Wissenschaftlicher Durchbruch? Mäuse mit zwei Vätern geboren
Ein internationales Forschungsteam hat womöglich einen Durchbruch erzielt: Es hat Mäuse gezüchtet, die nur aus männlichen Zellen stammen. Nun erhofft man sich Erkenntnisse für die menschliche Fortpflanzung.
Wissenschaftlern ist es gelungen, Mäuse zu züchten, die nur aus Eiern mit männlichen Zellen stammen. Ein Forschungsteam um den Entwicklungsbiologen Katsuhiko Hayashi von der Universität Osaka hat entsprechende Versuchsergebnisse in London vorgestellt. Darüber berichtet das Wissenschaftsjournal "Nature" am Donnerstag.
Demnach haben die Forschenden bereits 2018 an dem Projekt gearbeitet. Von damals berichtete ein Team, dass es mithilfe von embryonalen Stammzellen aus Sperma Mäusebabys mit zwei Vätern oder zwei Müttern erzeugt hat. Die Babys mit zwei Müttern überlebten bis zum Erwachsenenalter und waren fruchtbar; die Welpen von zwei Vätern lebten nur wenige Tage.
630 Embyronen übertragen
2020 begonnen die Biologinnen und Biologen um Katsuhiko Hayashi, aus den Zellen männlicher Mäuse Eizellen herzustellen. Inzwischen konnten sie anhand der gezüchteten Tiere darlegen, dass sich diese Zellen, nachdem sie befruchtet und in weibliche Mäuse eingepflanzt wurden, Nachkommen entwickeln können. Dafür waren die Zellen genetisch verändert worden, um in einer Laborschale zu Eiern heranreifen zu können. Anschließend hätten die Forschenden die Eizellen mit Mäusesperma befruchtet und die entstandenen Embryonen in die Gebärmutter einer weiblichen Maus transferiert, berichtet "Nature".
Von 630 übertragenen Embryonen haben sich demnach nur sieben Mäusebabys entwickelt. Diese wüchsen aber normal und seien fruchtbar, sagte der leitende Forscher Hayashi bei der Projektvorstellung am Mittwoch.
Gemeinsame Kinder nur von Männern?
Nun erhoffen sich die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen daraus auch Erkenntnisse für die menschliche Fortpflanzung. Keith Latham, beteiligter Entwicklungsbiologe der Michigan State University sagte: "Das ist ein bedeutender Fortschritt mit großem Anwendungspotenzial." Die Forschenden sind demnach der Meinung, dass diese Technik eines Tages dazu genutzt werden könnte, um männlichen Paaren die Möglichkeit zu geben, mit einer aus ihren eigenen Zellen erzeugten Eizelle gemeinsame Kinder zu bekommen.
Dem Journal "Nature" zufolge ist es bis dahin aber noch ein weiter Weg. Die Technik sei noch "weit davon entfernt, beim Menschen eingesetzt zu werden." Forscher Hayashi zeigte sich dennoch optimistisch, dass die derzeitigen Probleme in der Übertragung auf die menschliche Forschung in zehn Jahren überwunden werden könnten. Sein Team werde nun versuchen, die Studie mit menschlichen Zellen zu wiederholen. Forscher Hayashi regte eine breitere gesellschaftliche Diskussion über die Ethik und die Auswirkungen der neuartigen Technik an. "Ich weiß nicht, ob sich diese Art von Technologie wirklich an die menschliche Gesellschaft anpassen kann."
Dem Magazin "Nature" zufolge könnten mit dieser Technik künftig auch Ursachen von Unfruchtbarkeit behandelt werden. Die Studie wird nun in Fachkreisen geprüft.
- nature.com: "The mice with two dads: scientists create eggs from male cells" (englisch)