Bielefeld Skurrile Erpressung: Supermarkt sollte 60.000 Euro zahlen
Eine ungewöhnliche Anklage wegen versuchter Erpressung hat die Bielefelder Staatsanwaltschaft verfasst. Es geht um einen 76-jährigen Mann, der zwischen März und Oktober 2022 versucht haben soll, einen Herforder Supermarktbetreiber zu erpressen. 60.000 Euro soll der Angeklagte verlangt haben, anderenfalls würde er täglich und rund um die Uhr eine "Bedrohungslage" schaffen. Dazu drohte der Verfasser der Erpresserbriefe mit unvorhergesehenen aber dauerhaften Nadelstichen in allen Filialen des Unternehmens.
Er warnte vor einem Imageschaden für die Firma, denn Kunden könnten sich nicht mehr sicher fühlen. Außerdem verlangte er eine "stille Umsetzung" ohne Polizei. Mit Polizei erhöhe sich die Forderung auf 95.000 Euro.
Ungewöhnlich war auch die Art der Kontaktaufnahme. Der Supermarktbetreiber sollte Klebezettel an einer Litfaßsäule in Herford anbringen. Unterschiedliche Farben der Zettel sollten signalisieren, ob er den Forderungen nachkomme oder nicht. Außerdem sollte dort auch eine Telefonnummer für eine direkte Kontaktaufnahme hinterlassen werden.
Die soll der Angeklagte auch einmal benutzt haben. Als er dabei bemerkte, dass die Polizei bereits eingeschaltet war, erhöhte sich die Lösegeldforderung auf 70.000 Euro. Da hatte die Polizei die betreffende Litfaßsäule bereits im Blick und den Angeklagten dann überwacht. Denn der 76-Jährige war immer wieder mit dem Fahrrad dort gewesen und hatte die Klebezettel fotografiert.
Der ganze Fall zog sich hin, weil gesundheitliche Probleme des Briefeschreibers eine Geldübergabe unmöglich machten. Erst als er dann für Oktober oder November eine Geldübergabe in Form einer "Schnitzeljagd" ankündigte, durchsuchte die Polizei die Wohnung des Angeklagten und fand dort einen USB-Stick mit den Erpresserschreiben. Die genauen Hintergründe für die Tat sind bislang nicht klar, es wird vermutet, dass der 76-Jährige seine Altersversorgung aufbessern wollte.
Die Anklage ist vor dem Schöffengericht in Herford erhoben worden. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest.
- Nachrichtenagentur dpa