Wilhelm Brasse: Fotografien aus Auschwitz
Auschwitz-Fotograf und -Häftling Wilhelm Brasse im Jahr 2006 bei der Premiere des Dokumentarfilms "The Portraitist" in Hamburg.
An die vierzehnjährige Polin Czeslawa Kwoka konnte sich Brasse noch genau erinnern, als er mit den italienischen Autoren Luca Crippa und Maurizio Onnis sprach. Das Mädchen wurde kurz vor der Aufnahme von einer Aufseherin mit einem Stock geschlagen, weshalb ihre Lippe blutete.
Vielfach sind die Identitäten der Häftlinge nicht bekannt, die Brasse innerhalb von drei Minuten frontal, im Profil und mit Kopfbedeckung fotografieren musste.
Gut 50.000 Porträts registrierter Auschwitz-Insassen fertigte Brasse in seinen knapp fünf Jahren im größten deutschen Konzentrationslager an.
Neben den Häftlingsaufnahmen musste Brasse auch für den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele fotografieren.
Aber Wilhelm Brasse war nicht einzige Fotograf in Auschwitz: Die Fotografie eines Kollegen von Brasse zeigt die sogenannte Bogerschaukel, benannt nach SS-Oberscharführer Wilhelm Boger, der das Gerät selbst als "Sprechmaschine" bezeichnete. Häftlinge wurden beim Verhör kopfüber und in den Kniekehlen baumelnd an der Stange aufgehängt.
Maximilian Grabner war ein gefürchteter SS-Mann. Als Brasse ihn ablichtete, fürchtete Oberscharführer Walter aufgrund der Brutalität Grabners um das Leben seines Fotografen.
Auschwitz-Birkenau, wo Brasse fast fünf Jahre inhaftiert war, war das größte deutsche Vernichtungslager während des Dritten Reiches. Etwa 1,1 Millionen Menschen wurden in dem KZ getötet, die meisten davon waren Juden.
Für ihr Buch "Der Fotograf von Auschwitz" konnten die Autoren Luca Crippa und Maurizio Onnis mit Wilhelm Brasse kurz vor dessen Tod 2012 sprechen.