Tierische Überlebenskünstler Neue Untersuchung: So überlisten Kakerlaken Gifte
Kaum ein Insekt bekämpft der Mensch so stark wie die Kakerlake. Neue Forschungsergebnisse zeigen: Er zieht dabei den Kürzeren.
Kakerlaken zählen zu den verhasstesten Insekten. Seit Langem setzen Menschen Gift ein, um sie zu töten oder paarungsunfähig zu machen. Doch die Schaben sind anpassungsfähig – und haben mehrere Mechanismen entwickelt, um die Gefahren zu umgehen. Das berichtet das US-amerikanische National Public Radio (NPR) unter Berufung auf den Beitrag von Wissenschaftlern in der Zeitschrift "Proceedings of the Royal Society".
Die Forscher untersuchten speziell das Ess- und Paarungsverhalten der Blattella germanica, also der deutschen Schabe. Sie ist eine der am weitesten verbreiteten Kakerlaken-Arten weltweit. Die Tiere lieben Glukose, also Zucker. Mit einer zuckerhaltigen Substanz locken Männchen auch die Weibchen zur Paarung.
Kakerlaken in Florida "einfach nicht zu kontrollieren"
Schädlingsbekämpfer setzen deswegen seit Jahrzehnten Gifte ein, die Glukose oder andere Formen von Zucker enthalten. Die wirkten am Anfang gut. Nach einigen Jahren aber bemerkten die Schädlingsbekämpfer etwas Ungewöhnliches: "Eine Kakerlaken-Population in einer Wohnung in Florida war einfach nicht zu kontrollieren", sagte Insektenforscher Coby Schal dem NPR.
Die herkömmlichen Gifte blieben bei den klugen Schaben wirkungslos, weil sie sich umgestellt hatten: Sie hatten eine Glukose-Aversion entwickelt. Der süße Stoff schmeckte für sie nun bitter – deswegen ließen die Tiere die Köder liegen.
"In den vergangenen zehn Jahren hat die Verwendung von Ködern dramatisch zugenommen", stellt Schal fest. Deshalb vermute er, dass die Populationen von Schaben, die keine Glukose fressen, ebenfalls dramatisch zugenommen haben.
Paarungsverhalten ändert sich fundamental
Für die Schaben eine lebensrettende Maßnahme. Allerdings brachte sie einen entscheidenden Nachteil mit sich: Auch der süße Stoff, mit dem Kakerlaken-Männchen die Weibchen zur Paarung anlocken, schmeckte fortan für Schaben mit Glukose-Aversion bitter. Statt während der Penetration stillzuhalten, zogen Weibchen also einfach ab.
Wiederum passten sich die Kakerlaken an. Die Männchen veränderten erstens die Rezeptur ihres Paarungstranks, die Menge des einfachen Zuckers darin sank. Zweitens beschleunigten sie die Paarung um gut eine Sekunde. Bevor das Weibchen die Glukose wahrnimmt, sind sie so bereits mit dem Männchen vereint.
Insektenforscher zeigen sich im Gespräch mit NPR von der Forschung beeindruckt. Sie zeige, wie anpassungsfähig Kakerlaken seien – und wie der Einfluss des Menschen in kurzer Zeit zur Veränderung eines vermutlich jahrtausendealten Rituals geführt habe.
- npr.org: "These cockroaches tweaked their mating rituals after adapting to pest control"