr..." – nein, I wanted to break together, nachdem ich mir das Musical "We will rock you" in Bremen angesehen habe. Eine Kritik zur ersten Show im Bremer Metropol-Theater.
Ach, herrlich. Nach zwei Jahren Corona-Pause endlich mal wieder ins Musical. Zurücklehnen, genießen, Emotionen freien Lauf lassen. "We will rock you" gastiert vom 7. bis 12. Juni 2022 im Metropol-Theater in Bremen. Das Queen-Musical versprach mir laut Veranstalter eine "futuristische musikalische Komödie, die inhaltlich und optisch einen Bogen spannt, der auch an die legendären Live-Auftritte von Queen erinnert".
Doch leider wurde der Bogen komplett überspannt: Ich habe zumindest nicht erwartet, dass mit "futuristische musikalische Komödie" eine Darbietung wie "Die Muppets aus dem All" auf Ecstasy gemeint ist. Mir hätte schon Böses schwanen müssen, als auf einem flimmernden Bildschirm angekündigt wurde, dass die Story in der fernen Zukunft auf der zu iPlanet umbenannten Erde spielt. Bitte nicht. Ist es denn nötig, den Geist von Queen in die Zukunft zu verfrachten?
"We Will Rock You" in Bremen: Völlig gaga
Eigentlich egal, denn der Geist von Queen war gar nicht da. An die Kult-Rockband erinnert haben mich nur Charakternamen wie Killer Queen, Galileo, Scaramouche oder die Gaga-Girls. Und die Performance der 24 größten Songs von Queen natürlich. Doch "We Will Rock You" scheitert gnadenlos an dem Versuch, die legendären Queen-Hits in einer authentischen Story zu erzählen. Ich wollte doch so sehr berührt werden, aber das einzige, was sich in mir rührte, waren mein Fremdscham-Sinn und der Wunsch, schnell unter meinem Sitz zu verschwinden.
Die konfuse Science-Fiction-Story auf dem diktatorischen Planeten iPlanet, wo kontrollwahnsinnige Bösewichte gegen Punks kämpfen, hat mich nämlich so gar nicht abgeholt, sondern mich ganz gaga zurückgelassen. Ich fühlte mich wie in einem wilden Mix aus "Mad Max", "Harry Potter" und "Matrix" – allerdings auf Tele5-Niveau. Und das alles unterlegt mit Queen-Songs. Hä? Was soll das? Wenn so die Zukunft aussieht, dann bleib' ich lieber hier.
Die Intention von "We will rock you" habe ich schon verstanden: Die Show sollte witzig und modern sein. Vielleicht wollte man das jüngere Publikum abholen, die Generation "WTF OMG". Oder vielleicht sogar die Älteren. Die, die Facebook gerade für sich entdeckt haben.
Queen-Musical: Tolles Ensemble, niedriges Niveau
Dazu hat man sich allerdings an sehr unlustigen Zutaten bedient. Was traurig ist, denn das Ensemble war toll. Gesang, Tanz, Kostüme – kreativ, bunt, begabt. Aber leider mussten sich die Darsteller auf ein extrem niedriges Niveau herablassen. Kein Dialog schien ohne Beleidigungen wie Spacko, Arsch und Lusche zu funktionieren.
Auch sexistische Äußerungen wie "Frauen und Technik" oder Oneliner wie "Gibt nichts Schlimmeres als Typen, die über ihre Träume reden" sollten das Ganze wohl irgendwie voll cool machen. Achso, Frauen sind Technik-Dummies und Männer dürfen nicht über Träume reden. Haha. Nicht. Sorry, aber das war schon nicht lustig und modern, als Queen noch auf der Bühne stand.
"We Will Rock You": Helene-Fischer-Diss auf Mario-Barth-Niveau
Mein Anti-Highlight war, als Hauptdarsteller Galileo Figaro nach dem Sex mit Scaramouche von ihr den Spitznamen "Knallileo Gigolo" bekommen hat. Das Publikum hat gebrüllt vor Lachen. Auch der Helene-Fischer-Diss in mehreren Szenen war offenbar der absolute Lacher. Man muss sie nicht mögen, aber was hat ein Helene-Fischer-Diss in einem sogenannten Queen-Musical zu suchen? Das ist nichts anderes als Mario-Barth-Niveau.
Wird Queen nicht gerecht
"We Will Rock You" kann Queen kein Gesicht geben. Wahrscheinlich wollte die Produktion das auch gar nicht. Trotzdem ist mir schleierhaft, warum ausgerechnet Queen-Songs für ein wirklich unlustiges, niveauloses und obendrein zum Fremdschämen verführendes Bühnenspektakel herhalten mussten. Da höre ich mir das Best-of von Queen doch lieber zu Hause an und leg meine eigene Performance mit einer Haarbürste als Mikro hin. Das ist zwar nicht weniger peinlich, aber das sieht zumindest niemand.
- Offizielle Website "We will rock you"