Pionier warnt vor Machtmissbrauch Physik-Nobelpreis geht an KI-Forscher
Zwei Forscher aus den USA und Großbritannien haben den Physik-Nobelpreis gewonnen. Die beiden sind KI-Grundlagenforscher.
Der diesjährige Physik-Nobelpreis geht an zwei Pioniere der Künstlichen Intelligenz. Den mit knapp 970.000 Euro dotierten Preis teilen sich der amerikanische Physiker und Molekularbiologe John Hopfield sowie der britische Informatiker und Kognitionspsychologe Geoffrey Hinton, der in Kanada forscht und bis 2023 bei Google gearbeitet hatte.
Hintons Kündigung bei Google hatte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt, weil er die Gelegenheit nutzte, um vor "ernsten Risiken für Gesellschaft und Menschheit" zu warnen, die durch Künstliche Intelligenz entstehen könnten. Skrupellose Machtmenschen würden KI sofort nutzen, um etwa Kriege zu gewinnen oder Wahlen zu beeinflussen, hatte Hinton gesagt. "Glauben Sie keine Sekunde, dass Putin nicht hyperintelligente Roboter bauen lassen würde, mit dem Ziel, Ukrainer zu töten. Er würde nicht zögern."
Grundstein für maschinelles Lernen
Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm ehrte den 91-jährigen Hopfield und den 76-jährigen Hinto, weil sie Werkzeuge aus der Physik genutzt hätten, um den Grundstein für das heutige leistungsstarke maschinelle Lernen zu legen, hieß es. "Das maschinelle Lernen auf der Grundlage künstlicher neuronaler Netze revolutioniert derzeit die Wissenschaft, die Technik und das tägliche Leben."
Hopfield erfand ein nach ihm benanntes Netzwerk, das eine Methode zum Speichern und Wiederherstellen von Mustern verwendet. Der in Großbritannien geborene Hinton verwendete dieses Hopfield-Netzwerk als Grundlage für ein neues Netzwerk, das eine andere Methode verwendet: die Boltzmann-Maschine. Diese kann lernen, charakteristische Elemente in einer bestimmten Art von Daten zu erkennen.
"Wenn ich es nicht getan hätte, hätte es jemand anders gemacht"
"Die Arbeit der Preisträger ist bereits von größtem Nutzen. In der Physik verwenden wir künstliche neuronale Netze in einer Vielzahl von Bereichen, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Materialien mit spezifischen Eigenschaften", sagte Ellen Moons, Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik.
Die "New York Times" bezeichnete Hinton als "Godfather" der Künstlichen Intelligenz. 2012 hatte er sein Start-up für 44 Millionen Dollar an Google verkauft. Bei seinem Ausstieg elf Jahre später verriet er, ein Teil von ihm bedaure sein Lebenswerk. Tröstlich sei allein der Gedanke: "Wenn ich es nicht getan hätte, hätte es jemand anders gemacht."
- nobelprize.org: "They trained artificial neural networks using physics"
- sueddeutsche.de: "KI-Pionier Geoffrey Hinton warnt vor seiner eigenen Technologie"
- tagesschau.de: "Chatbots bald 'intelligenter als wir'?"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa